Landschaftsarchitektur Landschaftsarchitektur: Tipps aus der Praktiker-Kiste
Bernburg/MZ. - Zudem wurden in einer Podiumsdiskussion die Perspektiven des eigenen Berufszweiges erörtert. Dass dazu in Zeiten knapper öffentlicher Kassen verstärkt Selbstmarketing gehört, wurde am Ende offensichtlich. "Wir erfinden uns unsere Projekte einfach selbst", erklärte Carsten Homeister vom Büro Heimer & Hebestreit (Hildesheim, Bochum, Raderberg). Als Beispiel nannte er den Emscher-Park, der dazu beigetragen hat, das Ruhrgebiet zur Freizeitlandschaft umzuwandeln. Zugleich profitiert dieses Büro davon, beratend für Kommunen zu sein, um einen Wettbewerb auszuloben.
Geradezu aus der Bundesliga der freien Landschaftsarchitekten sprach Cornelia Müller vom Berliner Büro "lützow 7" zu den Studenten. Ihr Vortrag, der nach einer rasanten Erfolgsstory klingt, raubte fast den Atem. Frau Müller schenkte dem Fachpublikum reinen Wein ein und verzichtete auf jegliche Selbstbeweihräucherung im Angesicht der unbestreitbaren Resultate.
Vom Gewinn eines ausgelobten Wettbewerbs bis zur Realisierung eines Projektes ist es oft ein weiter Weg. Bei der Außengestaltung des Jüdischen Museums in Berlin waren es für "lützow 7" genau 13 Jahre. Das in Fachkreisen bekannte Büro zählt in der Bundeshauptstadt auch den Friedrich-Ebert-Platz, den Platz der Republik und das Forum zu seinen Referenzen. "Wir hatten gleichzeit große Angst, eine solch große Fläche zu gestalten", räumte die erprobte Architektin ein. Frau Müller erläuterte den Studenten, wie wichtig es ist, sich jederzeit auf neue Bedingungen einzustellen, ohne dabei die eigene Linie zu verlieren. Es sei nun einmal so, dass viele Entscheidungsabläufe vom Planer nicht zu beeinflussen seien.
Von ähnlichen Erfahrungen wusste auch ihr Kollege Homeister zu berichten, dessen Büro schon häufig zur Gestaltung von architektonischen Wettbewerben eingeschaltet wurde. Dass Landschaftsarchitekten verstärkt auch ökonomisch denken müssen, wurde während der Diskussion im Klosterhof deutlich. Die unzureichende Bezahlung bei Praktika war dabei ein Thema, das zwar manchen ärgerte. Wichtiger, so Almut Jirku von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, sei aber die Chance, qualifizierte Erfahrungen zu sammeln.
Während der Diskussion zeigte sich, dass manche Studenten schon Kontakt zu jenen Praktikern geknüpft haben, die im Podium saßen. Landschaftsarchitektur, das sei doch das letzte "Studium generale", zitierte Frau Jirku einen Professor der Zunft. Die Flexibilität, auch offen für anderes zu sein, müsse eine Stärke dieses Studienzweiges bleiben.
Dass die künftigen Landschaftsarchitekten aus der unmittelbaren Nähe der ebenfalls in Bernburg ansässigen Wirtschaftswissenschaftlern künftig mehr profitieren müssen, darüber waren sich einige Hochschullehrer einig. Professor Einar Kretzler sagte es kurz und knapp: "Uns interessiert zu sehr der Beruf, aber nicht das Geld, das wir damit verdienen."