"Pio" sagt nach 28 Jahren Tschüss "Pio" sagt nach 28 Jahren Tschüss: Manfred Piotrowsky verlässt IHK-Halle-Dessau

Dessau - Zweifel lässt Manfred Piotrowsky nicht zu. „Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Genau jetzt, kurz nach seinem 63. Geburtstag , ist es für den Geschäftsführer und Leiter der IHK-Geschäftsstelle Dessau an der Zeit, sich in den Ruhestand zu verabschieden.
Zum 1. Februar wird Piotrowsky nach 28 Jahren bei der IHK den Staffelstab an Sven Horn übergeben. Der 44-jährige Volkswirt war bisher Referent für Unternehmensnachfolge bei der IHK - und wird sich künftig um die die Interessen von über 20 000 Gewerbetreibenden in der Region Anhalt kümmern.
Abschied für Manfred Piotrowsky: Es mussten viele Hände geschüttelt werden
Zur Verabschiedung am Mittwoch im Anhaltischen Theater gab es für Piotrowsky noch einmal viele Hände zu schütteln - von 130, teils langjährigen Weggefährten aus Wirtschaft und Politik. Kaum einer fehlte.
Einer dieser langjährigen Weggefährten ist Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras. Noch vor seiner Zeit bei der IHK hatte das heutige Stadtoberhaupt Piotrowsky beim Rat der Stadt Dessau kennengelernt. 1988 war das.
"Pio" war ein Markenname von Manfred Piotrowsky
Piotrowsky kümmerte sich um Verkehr und Energie, Kuras um Sport und Tourismus. „Pio“, so nannten ihn viele Kollegen, „war schon damals ein Markenname“, erinnerte sich Kuras.
Zum Fachwissen kamen auch soziale Kompetenzen hinzu. Der gebürtige Dessauer, der vor seinen Tätigkeiten bei der Stadt und bei der IHK im Waggonbau Dessau arbeitete, wusste, wie man Menschen nehmen muss, wie und wem man politische Witze erzählt und bei wem man es besser lässt.
Manfred Piotrowsky: Ziel immer fest vor Augen
Zu DDR-Zeiten war das Gold wert. Nach der Wende wusste Piotrowsky gut zu netzwerken und die Interessen der regionalen Wirtschaft souverän zu verteidigen.
„Er verlor nie die Contenance und behielt seine Anliegen immer fest im Blick“, lobte der Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, Thomas Brockmeier, aus eigenen Beobachtungen.
Manfred Piotrowsky war immer ein harter Gegenspieler
Kirchen- und Gewerkschaftsvertreter konnten beispielsweise noch so emotional gegen die Lockerung des Ladenschlussgesetzes argumentieren. Piotrowsky machte in den Augen Brockmeiers dabei „eine Bella Figura“.
Auch mancher Politiker, der zum Beispiel Lockerungen bei Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose durchsetzen wollte, wurde freundlich, aber bestimmt vom Leiter der Dessauer IHK-Geschäftsstelle mit seinen Forderungen zurückgewiesen.
Manfred Piotrowsky: Unternehmen sind der Motor der Wirtschaft
Was der Wirtschaft nicht gut tut, da versuchte er bestmöglich Schaden abzuwenden. „Unsere Unternehmen sind der Motor des Wirtschaftens“, sagte der scheidende IHK-Geschäftsstellenleiter selbst. „Die Region kann mit dem Erreichten zufrieden sein“, schätzte Piotrowsky ein.
Seit 1990 setzte er sich bei der IHK für die Belange der regionalen Wirtschaft ein. Er musste mit ansehen, wie zahlreiche Betriebe abgewickelt wurden.
Manfred Piotrowsky vermisst die Aufbruchstimmung in der heutigen Zeit
Gleichzeitig spürte Piotrowsky aber auch eine große Aufbruchstimmung kurz nach der Wende, die er und die Präsidentin der IHK Halle-Dessau, Carola Schaar, heute etwas vermissen.
Tausende Existenzgründer begleitete er bis heute auf ihrem Weg. „Mit mehr Selbstbewusstsein sollten wir unsere gute Entwicklung kommunizieren“, forderte Piotrowsky. Regionale Unternehmen haben längst mehr Arbeit als besetzte Stellen.
Manfred Piotrowsky bleibt der Wirtschaft ehrenamtlich treu
Ab Februar sollen seine Ehefrau Bärbel, Reisen und die Enkelkinder die Hauptrolle in seinem Leben spielen. Der Wirtschaft bleibt er über sein ehrenamtliches Engagement im Wirtschafts- und Industrieclub Anhalt treu.
„Der Karton mit den Notizen der offenen Lebensträume ist noch ganz voll“, sagte Piotrowsky. Es ist für ihn genau jetzt an der Zeit, alles abzuarbeiten. (mz)