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Marodes Grabensystem? Marodes Grabensystem?: Dessauer in Angst vor dem Hochwasser

Von Sylke Kaufhold 10.06.2016, 10:16
Die Stufen zum Beckerbruch sind für Klaus Gerber Seismograph für den eigenen Keller in der Ziebigker Straße.
Die Stufen zum Beckerbruch sind für Klaus Gerber Seismograph für den eigenen Keller in der Ziebigker Straße. Lutz Sebastian

dessau - Wenn das Wasser des Beckerbruchs auf der fünften Stufe steht, schrillen bei Klaus Gerber die Alarmglocken, denn etwa eine Woche später steht sein Keller unter Wasser. Gerber wohnt in der Ziebigker Straße. Eigentlich weit genug weg von der Elbe, sollte man meinen. Betrachtet man Lage und Historie des Flusses aber genauer, wie es Klaus Gerber seit Jahren macht, dann rückt die Überschwemmungsgefahr doch direkt vor die Haustür des 70-Jährigen und seiner Nachbarn. Denn es gibt eine deutliche Verbindung zur Elbe, macht der Dessauer deutlich. Und die lautet Beckerbruch-Wallwitzsee-Elbe, verbunden durch Gräben.

Mulmiges Gefühl bei Gewitter

„Bei heftigen Gewittern oder Starkregen habe ich immer ein mulmiges Gefühl“, gibt Klaus Gerber zu. Zurecht, denn das Wasser lässt dann nicht lange auf sich warten, sowohl im Gerber’schen Keller als auch auf der Straße vor dem Haus. Nach den Regenfluten am 23. Mai reichte der Wasserspiegel vom Vorgarten bis in den kleinen Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Nicht zum ersten Mal, wie Klaus Gerber betont. Gegen das aufsteigende Grundwasser in seinem Keller habe er sich in den 20 Jahren, die er hier wohnt, technisch gut ausgerüstet. „Gegen das Grundwasser kann man nichts machen, aber dass man noch zusätzlich für Wassermassen sorgt, indem die Gräben nicht gepflegt werden, das kann ich nicht verstehen und das bringt mich in Rage“, bringt der gebürtige Ziebigker seine Sorge auf den Punkt.

Sorge um ungepflegte Gräben

Regelmäßig fährt er mit dem Fahrrad die neuralgischen Punkte ab, um immer wieder festzustellen, dass in den Gräben und an den Abläufen und Ventilen vieles im Argen liegt. So beispielsweise am Altenheim „Am Georgengarten“, wo der ungepflegte Graben den Ablauf des Wassers erschwert oder am Graben, der vom Wallwitzsee zum Beckerbruch führt. Am Wallwitzsee befindet sich der direkte Abfluss zur Elbe in Höhe der Wallwitzburg. „Auch dieser Graben ist ungepflegt und das Ventil viel zu klein, so dass im Hochwasserfall die Wassermassen nicht zügig abfließen können und demzufolge der Elbepegel nicht zügig sinken kann“, hat Gerber beobachtet.

Um ein wenig nachhelfen zu können, hat der Ziebigker hier eine Harke deponiert, mit der er den gröbsten Dreck beseitigt.

Grundwasser sprudelt aus Sickerloch

Sein größtes Ärgernis aber liegt in der Nähe der Eisenbahnbrücke zur Wallwitzburg, genau gesagt, am Fuß des dortigen Deiches. Ein Sickerloch, etwa ein Meter im Durchmesser, wurde dort angelegt. „Wer macht so etwas, das ist ein Schildbürgerstreich“, fragt sich Klaus Gerber.

Denn bei Elbe- Hochwasser drückt an dieser Stelle das Grundwasser hoch. „Es sprudelt regelrecht raus“. Und in Nullkommanix läuft die umliegende Fläche bis zum Wallwitzsee voll. „Das ist ein riesiger Strom“, schildert Gerber. Und diese zusätzlichen Wassermassen sind dann auch schnell im Beckerbruch und von dort in den Kellern der Anwohner der Ziebigker Straße. Und nicht nur dort, wie Klaus Gerber gehört hat. „Ist der Beckerbruch übervoll, dann hat auch die Albrechtstraße Wasser in den Kellern.“

Stadt will Hinweise prüfen

Hochwasser und Starkregen sind keine Seltenheit mehr. „Damit muss man ja heutzutage immer rechnen“, weiß Klaus Gerber und wüsste deshalb das Grabensystem der Elbe gerne in einem guten Zustand. Ob und wie das zu realisieren ist, diese Frage gab die MZ an die Stadtverwaltung weiter. „Wir nehmen diese Hinweise natürlich auf und werden den Sachverhalt prüfen“, so Stadtsprecher Carsten Sauer. Um die Lage genau beurteilen zu können, brauche es aber ein bisschen Zeit.

(mz)