Neuer heller Stern am Musikhimmel
Roßlau/MZ. - Generalstabsmäßig hat der 31-Jährige, der sich selbst den Künstlernamen "Carter" gegeben hat, das Unternehmen "Down Below" von der soliden Basis einer bürgerlichen Existenz aus geplant. Nun scheint sich die verbissene Hartnäckigkeit auszuzahlen. Am 8. Oktober unterschrieben Kaltofen, Matthias Barwig, Alexander Lysjakow und Tony Matthias als "Down Below" einen langjährigen internationalen Plattenvertrag bei der Major-Plattenfirma Universal.
"Hätte uns jemand vor zwei Jahren erzählt, dass wir mal eine Major-Band werden, wir hätten es ihm nicht geglaubt", denkt Kaltofen an die lange Zeit vor dem Durchbruch zurück. Die Initialzündung für den Erfolg ist für ihn klar: "Das war die Verpflichtung von Sänger Matthias Barwig." Barwig alias "Neo Scope".
Ende 2002 führte der Zufall Barwigs damalige Band "Turn" ins Tonstudio von Down-Below-Bassist Alexeander Lysjakow. Dort traf Kaltofen auf den smarten Wahl-Zerbster: "Ich fand die Stimme einfach gut, er konnte mit neuen Songs sofort etwas anfangen, einfach improvisieren", erinnert sich der Down-Below-Erfinder an die erste Begegnung. Barwig selbst grinst. "Nachdem klar war, dass der alte Down Below-Sänger aussteigt, habe ich sofort zugesagt. Als Mike mich anrief, war ich gerade dabei, die Koniferen in meinem Garten zu verschneiden, ich war total aufgeregt und bin wie wild herum gesprungen."
Damals war Down Below gerade aus der Vorgängerband Cryptic Carnage entstanden, nachdem der Death-Metal-Sound der frühen Jahre immer synthesizer-lastiger und weicher geworden war. Die Arbeiten am Debütalbum "Silent Wings: Eternity" waren in vollem Gange. "Mike hatte dieses Ägypten-Konzept entwickelt - und ich spielte eben eine Rolle, mit Pharaomaske und eingeölt", erinnert sich Barwig. "Richtig wohl habe ich mich damit aber noch nicht gefühlt."
Als Barwig die ersten eigenen Songs einbrachte, wusste auch Mike "Carter" Kaltofen, dass er die Funktion des Bandleaders nun nicht mehr allein ausfüllen muss. "Ich bin Pragmatiker, deshalb auch das Konzeptalbum. Ich kann meine Gefühle nicht so auf den Punkt ausdrücken wie Matze. Seine beiden Songs sind einfach am besten angekommen, er ist eindeutig der kreative Kopf. Ich kümmere mich um die Organisation."
Richtig Fahrt nahm die Erfolgsgeschichte aber erst durch den Kontakt zum damaligen Schandmaul-Manager Marcel Klein auf. Nach langer Überzeugungsarbeit übernahm er den "Fall" Down Below und stellte den ersten Kontakt zum Plattenlabel Universal her. "Das war nervenaufreibend, da gab es Höhen und Tiefen", blickt Mike Kaltofen auf die schwierigen letzten Monate zurück. "Nach guten Nachrichten ist dann manchmal monatelang gar nichts mehr passiert. Und dann, wenn man schon nicht mehr daran geglaubt hat, gab es wieder einen Ruck."
Der letzte Ruck brachte die Synthi-Rocker aus Anhalt auf die Bühne des Franzclubs in Berlin. Dort veranstaltet die Plattenfirma regelmäßige so genannte Open-Mic-Sessions, um sich einen Eindruck von potentiell interessanten Bands zu verschaffen. Der Down-Below-Auftritt war ein Erfolg, ein Demo mit vier Songs wurde finanziert und produziert und nach weiteren zermürbenden Monaten und zähen Verhandlungen war der Plattenvertrag unterzeichnet.
Am Montag hat die Produktion des neuen Albums begonnen. In Münster, in den Principal-Studios. "Da haben schon Guano Apes und H-Bloxx Titel aufgenommen", freut sich "Carter". Eine erste Single ist für das kommende Frühjahr geplant, die Platte mit dem Arbeitstitel "Sinfony 23" soll folgen, eine große Europatour als Vorband ist so gut wie sicher. Und die großen deutschen Festivalbühnen wollen Down Below im Jahr 2007 auch unsicher machen.
In der Dachwohnung in Roßlau brennt also die Luft. Und wenn "Carter" und "Neo Scope" in der unscheinbaren Straße in die unauffällige Mittelklasse-Limousine steigen, dann weht ein leichter Duft von Erfolg durch die Schifferstadt.