Vision für Innenstadt Magnet in Dessau: Wird das Kaufhaus zum Bauhaus-Archiv?

Dessau-Roßlau - Ein weiterer Leerstand der oberen Etagen des ehemaligen Kaufhaus „Zeeck“ und „Magnet“ in der Kavalierstraße 72 ist hinderlich für eine positive Entwicklung der Dessauer Innenstadt. Darüber waren sich auf dem Dessauer Hochschulcampus am Dienstagnachmittag alle einig.
Unter großem öffentlichen Interesse stellten über 30 nationale und internationale Studierende erste Pläne zur neuen Nutzung des Gebäudes vor.
Über 25 Jahre Leerstand
Seit über 25 Jahren stehen die oberen Etagen leer. „Solch ein Gebäude im Herzen der Stadt an einer der wichtigsten Dessauer Verbindungsachsen gelegen, muss besser genutzt werden“, ist Natascha Meuser überzeugt. Seit Anfang des Jahres ist sie Professorin für Architektur an der Hochschule Anhalt.
Die Wahl-Berlinerin mit fränkischen Wurzeln sieht Potenzial in der Bauhausstadt, gerade auch im Hinblick auf das Jubiläum 2019. Die Wahl des Stadtparks als zukünftigen Standort für das Bauhausmuseum beurteilt Meuser als kluge Entscheidung, um interessierte Besucher auch ins Dessauer Zentrum zu lotsen.
Und was läge da näher als das Bauhaus dann gleich zweimal in der Kavalierstraße zu haben, einmal als Museum und zusätzlich als Kunstgutarchiv.
Eduard Zeeck hat das Kaufhaus im Jahr 1908 gebaut. Entworfen hat es der Architekt Max Beuther. Mehrmals wurde das Gebäude umgebaut. 1947 wurde aus dem Kaufhaus „Zeeck“ das HO-Warenhaus, im Jahr 1967 dann das „Magnet“, das gleichzeitig die heute noch sichtbare Fassadenverkleidung erhielt.
Das Dachgeschoss wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Dachgarten genutzt. Vier Mal im Jahr war er öffentlich zugänglich.
Potential als Bauhausarchiv
Das Potenzial des ehemaligen, 1924 erbauten Kaufhauses als zukünftiges Bauhausarchiv lotete die Architektur-Professorin mit über 30 zukünftigen Facility-Managern, Architekten und Denkmalpflegern im Auftrag der Stadt und der Stiftung Bauhaus aus.
Das Ergebnis sich acht Entwürfe. Manche planen mit viel Glas und einer abgehängten Fassade für vielfältige Lichtreflexe im Inneren. Einige setzen stark auf Farben. Andere hingegen betonen schlichte Kontraste und wollen die Fassade als multimediale Projektionsfläche nutzen. In einem Entwurf wird Wassily Kandinsky als erster „Graffiti-Künstler“ verehrt.
Anderen Vorstellungen nach dient die Südfassade als imaginäres Bücherregal. Dafür werden an einer an der Wand befestigten Stahlkonstruktion textile Elemente gespannt, die wie Bücherrücken wirken.
Pläne sind noch nicht konkret
„Die Studie der Hochschule ist aus heutiger Sicht erst einmal nur ein Planspiel, eine kleine Utopie“, erklärt Frank Assmann, Leiter der Bauabteilung der Stiftung Bauhaus. Noch gibt es keine haushaltsrechtliche und zuwendungsrechtliche Grundlage für den Umzug in neue Räume.
So ist es im besten Beamtendeutsch in einer begleitenden Broschüre zur Studie beschrieben. Derzeit ist das Kunstgutarchiv der Stiftung Bauhaus mit seinen über 40.000 Exponaten im ehemaligen Sudhaus der Alten Brauerei untergebracht.
Im Hinblick auf 2019 macht es Sinn, das Archiv in die Innenstadt zu verlegen und so besser an das zukünftige Museum anzubinden. Konkret seien aber die Pläne noch nicht, wie Assmann betont.
„Es spricht vieles für eine derartige Nutzung“
Im Erdgeschoss des Kaufhauses befinden sich Gewerbeeinheiten. Ein mögliches Bauhausarchiv würde in den oberen drei der vier Obergeschosse auf rund 3.000 Quadratmetern angesiedelt. Das erste Obergeschoss würde sich der Inhaber zur eigenen Nutzung vorbehalten.
„Es spricht vieles für eine derartige Nutzung“, so Meuser. Das Gebäude ist in einem guten Zustand, erfüllt ersten Untersuchungen zufolge die baulichen und räumlichen Voraussetzungen für ein Archiv. Es hat eine optimale Anbindung an die Stadt und läge quasi in Nachbarschaft zum zukünftigen Bauhausmuseum.
Ganz im Sinne moderner Archive würden die Exponate nicht nur einem Fachpublikum, sondern auch der breiten Öffentlichkeit, zumindest zum Teil zugänglich gemacht, mit Schauarchiven und Lesesälen. Auch ein Besuchercafé ist denkbar. So könnten Besucher des Bauhausmuseums bei Bedarf fußläufig im Archiv ihren Wissensdurst zu bestimmten Materien noch vertiefen.
Regelmäßige Gespräche mit der Stiftung Bauhaus
Fest steht, dass die am Dienstag vorgestellte Studie zum möglichen Bauhausarchiv im ehemaligen Kaufhaus kein Papiertiger bleiben muss.
Die Stadt Dessau-Roßlau unterstützt ausdrücklich die vollständige Wiederbelebung des Standorts Kavalierstraße 72 und ist mit der Stiftung Bauhaus und der Hochschule regelmäßig im Gespräch darüber. Im nächsten Semester werden Studien zum Standort weiter vertieft. (mz)