MZ begleitet Existenzgründer-Seminar MZ begleitet Existenzgründer-Seminar: Bei der Staatskanzlei angeklopft
Loburg/MZ. - Der gelernte Maschinist und langjährige Fernfahrer war mit seiner Frau 1990 von Bitterfeld nach Bayern umgezogen, wo er bei einer Möbelspedition arbeitete. Nach einem Job-Angebot Mitte der 90er Jahre kehrte das Ehepaar mit den drei Kindern nach Bitterfeld zurück. Aus gesundheitlichen Gründen musste er aber später seinen Beruf aufgeben.
Bernhard Rochelmeyer erhielt zuerst Arbeitslosengeld, dann Arbeitslosenhilfe. Seine Frau Monika gilt wegen der drei Kinder als nicht vermittelbar und bekommt keine Bezüge vom Arbeitsamt. Wo sich der 44-jährige Familienvater auch bewarb, er erhielt nur Absagen. Einmal war das Alter der Grund, ein anderes Mal die mehrfachen Berufsabschlüsse, die in den Personalbüros als "Überqualifizierung" abgetan wurden.
"In der Großstadt", so war das Ehepaar sicher, "in der Großstadt gibt es eher einen Arbeitsplatz." Rochelmeyers suchten in Angeboten von Immobilienfirmen und zogen schließlich in ein sanierungsbedürftiges Gutshaus nach Loburg, ganz in der Nähe der Landeshauptstadt Magdeburg.
"Wenn ich erst Arbeit bekommen habe, dann wollten wir das Haus kaufen", berichtet Bernhard Rochelmeyer vom damaligen Optimismus. Doch einen Job gab es auch in Magdeburg und Umgebung nicht für ihn.
und montieren. Handwerklich begabt ist er allemal und mit zwei Ausbildungen zum Computertechniker liegt eine weitere Dienstleistung auf der Hand. "Da gibt es auf dem Land kaum Anbieter", weiß Rochelmeyer.
Das Ehepaar arbeitete ein Unternehmenskonzept aus und Bernhard Rochelmeyer ging damit "Klinken putzen". Wie ein Greenhorn sei er zur Bank gegangen "und natürlich abgeblitzt".
Als für ihn alle Türen verschlossen schienen, klopfte der Existenzgründer in spe schließlich bei der Staatskanzlei von Ministerpräsident Wolfgang Böhmer in Magdeburg an. "Erst wollten sie mich nicht reinlassen. Da habe ich gesagt, dass ich dann nach Brüssel fahren werde; denn Sachsen-Anhalt kriegt schließlich EU-Gelder für die Wirtschaftsförderung", schildert Rochelmeyer sein Erlebnis. Da sei auf einmal jemand zu sprechen gewesen, der sich das Konzept anhörte.
"Nun ging alles ganz schnell. Innerhalb von zwei Tagen lag meine Angelegenheit beim Wirtschaftsministerium", berichtet der Existenzgründer weiter, der mittlerweile Sozialhilfeempfänger war. Er erhielt einen Termin in Magdeburg, bei dem ein Referatsleiter sein Konzept prüfte "und auch, ob ich als Unternehmer geeignet bin". Sein Firmenkonzept stellte Rochelmeyer daraufhin im Sozialamt des Landkreises vor. Auf Fürsprache der Staatskanzlei erhielt er vom Sozialamt ein Darlehen von 1700 Euro, um sich Ausrüstung zu kaufen. "Wir waren selbst erstaunt, als das geklappt hatte", meint Ehefrau Monika.
Dabei hatte man den beiden von ihrem Vorhaben abgeraten. "Wollen sie sich das wirklich antun? Lassen sie es doch so, wie es ist, da haben sie jeden Monat pünktlich ihr Geld", hörte Bernhard Rochelmeyer zum Beispiel in einem Amt. "Aber soll ich denn den Rest meines Lebens von Sozialhilfe leben? Gehöre ich wirklich schon auf den Schrotthaufen?", fragte sich da der Mann verbittert. "Es geht doch auch um unsere drei Kinder", nennt Monika Rochelmeyer einen Grund, warum das Ehepaar nicht
aufgibt. Auf einer Behörde habe man zu den beiden aber auch gesagt: "Wir ziehen den Hut vor ihnen, es gibt nicht viele Sozialhilfeempfänger, die sich das zutrauen."
Ende Juni 2003 meldete Bernhard Rochelmeyer sein Gewerbe an.
Im nächsten Teil: Der Start auf dem Markt. Wie gewinnt der Jungunternehmer seine Kunden? Wie stellt er es an, dass er keinen Kunden wegschicken muss?
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