Nach 71 Jahren Nach 71 Jahren: Fürst Franz kehrt zum Fürstenplatz in Dessau zurück

Dessau - Er ist zwei Meter groß und unterscheidet sich vom Original im Gewicht. Die Skulptur, die bis 1946 vom Fürstenplatz im Dessauer Georgium grüßte, war schätzungsweise zehn Mal schwerer, weil sie aus Sandstein war.
Sie zeigte Fürst Leopold III. Friedrich Franz im römischen Gewand. Es war das erste Mal, dass ein deutscher Fürst als Philosoph dargestellt wurde, weiß Dessau-Roßlaus Stadtarchivar Frank Kreißler. Nun kehrt Fürst Franz an seinem 200. Todestag als Römer und Leichtgewicht von rund 80 Kilogramm zurück in den Georgengarten.
71 Jahre lang erinnerte ein leerer Sockel an die Statue von Fürst Franz
Der Dessauer Förderverein Anhaltische Gemäldegalerie und Georgengarten wird am Donnerstag eine Statue einweihen, dessen Original vor mehr als 70 Jahren zerschlagen wurde. Am Fürstenplatz im Georgengarten wurde Fürst Franz 1946 vom Sockel geholt und zerstört.
Die Einzelteile der Statue wurden den Schilderungen des damaligen Dessauer Oberbürgermeisters Fritz Hesse zufolge an einem sicheren Ort verwahrt. Nur wurde dieser nie gefunden. 71 Jahre lang erinnerte im Georgengarten nur der Platz und später der sanierte Sockel der Statue an Fürst Franz.
Ob der Begründer des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs wieder als Replik zurückkehren kann, darüber wurde im Förderverein viele Jahre diskutiert. Doch das Vorhaben scheiterte immer wieder am Geld, schildert Vereinsvorsitzender Engelbert Seeber. Eine Sandsteinstatue würde mehr als 100.000 Euro kosten.
„Für einen kleinen Verein ist das nicht zu stemmen.“ Dass trotzdem eine neue Skulptur entstand, ist einerseits dem Verein und andererseits einem Dessauer Unternehmen zu verdanken. Der neue Franz besteht im Kern aus einer Metall-Kunststoff-Konstruktion.
Faserverstärkte Kunststoffe Dessau fertigte Fürst Franz an
Der Kölner Künstler Jan Ptassek modellierte die Außenhaut aus einem Spezialbeton, der dem Werkstoff Sandstein ziemlich nahe kommen soll. Franz ist eine Einzelanfertigung und für diese steht die Faserverstärkte Kunststoffe Dessau (FSK) mit Sitz im Waggonbaugelände schon viele Jahre.
Zu den Kunden der GmbH zählen Verkehrsunternehmen wie Abellio, sagt Geschäftsführer Andreas Franze. Die Köpfe der silberfarbenen Züge des Verkehrsunternehmens Abellio stammen von FSK. „Wir können auch Teile für Windkrafträder oder für die Flugzeugindustrie fertigen.“
Eher eine Nischenproduktion waren dagegen die Kühe, die sie vor Jahren in einer Marketing-Aktion Kuh-Köthen vermarktet haben. FSK baute aber auch den größten Dino der Welt. Er ist 18 Meter hoch und 33 Meter lang. Er steht heute in Argentinien. Und nun gibt das Dessauer Unternehmen erstmals seine Visitenkarte fürs Gartenreich ab.
Wiederherstellung eines verloren gegangenen Originals
Der Diskussionsprozess, ob der Fürst nach historischem Vorbild entstehen soll, „hat definitiv länger gedauert, als der Nachbau“, sagt Franze zufrieden. In dieser Woche begutachteten Denkmalpfleger jede einzelne Falte des Gewandes, das Franz trägt.
Dass das an der Skulptur verwendete Material Beton dem Sandstein so nahe kommt, wurde begrüßt. „Die Wiederherstellung eines verloren gegangenen Originals ist ein anspruchsvoller Vorgang, insbesondere, wenn moderne Materialien verwendet werden“, weiß auch Oberbürgermeister Peter Kuras. Er schätzt die Initiative des Fördervereins sehr.
Es war übrigens gar nicht so einfach, den Fürsten so nachzubilden, wie er einst am Fürstenplatz gestanden hat. Für die Nachbildung konnte der Verein auf Bilder des Stadtarchivs zurückgreifen. Doch verfügt dieses nur über Bilder, die die Skulptur von vorn zeigen.
Mit der Einweihung geht Fürst Franz in das Eigentum der Stadt über
Doch wie war der Togawurf von hinten? Mit Unterstützung der Landesdenkmalpflege wurden Togenwürfe begutachtet und dem von Franz nachempfunden. Bis zur Einweihung am Donnerstag, 16 Uhr, ist die Skulptur Eigentum des Fördervereins, der sie bezahlt. Mit der Einweihung geht sie in das Eigentum der Stadt über.
Der Verein verbindet mit dem Geschenk auch Erwartungen. Seit Jahren plädieren die 135 Vereinsmitglieder für eine intensivere Pflege des Parks. Sichtachsen müssten wieder hergestellt werden. „Der Pflegezustand lässt lange schon einige Wünsche offen“, sagt Seeber. „Wir reden hier über den zweitgrößten Park im Dessau-Wörlitzer Gartenreich, über Unesco-Welterbe.“ (mz)
Der Fürstenplatz im Georgengarten. Dort ehrte Johann Georg von Anhalt-Dessau seinen älteren Bruder, Fürst Franz, indem er ihn als römischen Philosophen auf den Sockel heben ließ.