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Neueinsteiger freuen sich über ihr Glück beim Bieten

Von HAUKE HOFFMEISTER 08.11.2009, 19:59

DESSAU/MZ. - "Ich werde wohl heute nichts finden", sagt Marion Radke enttäuscht, als wieder einmal ein Fahrrad, das sie doch so gerne ihr Eigen nennen will, an jemand anderes geht. "Schade, das Rad hätte ich gerne gehabt." Unbedingt will sie eines der 33 angebotenen Fahrräder, die am Samstagvormittag in der Tiefgarage unter dem Rathaus versteigert werden, für ihre Tochter erwerben, "Vielleicht reicht es ja noch für ein Hinterreifen", hofft sie.

Es ist die große Versteigerung der Fundsachen, die sich im Dessau-Roßlauer Fundbüro angesammelt haben und dort mindestens ein halbes Jahr lang aufbewahrt wurden. Nun liegen die unzählig vielen Objekte unter der Leuchtstoffröhre, die Licht in die dunklen Tiefgarage wirft: Jacken, Taschen, Parfum, Duschbad, Uhren, Ketten und natürlich Fahrräder, für die sich die meisten Menschen interessieren. Schon einige Zeit vor der Auktion können sich mögliche Interessenten umsehen. Am Ende wird sich der Auktionator freuen, das "unwahrscheinlich viel weggegangen ist". Nach seiner ersten Schätzung werden aus dem Erlös zwischen 1 300 und 1 500 Euro in die Stadtkasse fließen.

Seit 1997 versteigert der Mitarbeiter im Dessauer Fundbüro Thomas Linkert die Fundsachen. Bei den Auktionen treffe er viele Menschen wieder: "Ich erkenne oft Gesichter wieder", erzählt er. Sogar ein Fahrradhändler aus der Region um den Bodensee herum soll unter den Mitbietenden sein. Der sei jedes Jahr bei der großen Auktion in Dessau dabei.

Eigenwillig ist es schon auf solch einer Auktion mit der Preisentwicklung. Mal werden die Gegenstände weit unter dem Preis gehandelt, mal wiederum recht teuer. Gelegentlich findet sich auch kein Käufer. Einige bieten gleich mehr als das Doppelte vom Anfangsgebot. Da staunt auch der Auktionator nicht schlecht. So schaukeln sich die Preise bis auf 170 Euro hoch. "Besser wäre, in kleinen Beträgen höher zu steigern", erklärt Linkert, "aber schließlich muss ja jeder selber wissen, wie viel Wert einem das Objekt ist."

"Man bedenke, zum Damenfahrrad gibt es auch gleich noch einen Korb", erzählt er jetzt den vielen Menschen die hinter dem Absperrband stehen und ein altes kaputtes Fahrrad begutachten. "Fünf Euro sind geboten", spricht er in sein Mikrofon. "Zwanzig!" schreit jemand aus den hinteren Reihen. Der Bieter wird das alte, kaputte Fahrrad bekommen. Kleine Mängel haben viele Räder. Bei einem fehlt der Sattel, beim anderen ist der Lenker mehr ab als dran.

Andere Bieter wiederum machen ein ganz besonders Schnäppchen: "Ich habe noch nie bei einer Auktion mitgemacht", sagt der stolze Besitzer eines alten Diamant-Fahrrads, Tobias Tuchen. Fünf Euro musste er dafür bezahlen. Umso glücklicher ist er jetzt: "In Dessau werden so viele Fahrräder geklaut, da reicht mir ein billiges vollkommen aus."

Auch Marion Radke nutzt noch ihre Chance. Sie ersteigert für ihre Tochter ein Mountainbike. Nachdem der Hammer gefallen ist, springt sie vor Freunde in die Luft. Sie ist glücklich, ein schickes blaues gefedertes Mountainbike kaufen zu können. "Ein Fahrrad wurde meiner Tochter geklaut, ein anderes hat sie zu Schrott gefahren", erzählt sie als neue stolze Besitzerin, "nun bekommt sie endlich ein neues Fahrrad."