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Lokprüfzentrum in Dessau Lokprüfzentrum in Dessau: Probebetrieb kann erst im 1. Quartal 2018 beginnen

Von Heidi Thiemann 23.12.2017, 13:00
Markus Fuchs, Elektroniker für Anlagentechnik, ist einer der Schichtverantwortlichen im neuen Lokprüfzentrum. Im Drei-Schicht-System werden bald zehn Mann pro Schicht hier arbeiten.
Markus Fuchs, Elektroniker für Anlagentechnik, ist einer der Schichtverantwortlichen im neuen Lokprüfzentrum. Im Drei-Schicht-System werden bald zehn Mann pro Schicht hier arbeiten. Lutz Sebastian

Dessau - Es ist ruhiger im neuen Lokprüfzentrum des DB Fahrzeuginstandhaltungswerkes Dessau, als ursprünglich geplant. Im April offiziell eingeweiht, im August beim Betriebsfest symbolisch seiner Bestimmung übergeben, sollte der Betrieb zum Jahresende laufen. Doch daraus wird nichts mehr, sagt Betriebsleiter Michael Otto.

Problem beim Brandschutz

Ein Problem mit dem Brandschutz gibt es noch zu beheben. Vorschriften seien einzuhalten, keine Frage. Doch gebe es widersprüchliche Gesetzgebungen - erst bei der Abnahme sei der Fehler aufgefallen. „Das ist bitter“, sagt Otto. Denn alle Mitarbeiter seien geschult, alle Einweisungen erfolgt, alle Verantwortlichkeiten geklärt.

„Die Kollegen wissen, dass völlig neue Anforderungen auf sie warten.“ Der Probebetrieb in Europas modernstem Lokprüfzentrum kann aber erst im 1. Quartal 2018 starten.

Es gab schon mehrere Verzögerungen

Die jetzige Verzögerung ist nicht die erste bei dem Projekt, mit dessen Planungen 2011 begonnen wurde. Baubeginn war 2014, die Fertigstellung 2015 geplant. „Jetzt ist zu 98 Prozent alles fertig“, sagt Otto, während er gemeinsam mit Projektleiter Andreas Spengler durch die Halle des neuen Prüfzentrums läuft.

Vier Gleise gibt es hier mit acht Arbeitsständen. Das heißt: je Gleis können je zwei Loks stehen. Noch aber wird die alte Anlage gebraucht. Auch hier können acht Loks gleichzeitig in Arbeit sein. „Allerdings stehen vier Loks hintereinander auf einem Gleis“, sagt Spengler. Das sind Sackgleise - „da muss viel rangiert werden“. Das soll bald der Vergangenheit angehören.

Der technische Fertigungsfluss werde um ein vielfaches besser

Der technische Fertigungsfluss werde um ein vielfaches besser, ebenso die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. Noch erfolgt die erste Fahrdrahtprüfung der Loks bei Wind und Wetter unter freiem Himmel, künftig ist das unterm Hallendach möglich.

„Die Loks“, schwärmt Otto schon jetzt, „kommen von der Strecke direkt hier in die Halle rein.“ Nach der Vorprüfung führt das Gleis in die Werkstatt weiter. Und sind die Loks auf Vordermann gebracht, kommen sie zur Endprüfung ins Prüfzentrum zurück - und gelangen von hier wieder direkt auf die Strecke.


Nicht nur dieser Ablauf wird optimaler gestaltet. Neu sind die Dacharbeitsbühnen. „Die erlauben es, auf vier Ebenen zu arbeiten“, sagt Otto. Auch in punkto elektrische Sicherheit gibt es Verbesserungen. „Niemand kann in die elektrische Prüfstelle rein, wenn noch Spannung anliegt.“

Alle Lokomotiven, die auf den europäischen Schienen unterwegs sind, können geprüft werden

Überhaupt werde das Prüfzentrum Maßstäbe setzen. Denn alle Loks, die auf europäischen Schienen mit unterschiedlichen Stromsystemen unterwegs sind, können dann geprüft werden. Vorausgesetzt, die Spurweite stimmt. „Ob Loks aus Tschechien, Polen oder Dänemark, sie alle können zu uns kommen“, so Otto.

Demnächst, sagt er, „kommt eine polnische Lok rein. Die hätten wir früher nicht prüfen können.“ Möglich aber wird das, weil sich das Werk mit seinem Prüfzentrum neu auf dem nationalen und internationalen Markt aufstellen muss. „Früher war festgelegt, dass wir als Betrieb der Bahn alle Reparaturen ausführen. Heute müssen wir uns bewerben und ständig am Markt beweisen“, erklärt Otto.

Die Kunden stehen im Vordergrund

Auch 2018, sagt er, wird das Dessauer Traditionswerk Vollbeschäftigung haben. „Der Laden brummt. Aber anderes als früher.“ Was heißt: Es gibt weniger Loks, die zur Reparatur kommen, dafür sind mehr Komponenten gefragt. Gearbeitet wird in drei Schichten - ab dem ersten Quartal auch im neuen Lokprüfzentrum.

Auch wenn es hier Verzögerungen gibt: „Wir haben den Bau unter rollendem Rad realisiert“, betont Otto. „Nicht an einem einzigen Tag haben wir aufgehört, zu prüfen.“ Stets stand der Kundenbedarf im Vordergrund. Und parallel seien auch andere Baumaßnahmen in den Werkstätten gelaufen. Das habe alle gefordert. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, sagt er, „dass wir das so hinbekommen haben.“ (mz)