Mit Präzision wird für den scharfen Schliff gesorgt
DESSAU/MZ. - Aus der Werkzeugschleiferei Donner und Brief GbR in Dessau-Törten ist die Präzisions-Werkzeugschleiferei Stefan Seidel geworden, die im Dessauer Kabelweg 32 ihren Sitz hat. Hätte der 29-jährige Seidel das Unternehmen nicht übernommen, "dann hätte ich wohl alle Maschinen verkauft - und Schluss aus", sagt Donner. "Nur um meine Kunden hätte es mir Leid getan."
Nahtloser Übergang
Doch um eben diese Kunden muss sich Donner nun keine Sorgen machen, "ich weiß sie in guten Händen". Denn die Übernahme der Firma erfolgte bei laufendem Betrieb im Sommer vergangenen Jahres. "Das ging nahtlos über, die Kunden haben keine Einschnitte gemerkt", freuen sich Donner und Seidel gleichermaßen.
Doch während der ehemalige Firmenchef jetzt seine Freizeit genießen und sich all jenen Sachen widmen kann, die seit seiner eigenen Firmengründung 1993 zu kurz kamen, startet Nachfolger Seidel durch.
Das aber nicht erst seit dem vergangenen Jahr. Acht Jahre bei der Bundeswehr war er, erzählt der junge Mann. Dort hätten ihm alle Wege offen gestanden, "doch ich wollte Familie und etwas Eigenes haben". Die kleine Familie hat er - mit seiner langjährigen Freundin und der fünfjährigen Tochter wohnt er in Hundeluft. Und eben da hat der Schwiegervater eine Werkzeugschleiferei. "Ich fand schon immer faszinierend, wie die Maschinen arbeiten", erzählt er - und fand Gefallen an dem Beruf. Noch während der Bundeswehrzeit hat er sich auf die Schulbank gesetzt - abends nach dem Dienst. Lehrgänge zur Metallverarbeitung und Schweißerlehrgänge hat er besucht und sich auch Computer- und anderes Wissen angeeignet, "das man als Chef braucht". Denn eines hatte er sich auf die Fahnen geschrieben: "Wenn ich mich selbständig mache, dann möchte ich besser sein als die anderen." Also hat er dann später bei der Handwerkskammer Thüringen nicht nur seinen Handwerksmeister für Feinwerkmechanik, sondern auch für Schneidwerkzeugmechanik gemacht.
Keine leichte Zeit war das, blickt Seidel zurück, aber eine, die sich lohnen soll. Und als er schließlich bei verschiedenen Firmen Praktika gemacht hatte, "bin ich bei der Brief und Donner GbR hängen geblieben". Ein folgenreiches Hängenbleiben war das, "denn Herr Donner hat mir vieles beigebracht. Und er ist immer noch eine gefragte Stimme bei mir."
Vor allem für Kunden in der Metallindustrie - wie AD Steel Forge, Kranbau Köthen, DB-Werk, Stromag - bietet Seidel seinen Service an: Stumpfe Werkzeuge werden so schnell wie möglich geschärft und wieder ausgeliefert. Manchmal innerhalb einer Stunde, damit die Maschinen beim Kunden schnellstmöglich weiterarbeiten können. Auch Sonderwerkzeuge werden in seiner Werkstatt gefertigt.
Neue CNC-Technik
Das will er ab dem kommenden Jahr noch besser, geplant ist der Kauf einer CNC-Werkzeugschleifmaschine. Dann könnten alle Werkzeuge - egal ob metall- oder holzverarbeitend - nachgeschliffen oder Sonderanfertigungen hergestellt werden. Die Toleranzen seien noch geringer, die Qualität noch besser. Der ehemalige Firmenchef Donner bestärkt den Junior in dieser nicht leicht zu schulternden Investition. "Wir waren damals in einem Alter, da hätte sich das nicht mehr gerechnet. Doch für Herrn Seidel ist das ein Muss."
Die Auftragslage, sagt Seidel, sei gut. Arbeit gibt es genug für den 29-Jährigen und seine mittlerweile fünf Mitarbeiter. Doch seinen Kundenstamm will er perspektivisch ebenso erweitern wie die Mitarbeiterzahl. Das aber, sagt Seidel, könne er nur, wenn seine Firma auch Qualität bietet. Daran arbeite er. Und blickt auch zufrieden auf das in kurzer Zeit Geschaffene: "Das alles macht Spaß. Ich habe meine Lebensaufgabe gefunden."