Leuchtturm im Süden
DESSAU/MZ. - Die einen wollten hinaus, die anderen drängten hinein. Doch trotz Schubsens und erstaunter Blicke blieb der zehnjährige Christoph inmitten des Gewühls vor dem Gästebuch der astronomischen Station "Samuel Heinrich Schwabe" stehen und schrieb: "Es war wunderschön." Damit hielt er fest, was viele dachten, nachdem sie die erste kurze Vorführung im Planetarium erlebt und dort den Dessauer Sternenhimmel gesehen hatten.
Nach reichlich einem Jahr Generalsanierung ist am Sonnabend die astronomische Station auf dem Gelände des Walter-Gropius-Gymnasiums eingeweiht worden. Mit einer Vortragskuppel, in der ein Carl-Zeiss-Projektor steht, einem Unterrichtskabinett und einer Beobachtungskuppel, in der ein Coudé-Refraktor, ein Linsenfernrohr, steht, bildet es einen Komplex, der sich sowohl für den Unterricht als auch für Vorführungen und Vorträge für die Bevölkerung bestens eignet.
Wobei Astronomie als die älteste Naturwissenschaft überhaupt Beziehungen zu vielen anderen Unterrichtsfächern und Bereichen des Lebens habe, wie Stationsleiter Michael Teichert zur Einweihung betonte. Nahe liegend seien dabei sicher noch Physik und Mathematik, aber auch für Geschichte, Philosophie, Ethik und sogar die Sprachen spiele die Astronomie eine Rolle. "Das alles können wir verknüpfen", freute sich Teichert und wies darauf hin, dass am Gropius-Gymnasium Astronomie bis zur 12. Klasse angeboten werde.
Diese Wissensvermittlung hat auch Stephan Exner, Präsident des Dessau-Roßlauer Stadtrates hervorgehoben. Er beauftragte Teichert und die weiteren Nutzer der Station, das "uns nur schwer Vorstellbare des uns umgebenden Universums" und die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge zu vermitteln und zu veranschaulichen. Gleichzeitig soll das Interesse an populärwissenschaftlichen Vorträgen in der Stadt, regional und überregional aktiviert und die Station mit wissenschaftlichen Veranstaltungen weiter entwickelt werden. Exner bezeichnete die Station als "Leuchtturm in unserer Stadt, der in unserer Stadt leuchtet, aber auch nach außen" und verband damit den Wunsch, dass die Arbeit mit der Station an die Erfolge der 1967 eingeweihten Station anknüpft.
Auch dies dürfte als Auftrag gesehen werden, als Auftrag des Stadtrates. Aus diesem heraus war 2007 die Generalsanierung initiiert und dann auch nachhaltig verfolgt worden, blickte Exner auf einen Entscheidungsprozess zurück, der nicht einfach war, denn für dieses Vorhaben hat die Stadt keine Fördermittel erhalten. 653 500 Euro hat die Generalsanierung der Station gekostet, die über lange Zeit nicht mehr genutzt hatte werden können. 625 500 Euro davon wurden aus städtischen Mitteln bereitgestellt, "was in Zeiten knapper Kassen nicht selbstverständlich ist", wie Exner hervorhob. Hinzu kam die Unterstützung des Schwabe-Vereins, der unter anderem die Spenden aus den "Langen Nächten der Sterne" einbrachte, der ÖSA-Versicherungen und von Lotto-Toto. Erst durch das Zusammenspiel konnte die Station samt Beobachtungskuppel übergeben werden. Für Ludwig Teichert, der mehr als zwei Jahrzehnte die vorherige Station leitete und Vater des jetzigen Stationsleiters, war diese festliche Einweihung ein sehr berührender Moment. "Wahnsinn", meinte Ludwig Teichert. Wobei er diese Anerkennung nicht nur der Station "in dieser wunderbaren Gesamtausstattung" zukommen ließ, die "zum Beispiel vornehmer als mit unseren normalen Holzstühlen damals ist", wie er lächelnd sagte, sondern auch den "engagierten und treuen Mitarbeiter-Stab, der unserem Sohn so unglaublich viel hilft" mit einbezog.