Gegen „Geldverbrennung“ Ortschaftsrat Roßlau votiert für schnelle Lösung statt grundhaften Ausbau des Triftwegs

Roßlau - Diese Abstimmung stand nicht auf der Tagesordnung. Aber sie geht als einstimmiges Votum ins Protokoll zur Ortschaftsratssitzung und an die Verwaltung: Für die dringend erforderliche bauliche Ertüchtigung des Triftweges entlang der Biethe zum Industriegebiet Hafen Roßlau/Hydrierwerk Rodleben fordert der Ortschaftsrat Roßlau eine schnelle Lösung und lehnt den von der Stadtverwaltung präferierten grundhaften Ausbau ab.
Der Rat bittet den Ausschuss für Bauwesen, Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt, Alternativen zur bisherigen Arbeitsrichtung zu überprüfen. Zwei Varianten hat Roßlau der Stadtverwaltung unterbreitet. Aber auch ein Treffen kürzlich mit dem Ausschussvorsitzenden Eiko Adamek, Tiefbauamtsleiter Falk Säbel, Ortsbürgermeisterin Christa Müller und Ortschaftsrat Peter Vester brachte keinen Durchbruch.
„Die Stadt rechnet aktuell für ihr Projekt mit einem 3-Millionen-Vorhaben und hat wohl auch schon Fördermittel beantragt“
„Macht Schluss mit der unnötigen Geldverbrennung und Gehwegen nach x-fachen DIN-Normen. Wir brauchen einen funktionstüchtigen Zuweg für die Transporte zum Hafen“, fordert der stellvertretende Ortsbürgermeister Jörn von der Heydt, auf dessen Veranlassung zwei alternative Ideen samt Kostenvoranschlägen unterbreitet worden waren.
„Die Stadt rechnet aktuell für ihr Projekt mit einem 3-Millionen-Vorhaben und hat wohl auch schon Fördermittel beantragt. Aber wir wissen weder, ob die Baupreise steigen, noch, wie die Förderung, wenn sie denn kommt, kofinanziert werden soll“, interveniert der Vize-Ortsvorsteher. Für ihn sei das „Steuerverschwendung schlimmsten Ausmaßes“.
Die Ausbau-Alternative geht von Kosten von 300.000 Euro aus und sei noch in diesem Jahr zu realisieren
Die Ausbau-Alternative geht von Kosten von 300.000 Euro aus und sei noch in diesem Jahr zu realisieren. Dann wäre der Triftweg für weitere fünf bis zehn Jahre in Ordnung. „Nicht DIN-gerecht, aber 1000-mal besser als jetzt.“ Selbst wenn die Ausbesserung zwei oder dreimal wiederholt werden müsste, käme man in Summe auf 900.000 Euro - aber längst nicht auf drei Millionen.
Diese vehement verfochtene Meinung überzeugt die Runde. Jetzt solle man „auch gegenüber der Verwaltung den Ton anziehen“, plädiert Ortschaftsrat Klemens Koschig für einen Triftweg mit neuer Tragschicht und speziellem Dünnschichtbelag. Und auch Unternehmer Erik Schulz ist strikt dagegen, Geld aus dem Fenster zu schmeißen ohne Hoffnung auf baldige Sanierung.
Um die Ortsumfahrung Roßlau haben Stadt und Bürger seit den 1990er Jahren gekämpft
Die Roßlauer Ablehnung des grundhaften Ausbaus erklärt sich weiter aus dem bisher endlosen Warten auf die Teil-Ortsumfahrung der Bundesstraße 184 Roßlau/Tornau. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 erscheint der zweistreifige Neubau über 3,7 Kilometer für 34,5 Millionen Euro als „Vordringlicher Bedarf“.
Die von Stadt und Land favorisierte Trasse über das Gelände der Schiffswerft ist bestätigt. Um die Ortsumfahrung haben Stadt und Bürger seit den 1990er Jahren gekämpft. Und wenn sie endlich kommt, dann sei der Triftweg nur noch eine Anwohnerstraße... (mz)