Pflastersteine der Marke Ehl
Dessau-Roßlau/MZ. - 1 200 Beschäftigte
Die Ehl AG unterschätzt man leicht in Dessau. Zu Unrecht. 1976 von Bernhard Ehl im rheinland-pfälzischen Kruft gegründet, 1990 in die neuen Länder, nach Dessau, expandiert, hat die Firma deutschlandweit heute 1 200 Beschäftigte in 34 Werken und 2007 einen Umsatz von 220 Millionen Euro erwirtschaftet. In Bremen entsteht gerade das Werk Nummer 35.
Seit Mai 2002 zählt die Ehl AG zur CRH-Gruppe, die ihren Stammsitz im irischen Dublin hat, in 24 Ländern über 80 000 Mitarbeiter zählt und damit eines der weltweit führenden Unternehmen der Baustoff- und Betonsteinindustrie ist. Die Ehl AG ist eine selbständig geführte Tochter. Das markante grüne Logo tragen Dutzende Lkw durch Deutschland. Die Zentrale der neuen Bundesländer sitzt in Dessau in einem unscheinbaren Industriebau in der Industriestraße 5, die vor ein paar Jahren noch die Kochstedter Kreisstraße 5 war. Navigationssystem verwirrt so etwas.
Im Jahr 1998 war das letzte Mal ein sachsen-anhaltischer Wirtschaftsminister bei der Ehl AG. "Der hieß damals noch Klaus Schucht", sagt Polke und bringt Reiner Haseloff ins Grübeln. "Das ist aber schon eine Weile her." Im November 2006 hatte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Polke einen Besuch versprochen. 14 Monate später hält Haseloff Wort. Wenn auch mit fast halbstündiger Verspätung. "Wir", schüttelt der Minister entschuldigend den Kopf, "sind in der Kochstedter Kreisstraße hin und her geirrt."
2007 war für die Ehl AG ein gutes Jahr. Aus der Europa-Zentrale in Holland ging ein Extra-Lob nach Deutschland. "Wir sind Marktführer in Deutschland und in den neuen Ländern", sagt Polke, der im Osten für knapp 500 Beschäftigte verantwortlich ist. Knapp 200 davon arbeiten in den fünf stark spezialisierten Werken in Sachsen-Anhalt, saisonal ist die Zahl leicht schwankend. "Unsere Geschäfte", erzählt das Vorstandsmitglied, "fahren wir in neun Monaten ein."
Die Ehl AG kümmert sich um große Firmenkunden und beliefert den Fachhandel samt seiner vielen Baumärkte. 3 000 verschiedene Produkte weist ein Katalog auf. Ständig drängt die Firma mit neuen Produkten auf den tatsächlich immer bunter werdenden Pflastermarkt. Doch Sorgen bleiben. Der Wegfall der Eigenheimzulage hat zu einem dramatischen Rückgang beim Eigenheimbau geführt. "Uns fehlen die Garageneinfahrten", klagt Polke. Die mangelnde Finanzkraft der Kommunen verkompliziert die Situation. "Das wenige Geld, das da ist, wird für Brücken und Umgehungsstraße ausgegeben." Mit einem Effekt, den Polke zur Genüge kennt. "Wenn ich irgendwo in die zweite Reihe gehe, dann brauche ich Gummistiefel."
Polke kennt den Ausweg. "Ich baue im Bauamt 100 Leute ab und nehme die gesparten Löhne für Investitionen. Die Leute finden dann wieder Arbeit und wir haben alle was davon." Freunde in der Stadtverwaltung macht sich Unternehmer Polke mit solchen Ideen nicht. "Doch das ist mir egal."
Haseloff versteht die Probleme, kann daran nur wenig ändern. "Bei der verkehrlichen Infrastruktur hat der Osten den größten Nachholbedarf", sagt der Minister, der staunend durch das Werk geht, das im Winter nur auf halber Kraft fährt. 8 000 Quadratmeter Pflaster kann die Ehl AG in Dessau jeden Tag herstellen. Im Drei-Schicht-System. Mit 18 Mann Besatzung. "Das ist die doppelte Menge, die früher von 1 000 Mann im alten Plattenwerk hergestellt wurde", erzählt Polke schmunzelnd. Früher. Haseloff, der Mann aus Wittenberg, schüttelt nur den Kopf.
Buch ist in Druck
Polke verspricht ihm zum Abschied ein Buch. 180 Vorzeigeobjekt aus ganz Deutschland, umrahmt von Ehlschem Pflaster. Das Buch ist gerade in Druck. "Schicken Sie uns ein paar Exemplare", forderte Haseloff. Bei Investorengesprächen sollen die Bücher mit überreicht werden. Den dazu passenden Werbespruch kennt der Minister schon. "Mit Ehl bauen, heißt Dessau stärken, heißt Sachsen-Anhalt stärken."