Dessau-Roßlau Mord an junger Joggerin in Dessau-Roßlau - Gibt es Parallelen zum Fall in Halle?
Dessau/Halle (Saale) - Polizei und Staatsanwaltschaft gehen im Fall der am Freitag in Dessau gefundenen Frauenleiche von einem Verbrechen aus. Der Leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann sagte, der Körper weise massive Verletzungen am Kopf und am Gesicht auf.
Ob es sich bei der Toten um die seit Mittwoch vermisste chinesische Studentin Yangjie Li handelt, werde geprüft. „Vom Augenschein her spricht bisher nichts dagegen.“ Eine eindeutige Identifikation sei jedoch wegen der Verletzungen zunächst nicht möglich gewesen. Der Dessauer Fall weist Parallelen zu einem Mord in Halle vor zwei Jahren auf, den die Ermittler an der Saale bisher nicht lösen konnten.
Handy der Toten ist verschwunden
Die tote Frau in Dessau wurde am Freitag gegen 11 Uhr in der Hausmannstraße gefunden, mitten im Zentrum der Bauhausstadt. Fast 22 Stunden zuvor war die junge Chinesin Yangjie Li bei der Polizei als vermisst gemeldet worden. Die 25-Jährige war am Mittwoch gegen 20.30 Uhr aus ihrer Wohnung in der Johannisstraße zum Joggen aufgebrochen und nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Freunde hatten sich daraufhin am Donnerstagmittag an die Polizei gewandt.
Im Februar 2014 wird die Leiche der bulgarischen Austauschstudentin Mariya M. am Neuwerk in Halle (Saale) aufgefunden. Die Studentin wurde mutmaßlich während einer Jogging-Runde überrascht und erwürgt. Eine konkrete Spur zum Täter konnte bis heute nicht gefunden werden.
Die Freundin einer 19-jährigen Auszubildenden machte sich Sorgen, weil diese sich nach einem schwierigen Telefonat mit ihrem Ex-Freund nicht mehr gemeldet hatte. Als die Polizei ihre Wohnungstür in Merseburg öffnete, fanden sie die Leiche des Mädchens vor. Ihr Ex-Freund hatte sie erwürgt, nachdem sie sich von ihm getrennt hatte.
Die Leiche der jungen Kurdin Rokstan M. aus Syrien wurde in einer Laube in einer Kleingartenanlage in Dessau-Roßlau gefunden. Die 20-Jährige war im September 2015 ermordet worden; es wurde vermutet, dass ein Angehöriger die Tat aus kulturellen Motiven beging.
Im August 1995 wird die grausam zugerichtete Leiche der 19-jährigen Heike R. auf dem Dachboden der Schäferei gefunden, in der ihre Familie zu dem Zeitpunkt lebte. Nach 14 Jahren konnten die Ermittler den damaligen Freund der 19-Jährigen als Täter identifizieren.
Nahe der Landauer Brücke in Leipzig wurde im April 2016 die zerstückelte Leiche einer 40-Jährigen entdeckt. Wie die gebürtige Portugiesin Maria D. zu Tode kam, ist nicht klar. Auch vom Täter fehlt noch jede Spur.
Ob der Fundort der Leiche auch der Tatort ist, das ist bislang völlig offen. Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes hat das Gebiet weiträumig abgesperrt und sicherte Freitagmittag mehrere Stunden lang auch jede noch so kleine Spur. Erste Informationen, wonach die Leiche unbekleidet gewesen sein soll, wurden von Bittmann offiziell nicht bestätigt. „Wir wissen noch nicht, um welche Art von Delikt es sich handelt“, sagte Bittmann. „Wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen.“
Von der Polizei wird zudem auch das Handy der chinesischen Studentin Yangjie Li gesucht. Die Ermittler sagten, dass es am Mittwoch gegen 21.40 Uhr das letzte Mal mit dem Telefonnetz verbunden war. Die Ortung habe auf den Fundort der Leiche hingewiesen. Das Handy selbst wurde aber bisher weder dort noch an einer anderen Stelle in Dessau gefunden, obwohl selbst unter Gullydeckeln nach ihm gesucht wurde.
Parallelen nach Halle?
Seit mehr als zwei Jahren hält ein ähnlich gelagerter Fall die Polizeiermittler in Halle in Atem. Am 7. Februar 2014 ist dort die Leiche der bulgarischen Studentin Mariya N. in einem Nebenarm der Saale gefunden worden. Die 29-Jährige war am Abend zuvor zum Joggen aufgebrochen - wie Yangjie Li in Dessau am vergangenen Mittwoch auch. Mariya N. wohnte seit zehn Jahren in Halle und studierte dort an der Martin-Luther-Universität Wirtschaftswissenschaften.
Die junge Frau ist vor ihrem Tod vergewaltigt worden. Als ihre Leiche von Passanten bäuchlings schwimmend in dem Fluss gefunden wurde, war die Bulgarin von der Hüfte abwärts nackt. Die Bestürzung über den brutalen Tod von Mariya N. ist in Halle nach wie vor groß.
Die Polizei in der Saalestadt hat in den vergangenen zwei Jahren umfangreich ermittelt. Handyverbindungen im Umfeld des Tatorts wurden ausgewertet, tausende Speichelproben mit einer am Körper der Frau gefundenen DNA-Spur verglichen. Spezialisten des Landeskriminalamtes, sogenannte Profiler, rekonstruierten die Tat.
Für sie steht inzwischen fest, dass die Studentin zufällig zum Opfer wurde. Dennoch: Die Ermittler müssen in Betracht ziehen, beide Fälle wegen ihrer der Ähnlichkeit im Zusammenhang zu betrachten. (mz)