Mit Leidenschaft im Beruf Mit Leidenschaft im Beruf: Martina Rönicke leitet seit 20 Jahren ein Autohaus in Dessau

Dessau-Roßlau - Dass sie eines Tages erfolgreich ein Autohaus führen würde, konnte Martina Rönicke, damals in den 1980er Jahren, als sie ins Berufsleben einstieg, nicht ahnen. Das Gesellschafts- und Wirtschaftssystem und auch der Zeitgeist waren noch ganz anders.
„Ursprünglich wollte ich Facharbeiterin für Schreibtechnik werden“, erzählt die Mitinhaberin des Toyota-Autohauses „Rönicke & Heese“ im Junkerspark. Doch die Schiffswerft in Roßlau, wo die gebürtige Schifferstädterin sich einst nach der Schule bewarb, legte ihr nahe, stattdessen eine Ausbildung zur Fachkraft für Elektronische Datenverarbeitung zu beginnen.
Gesagt, getan. Damals war das für alle noch ziemliches Neuland. Sogar noch ein Ingenieur-Studium, Fachrichtung Informatik, sattelte die Roßlauerin drauf. Dass auch Frauen Zahlen und Binärcodes clever kombinieren können, daran besteht für die heute 53-Jährige kein Zweifel. Doch mit dem Studium ist sie in eine echte Männerdomäne vorgestoßen. Zu 20 Studenten gesellten sich nur drei Studentinnen.
„Vor 20 Jahren machte ich mich mit einem Geschäftspartner selbstständig“
Der Beruf in der Schiffswerft machte Spaß. Doch nach der Wende musste sich auch Rönicke umstellen. Nach einer Umstrukturierung, Mitte der 1990er Jahre, war das Kapitel Schiffswerft für sie erledigt. In der Buchhaltung eines Autohauses in der Region fand sie einen neuen Job.
Doch ein paar Jahre später drohte dort die Insolvenz. Sich wieder neu erfinden wollte Rönicke nicht. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und wagte den nächsten Schritt, in der ihr mittlerweile vertrauten Branche. „Vor 20 Jahren machte ich mich mit einem Geschäftspartner selbstständig“, erzählt sie. Eine ehemalige Lackiererei im Junkerspark wurde zum Autohaus umfunktioniert.
„Das war sicherlich ein großer Schritt. Da ich nicht alleine in die Selbstständigkeit gegangen bin, hat sich das Risiko aber auf mehrere Schultern verteilt“, erzählt Rönicke. Sie kümmert sich als Geschäftsführerin hauptsächlich um die Buchhaltung und das Marketing. Ihr Geschäftspartner Mario Heese ist auf den Verkauf spezialisiert.
Seit dem ersten Tag ist auch ihr Kfz-Meister Holger Blume dabei
Seit dem ersten Tag ist auch ihr Kfz-Meister Holger Blume dabei. Insgesamt halten 13 Mitarbeiter, inklusive der beiden Geschäftsführer, das Autohaus am Laufen. Eine Frau im Servicebereich hat Rönicke im Mitarbeiterstab an ihrer Seite. Ansonsten ist das Autohaus eine „Männerwirtschaft“. „Unsere Branche ist aber im Umbruch. Immer mehr Frauen erobern dieses Terrain“, freut sie sich.
Sie persönlich hatte schon immer ein Faible für Autos. Mit 18 hat die Roßlauerin den Führerschein gemacht und frisch verheiratet mit ihrem Mann den ersten Trabant gekauft. Heute steht ein Pick-up in der Garage der leidenschaftlichen Autofahrerin.
Autos sind aus ihrer Sicht noch nie eine reine Männersache gewesen
„Ich schleppe, wenn es nötig ist, auch selbst ein Auto ab oder lade die Batterie auf“, erzählt die Autohaus-Geschäftsführerin. Generell stellt sie im Kundenkontakt fest, dass eine Leidenschaft für Autos Männern und Frauen gleichermaßen innewohnt. Obwohl es oft schon geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. „Kundinnen legen meist viel Wert auf schnittige Formen. Männern ist häufig die Motorleistung wichtig“, beobachtet Rönicke. „Aber die finale Kaufentscheidung fällen in den meisten Fällen die Frauen“, erzählt sie lächelnd.
Autos sind aus ihrer Sicht eben noch nie eine reine Männersache gewesen. Als Mitinhaberin eines Autohauses beweist sie das täglich und möchte auch andere Frauen motivieren, sich in ihrer Branche selbstverständlicher beruflich zu engagieren. (mz)