Nach Brand in Turmstrasse Nach Brand in Turmstrasse: Erste Lichtblicke für dreifache Mutter

Dessau/MZ - „Ich habe seit Donnerstag noch kein Auge zubekommen“, sagt Rebecca Niemann. Denn am Donnerstag vor einer Woche hat es in Niemanns Wohnung in der Turmstraße gebrannt. „Alles ist hinüber“, schüttelt die 28-Jährige den Kopf, fasst nun aber wieder neuen Mut, da einige Hilfsangebote kommen.
Initiative von Patenonkel
Am Mittwoch steht sie mit ihrer ältesten Tochter Savannah im Poco-Markt in der Weststraße, wo Marktleiter Olaf Becker der alleinerziehenden Frau und ihren drei Kindern vier Betten samt Matratzen, Bettdecken und Bettwäsche übergibt. „Normalerweise ist das nicht üblich, dass wir einfach so etwas verschenken“, sagt Becker, „aber hier muss doch schnell und unbürokratisch gehandelt werden“, findet der Marktleiter. „Wir hoffen, dass auch andere Firmen unserem Beispiel folgen und ebenfalls behilflich sind.“ Seinen Spediteur Norbert Baars hat Becker bereits mit ins Boot geholt. Seit 1999 ist Baars für den Einrichtungsmarkt (ehemals Domäne) tätig, liefert Möbel aus, baut sie auf. Für Lieferung und Aufbau muss Rebecca Niemann nichts bezahlen. „Das übernehmen wir natürlich“, sagt Baars.
Den Kontakt in den Einrichtungsmarkt hergestellt hat Andreas Mayer, der Patenonkel von Savannah. „Dabei wohnt der in Mannheim“, staunt Rebecca Niemann. Doch er hatte von Niemanns Sorgen im Internet auf Facebook gelesen und seinerseits einen Aufruf mit der Bitte zu helfen an Privat- und Geschäftsleute gerichtet, um der Dessauer Familie wieder ein Zuhause zu geben.
Neben Poco sind auch etliche Geschäfte im Dessau-Center angesprochen worden. „Sie wollen sich bei mir melden“, hofft Niemann auf weitere Unterstützung.
Der Brand war in ihrer Küche ausgebrochen. Auch wenn die Feuerwehr das Feuer schnell löschen konnte, ist nicht nur die Küche hinüber, sondern die ganze Wohnung in Mitleidenschaft gezogen worden. „Qualm und Ruß sind durch alle Zimmer gezogen“, erzählt die Mutter. „Der Geruch hat sich überall festgesetzt, die Sachen können wir nicht mehr benutzen. Alles muss raus.“ Doch nicht nur Kleidung und Möbel müssen ersetzt werden, die Wohnung, die die Familie erst im April bezog, muss nach dem Brand auch malermäßig instand gesetzt werden.
Wie sie das alles bezahlen und stemmen soll, weiß Rebecca Niemann nicht. Eine Hausratsversicherung hat sie nicht. Doch sie hofft, dass sie Hilfe von der ASG bekommt. Denn das Feuer, so habe ihr der Brandgutachter der Polizei bestätigt, ist durch einen technischen Defekt am Geschirrspüler aufgetreten. Und eben diesen Geschirrspüler hatte Niemann gerade erst am Donnerstag voriger Woche bei der ASG gekauft, angeschlossen und am selben Abend das erste Mal benutzt. „Da hätte ja sonst was passieren können“, ist sie noch heute erschrocken und verärgert zugleich. Von der ASG hat die MZ gestern dazu allerdings keine Auskunft oder Stellungnahme erhalten.
Einschulung am Wochenende
Untergekommen sind Rebecca Niemann, ihre Kinder und Katzen vorübergehend bei Niemanns Mutter in Roßlau. Doch sie hofft, so schnell wie möglich in ihre Wohnung zurückkehren zu können.
Um sich neue Sachen zu kaufen, hat die Hartz-IV-Empfängerin eine Soforthilfe vom Jobcenter erhalten. Auch von Freunden und Nachbarn hat sie Hilfsangebote bekommen. Zur Seite steht ihr ebenfalls eine Familienhelferin. „Aber im Moment“, erzählt sie, „prasselt alles auf mich ein.“ Savannah, ihre Älteste, wird am Sonnabend eingeschult. Die Sechsjährige freut sich schon auf die Schule. Doch bald im neuen Bett schlafen zu können, darauf freut sich das Mädchen auch.