1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Mulde: Mulde in Dessau-Roßlau: Fischtreppenprojekt kostet sieben Millionen Euro

Mulde Mulde in Dessau-Roßlau: Fischtreppenprojekt kostet sieben Millionen Euro

Von Annette Gens 26.09.2016, 06:00
Im nächsten Jahr wird die Fischtreppe fertiggestellt, dann können die Lachse muldaufwärts wandern.
Im nächsten Jahr wird die Fischtreppe fertiggestellt, dann können die Lachse muldaufwärts wandern. Ruttke

Dessau - Die Komiker Ingo Appelt und Mario Barth hatten das Dessauer Fischtreppenprojekt nicht nur einmal durch den Kakao gezogen. Sieben Millionen Euro für Lachse und Störe? Das sahen die Entertainer im Fernsehen als Steuerverschwendung an und machten ihren Spaß - über den viele lachten.

Frank Torger, Flussbereichsingenieur beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, sieht es anders als Appelt und Barth. „Wenn wir die Dessauer Fischtreppe nicht gebaut hätten, dann wären die anderen Fischtreppen nutzlos und damit hätten wir Steuerverschwendung betrieben.“

Baustelle für Besucher geöffnet

Mehr als 100 Dessauer haben sich am Sonnabend auf der Baustelle der Fischtreppe an der Mulde vom Baufortschritt ein Bild gemacht. Interessiert hat nicht nur, weshalb das Bauwerk so teuer wird.

Sieben Millionen Euro werden für eine 250 Meter lange Wasserrinne investiert, die rund zwei Meter Höhenunterschied am Dessauer Muldewehr ausgleicht und damit die Fische in die Lage versetzt, in ihre Laichgebiete in die obere Mulde zu gelangen.

Torger steht mit den Menschen an der künftigen Wasserrinne und zeigt, dass es kein Zufall ist, wie die Steine liegen. Vor allen die großen deutlich hervorstehenden Granitblöcke markieren einen neuen, jeweils höheren liegenden Beckenabschnitt.

20 solcher Abschnitte bilden die „Treppe“. Jeder Stein wird mit dem Bagger verlegt. Ein Bauarbeiter dirigiert die Maschine samt Stein an jene Stelle, die sein angestammter Platz werden soll. „17.000 Tonnen Steine werden auf diese Weise verbaut“, sagt Torger.

Angler hoffen auf einen guten Fang

Anfang Oktober werden in Dessau die Lachse erwartet, die ein letztes Mal am viel zu hohen Wehr scheitern werden und damit nicht muldaufwärts wandern können. Das Umgehungsgerinne, so schätzt der Landesbetrieb, wird zwar in diesem Jahr fertiggebaut. Aber es ist zu spät für die Lachse. Und die Fischtreppe muss 2017 erst noch durch technische Anlagen komplettiert werden.

Kommen denn dann auch genügend Fische? Die Angler sind optimistisch. An der Elbe bei Zerbst kontrolliert der dortige Anglerverein die Zahl der Lachse, die von der Nordsee die Elbe hoch wandern. „Es sind keine Massen“, erinnert Frank Torger an den Fakt, dass die Fische natürlichen Einflüssen ausgesetzt sind.

„Aber es ist ein guter solider Rücklauf.“ 2015 hatten Zerbster Angler in der Nuthe unter anderem einen fünf Kilo schweren und rund 90 Zentimeter großen Lachs aus dem Wasser geholt.

Das Tier sei Beweis dafür, dass die Lachse in ihre angestammt Heimat wandern wollen. Und die Störe? Wer die in der Mulde wandern sehen will, braucht Geduld: Im vergangenen Jahr ausgesetzt, benötigt die Fischart rund 15 Jahre, bis sie zum Laichen dorthin wandert, wo sie heimisch ist: Über Dessau nach Raguhn. (mz)

Im nächsten Jahr wird die Fischtreppe fertiggestellt, dann können die Lachse muldaufwärts wandern.
Im nächsten Jahr wird die Fischtreppe fertiggestellt, dann können die Lachse muldaufwärts wandern.
Ruttke