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Notfallhilfe Notfallhilfe: Kampfansage dem plötzlichen Herztod

29.05.2002, 17:05

Dessau/MZ/ihi. - Dass Minuten über Leben und Tod entscheiden können, weiß Siegfried Steiger aus eigener schmerzlicher Erfahrung. Bei einem Unfall wurde sein Sohn Björn 1969 schwer verletzt. Als nach über einer Stunde der Krankenwagen eintraf, war der Junge gestorben. Björn Steigers Tod veränderte die Notfallhilfe in Deutschland grundlegend, denn seine Eltern gründeten eine Stiftung, die den Namen ihres Sohnes trägt und die dafür sorgte, dass inzwischen in Deutschland 6 000 Notrufsäulen an Straßenrändern stehen und die Deutsche Rettungsflugwacht mit heute 41 Hubschraubern bundesweit ins Leben gerufen wurde.

Die neue Initiative der Stiftung firmiert unter dem Titel "Kampf dem Herztod", und innerhalb derer war das Ehepaar Steiger am Mittwoch im Regierungspräsidium zu Gast. Dort übergab Siegfried Steiger im Beisein von Regierungspräsident Friedrich Kolbitz je ein Frühdefibrillationsgerät bzw. drei Ausbildungsgeräte an Hilfsorganisationen der Kreise Anhalt-Zerbst, Bernburg, Bitterfeld, Köthen und Wittenberg sowie Dessau. Insgesamt werden von der Stiftung etwa 900 Geräte dieser Art - sie geben bei plötzlichen Herzversagen Stromstöße an den Verunglückten ab - als kostenlose Dauerleihgabe an die Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands im Wert von 2,3 Millionen Euro übergeben. Verbunden sind diese Leihgaben mit der Auflage, dass nach einer gewissen Anlaufzeit mindestens 20 Personen monatlich an den Defibrillatoren ausgebildet werden. "Wird dies nicht erfüllt, holen wir die Geräte notfalls auch zurück", machte Siegfried Steiger am Mittwoch klar.

Was drastisch klingt, dient letztlich jedoch dem Ziel: So viele Menschen als möglich derart auszubilden, dass sie in der Lage sind, Menschenleben zu retten, keine Scheu haben. Immerhin sterben jährlich rund 130 000 Menschen am plötzlochen Herztod. 350 pro Tag. Und es ist laut Steiger ein vermeidbarer Tod, denn beherztes Eingreifen innerhalb von drei bis fünf Minuten würde, so Steiger, bei plötzlichem Herzversagen den zwangsläufigen Tod verhindern. Da Rettunsgkräfte diese knappe Zeitspanne fast nie bedienen können, setzt die Björn Steiger Stiftung auf die Bevölkerung, also auf ausgebildete Arbeitskollegen, Familienangehörige, Passanten, die helfen können. Steiger propagiert dabei eine kurze Ausbildungszeit von zwei Stunden, schließlich ginge es nicht um das komplette Erste-Hilfe-Programm. Dass der Traum von einer in diesem Gebiet ausgebildeten Bevölkerung kein Hirngespinst ist, beweisen die USA. Dort beispielsweise sind alle Bewohner Seattles geschult. Ein Ziel auch für Deutschland, dem man wünscht, dass es irgendwann erreicht wird.