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Ordnungsamt Dessau Ordnungsamt Dessau: Chefin Marlis Lindner geht nach 25 Jahren in den Ruhestand

Von Silvia Bürkmann 07.05.2017, 11:20
In das Haus war Marlis Lindner seit dem ersten Tag verliebt, ihre Mitarbeiter hat sie ins Herz geschlossen.
In das Haus war Marlis Lindner seit dem ersten Tag verliebt, ihre Mitarbeiter hat sie ins Herz geschlossen. Sebastian

Dessau - Ein letztes Bild nach 25 Dienstjahren an der Spitze des Amtes und 45 Arbeitsjahren im öffentlichen Dienst? Die Kulisse hat sich Marlis Lindner ausgesucht. Schöner wäre nur der Gropius-Bau am August-Bebel-Platz im Sonnenschein, aber diesen malerischen Hintergrund spülte der Regen im Mai 2017 hinweg.

Sofort verliebt in das Historische Arbeitsamt

Das Innere wiegt schwerer-  und 1998 schien überdies die Sonne. Als die AOK den Standort wechselte und Marlis Lindner auf Raumsuche für das Straßenverkehrsamt den Rundbau des Historischen Arbeitsamtes betrat, hat sie sich sofort in das Haus verliebt. „Zeitlos und vom Licht durchflutet, ich war hin und weg“, erinnert sie sich lächelnd.

Es dauerte in Summe noch gut fünf Jahre. Dann hatte Marlis Lindner, nunmehr Chefin des Amtes für öffentliche Sicherheit und Ordnung/Verkehr der Stadtverwaltung, die Behörde in neuer Struktur um sich versammelt. Fast komplett. Bürgeramt, Standesamt und Ausländerbehörde sind im Rathaus in der Zerbster Straße ansässig.

Angefangen hat Marlis Lindner als Chefpolitesse

Mit 99 Mitarbeitern ist das „Ordnungsamt“, so die übliche Verkürzung im Sprachgebrauch der Leute, das größte Amt der Stadt. „Doch nicht nur in Zahlen“, betont die Amtsleiterin. „Wir werden am häufigsten von Bürgern frequentiert und nachgefragt.“ Entweder in Sachen Kfz-Zulassung und Fahrerlaubnis einschließlich Bußgeldstelle. Oder zu allgemeinen Verkehrsangelegenheiten bei Baustellen oder Parkmöglichkeiten. Jagd- und Fischereiwesen, Versammlungsrecht und Ladenöffnungszeiten gehören gleichfalls unter den Schirm vom Ordnungsamt wie sämtliche Gewerbeangelegenheiten.

Nach außen hin präsent sind zudem die Dienstuniformen vom Stadtordnungsdienst (SOD). Der Außendienst ist die zentrale Vollzugs- und Ermittlungsbehörde der Stadt und versteht sich zugleich als Ansprech- und Servicepartner für die Bürger.

Die wiederum verknappen Ordnungsamt und Stadtordnungsdienst auf ein Wort: Knöllchen! Markig, aber unzulässig verkürzt, weiß Marlis Lindner einerseits, wie die Leute in der Stadt und ihren Vororten reden.

Und andererseits, welch’ enormes Aufgabenbündel ihr Amt zu schultern hat. Und nach 25 Jahren als dessen Chefin erinnert sie sich heute schmunzelnd daran, wie ihre Laufbahn bei der Stadtverwaltung im Februar 1991 startete - als Chefpolitesse!

Bewegter Strukturwandelt nach der Wende

Der Aufbau der Selbstverwaltung nach der Wende rief die junge Ökonomin aus der Statistikstelle und die nach Fernstudium an der Universität Leipzig frischgebackene Diplomwirtschaftsingenieurin in einen bewegten Strukturwandel. Sie erlernte gemeinsam mit neu eingestellten Politessen die rechtlichen Grundlagen, durfte das neue Sachgebiet aufbauen und auch mit Personal besetzen.

Im Juli 91 war sie selbst Leiterin der Bußgeldstelle. Von den 1991/92 eingestellten insgesamt 20 Politessen sind heute noch immer sechs im Dienst und mit der Chefin „in die Jahre“ gekommen.

Familie ist  starker Rückhalt in der ganzen Zeit

Die Behörde hat noch mehrfach Gesicht und Profil umgeformt. Mit der Stadtfusion Dessau-Roßlau wuchs das Amt zwischenzeitlich auf 130 Mitarbeiter an. Konsolidierung und Freisetzung machten auch vor dem August-Bebel-Platz nicht halt. 2009 schließlich komplettierten Ausländerbehörde, Standesamt und Bürgeramt die neue Struktur.

Nächsten Mittwoch nimmt die Chefin nun ihren Hut. Ihr Büro sieht schon auffällig aus- und aufgeräumt aus. Der Abschied von Kollegen und Haus fällt nicht leicht. „Wir haben so viel miteinander erlebt und bewegt.“

Künftig gebührt der Familie der allererste Rang. Ihr Mann Gerhard hat Marlis Lindner über Jahrzehnte den Rücken freigehalten und gestärkt. Zwei Kinder, ein Abend- und ein Fernstudium, der Ausbau des Hauses in Kleinkühnau und immer die Arbeit als Amtsleiterin - „ohne meine Familie hätte ich das nie geschafft.“ (mz)