Museumsnacht Museumsnacht: Kaffeekannen und Bierglas im Tete-a-tete
Zerbst/MZ. - Statt des Kaffees flossen draußen im beschaulich-gemütlichen Klosterhof Bier und Wein. Und statt der Kaffeekantate erklangen hier perlend fließende Jazz-Standards. Warum sich Tobias Jecht (Piano), René Kutschmann (Bass) und Matthias Kawalek (Drum) aber derart untermalend in den Hintergrund stellten, ist schwer nachvollziehbar. Denn "Jazzfeel" aus Dessau könnte wohl manch mitreißende Improvisation liefern. Statt dessen aber verlegte sich das Trio auf geschliffene Barmusik und setzte (warum eigentlich?) auf dezent swingende, noble Beschallung der stimmungsvollen Geselligkeit.
Während im Hof die Pute brutzelte, konnte man dem bauchigen Wink der Kaffeekanne folgen. Die Sonderausstellung zeigt neben Gefäßen aus Porzellan einige Vorfahren aus anderen Materialien. Da ist etwa die "Dröppelminna" aus Zinn um 1810 mit Hahn über dem Bodensatz. So genannt, weil sich der kleine Ausguss schnell mit Kaffeesatz zusetzt.
Rita Schwertner aber filtert ihren Kaffee nicht nur, sondern entnimmt ihn meist aus der Warmhaltekanne der Kaffeemaschine. Dabei hat sie inzwischen 266 Kannen gesammelt. Etwa 100 dieser Exemplare sind nun im Museum der Stadt Zerbst zu sehen. Vom Jahr 1800 bis hin zu Konsum und HO reicht das zeitliche Spektrum.
Die Sammlung setzt ein mit dem Siegeszug des Porzellans in bürgerlichen Haushalten. Namhafte Manufakturen wie die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin richteten in dieser Zeit Zweigstellen zur Herstellung von Gebrauchsgeschirren ein. 1795 gründete KPM die Sonderabteilung "Gesundheits- und Sanitärgeschirr" und die Manufaktur Wien 1800 eine Filiale für "gemeines Geschirr".
Was die Sammlung bietet, ist ein liebevoller Querschnitt, der den Möglichkeiten des privaten Sammlers entspricht. Wenn der "Wandel der Zeit" somit auch nicht repräsentativ dargestellt werden kann, hätte die Systematik doch in Schrift- oder Bildtafeln ergänzt werden können. So ist der Betrachter im Gegenüber vieler gar unbezeichneter Exponate allzu oft seinem Entzücken überlassen.
Das wird geweckt etwa durch ein wahrlich blühendes Solitär. Als sich die Manufakturen verstärkt dem Geschmack der Bürger zuwandten, traten an die Stelle vielteiliger Services etwa das Solitär für eine Person oder das Dejeuner für zwei Personen, was noch beredter auch Tete-a-tete genannt wurde. In der Ausstellung wird ein Dejeuner der Manufaktur Tielsch Altwasser gezeigt.
Solche Stücke bereichern den Konvent der Kaffeekannen, die aus verschiedenen namhaften und weniger namhaften Manufakturen stammen. Eine ganze Kaffeetafel ist auch geschmückt und eingedeckt mit einem Service der Manufaktur Tielsch Altwasser um 1850. Kaffee nach Mitternacht gibt es im Klosterhof am Weinberg nicht, aber Bier und Jazzfeeling und manch Tete-a-tete.