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Nach Entschärfung in der Siedlung Nach Entschärfung in der Siedlung: Dessauer Bombe wird in der Altmark gesprengt

Von Lisa Garn 05.07.2018, 06:51
Der Sprengkörper wurde auf einen Spezialtransporter verladen und in die Colbitz-Letzlinger Heide gebracht.
Der Sprengkörper wurde auf einen Spezialtransporter verladen und in die Colbitz-Letzlinger Heide gebracht. Lutz Sebastian

Dessau - Nach dem Bombenfund und deren Entschärfung sind die Reste noch am Dienstag in die Colbitz-Letzlinger Heide gebracht worden. In der Außenstelle des Technischen Polizeiamtes Sachsen-Anhalt ist für die kommenden Wochen die Zerstörung des Materials geplant.

„Die Bombe aus Dessau wird bei nächster Gelegenheit kontrolliert gesprengt“, sagt Sprecherin Grit Merker. In der Anlage in der Altmark werden Munition aus den beiden Weltkriegen sowie explosive Hinterlassenschaften der sowjetischen Streitkräfte unschädlich gemacht.

Letzter Bombenfund in Dessau war im Jahr 2010

Am Dienstagmorgen war bei Bauarbeiten in der Hermann-Löns-Straße eine britische Bombe gefunden worden. Sie stammt mutmaßlich von einem Luftangriff auf Dessau im Zweiten Weltkrieg. Das Gebiet musste evakuiert werden, etwa 2200 Menschen waren betroffen. Die Entschärfung vor Ort sei eine „Sache von Minuten“ gewesen, sagt Merker. Ein mechanischer Zünder musste entfernt werden, zudem ein Zwischenstück, der so genannte „Detonator“. Auch er ist mit Sprengstoff gefüllt.

Es braucht eine ruhige Hand, einen kühlen Kopf und Wissen

„Das ist schon eine heikle Angelegenheit. Selbst wenn der Zünder raus ist - wenn dieser Detonator beschädigt wird, dann kann die Bombe trotzdem noch explodieren.“ Für die Kräfte des Kampfmittelbeseitigungsdienstes gehe es bei diesen Einsätzen immer um „Hochkonzentration“. Drei Dinge seien wichtig. „Eine ruhige Hand, ein kühler Kopf und Wissen.“

Den letzten Bombenfund gab es in Dessau im Jahr 2010. In Ziebigk war damals eine Fliegerbombe entdeckt worden. Regelmäßig werde in den Waldgebieten Munition gefunden, vor allem in der Kühnauer und der Oranienbaumer Heide, erklärt Merker. Dabei handele es sich nicht immer um Reste aus Kriegszeiten, sondern auch um Relikte der Roten Armee. Bombenfunde sind in der Stadt selten - dabei wurde sie im Zweiten Weltkrieg flächendeckend bombardiert.

Ein Widerspruch? „Es wird nicht so viel an Munition gefunden, aber auch nicht unglaublich wenig“, sagt Merker. Die Stadt liege im Mittelfeld. Mehr Funde gebe es im Saalekreis, vor allem im Raum Merseburg und Leuna. „In Dessau kann es sein, dass sich die meisten Bomben damals gesprengt haben. Und kurz nach dem Krieg waren Entschärfungskommandos im Einsatz, die gesucht und entschärft haben. Möglicherweise konnte da auch schon viel unschädlich gemacht werden.“

Einsatzstab ist zufrieden mit dem Ablauf des Tages

Der Einsatzstab der Stadt zieht am Tag danach eine positive Bilanz: „Es lief alles ohne größere Probleme ab“, sagt Dessau-Roßlaus stellvertretender Feuerwehrchef Martin Müller. „Es gab ein paar Kleinigkeiten in der Kommunikation, die bei einem so ungewöhnlichen, großen Einsatz normal sind.“ Es sei „alles vernünftig und gut abgearbeitet worden und niemand ist zu Schaden gekommen“. Hilfreich seien Erfahrungen gewesen. In diesem Jahr gab es eine Großübung für den Katastrophenfall - mit einem Bombenfund als Szenario. Und auch 2010 war die Feuerwehr in Ziebigk dabei. „Wir haben das also nicht das erste Mal gemacht.“

Notquartier wurde fast gar nicht genutzt

Rund 260 Kräfte waren im Einsatz, darunter Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und mehrere Ämter der Stadt. „Wir hatten eine Deadline, bis 14 Uhr sollte das Wohngebiet leer sein - und es ging sehr zügig“, sagte Müller. Gegen 16 Uhr war dann die Bombe entschärft. Dass in der Turnhalle der Friedensschule als Notquartier nur 47 Menschen ankamen, wundert ihn nicht. „Die meisten kommen bei Verwandten unter oder nutzen die Zeit für andere Dinge. Nur, wer keinen Ausweich hat, geht ins Notquartier.“

Es gebe ungefähre Richtwerte bei Katastrophenfällen zur Auslastung: Von etwa 20 Prozent der Evakuierten insgesamt wird ausgegangen, die Platz benötigen. „Wir rechnen erfahrungsgemäß mit 10 bis 15 Prozent.“

(mz)

In der Hermann-Löns-Straße wurde die Bombe entdeckt.
In der Hermann-Löns-Straße wurde die Bombe entdeckt.
Lutz Sebastian