Land unter in Mosigkau Land unter in Mosigkau: Aufräumen nach den Regenfluten

Dessau-Roßlau - Kurz vor 22 Uhr grollten Montagabend trockene Gewitterdonner über der Stadt. Dann fiel erstes Nass aus den Wolken. Und dann entlud sich Starkregen über Dessau-Roßlau. Ab 22.19 Uhr fuhren die Feuerwehren.
Innerhalb kurzer Zeit fielen Regenmengen, die das Kanalsystem nicht mehr aufnehmen konnte. Es kam zur Überflutung ganzer Straßen. Waren nördlich der Elbe keine Feuerwehreinsätze nötig, wurden im südlichen Stadtgebiet neben der Berufsfeuerwehr alle dortigen freiwilligen Feuerwehren zuzüglich der FFW Roßlau alarmiert.
Mosigkau hat es schlimm erwischt
„Weiter verschärft hat sich die Situation durch die Überflutung einiger Grabensysteme im Bereich Kochstedt und Mosigkau“, blickt Martin Müller von der Berufsfeuerwehr auf die anstrengende und aufregende Nacht zurück. Mosigkau hat es schlimm erwischt.
Dort versuchte die Freiwillige Feuerwehr Mosigkau mit der Wasserwehr durch wasserregulierende Maßnahmen im Mühlgraben durch Ausnutzung der maximalen Staukapazität den Zufluss auf das Brückenbauwerk der B 185 zu regulieren. Trotzdem kam es zum Rückstau und Überflutungen.
Zu allem Übel kamen auch noch die Schlammbäche dazu. Die strömten von höher gelegenen Ackerflächen hangabwärts ins Dorf, besonders in Richtung Am Hanfgarten. Im Winkel Am Hanfgarten, Orangeriestraße bis zum Mühlengraben liefen blitzschnell die Keller von elf Häusern voll Wasser, heißt es tags darauf in der Einsatzleitstelle.
Wasser stand meterhoch
Am Dienstagvormittag standen die Betroffenen hemdsärmelig, in Gummistiefeln oder in Sandalen vor ihren Grundstücken. Auch nach zwölf Stunden rumpeln noch immer die Pumpen, mit denen die Feuerwehr das Wasser absaugt.
Am Hanfgarten Nr.1 haben Jörg und Katrin Eckersberg sowie Katrins Mutter Brigitte Weidel das Geschehen verfolgt. Ihre kleine Wetterstation maß Niederschläge von 97 Liter pro Quadratmeter, wo für gewöhnlich kräftiger Regen 15 bis 20 Liter bringt. „Das war diesmal schon ein sehr kräftiger“, meinte Jörg Eckersberg. Sein Lager mit Gartengeräten und -erzeugnissen - glücklicherweise auf Paletten gestapelt - war überflutet, wie auch die Scheune, in der sich die Hühner hoch auf die Stangen gerettet haben. Das Wohngebäude blieb unversehrt. Anders bei Schwester Kerstin, wo der Keller volllief. Über den Hof des Eckgrundstücks flutete fast meterhoch das Wasser und riss dicke Pflastersteine unauffindbar mit sich. „Aber bei uns ist alles noch zu verkraften. Wichtig ist, dass die Ursachen der Überflutungen endlich beseitigt werden mit Grabenpflege und verbesserten Abflussbedingungen, auch dort, wo der Biber Sperrwerke errichtet“, findet Jörg Eckersberg.
Hilfe unter Nachbarn
Die Leute im Dorf rücken zusammen. Steffen Grüger kommt von nebenan und fragt, wer Luftentfeuchter braucht. Karsten Lückemeyer aus der Orangeriestraße hat Sandsäcke geschippt, seinen Keller und Buchlager nicht komplett retten können, aber in höchster Not die Feuerwehr anrücken sehen.
Die Kameraden stehen an der Brücke über den Mullenbach, der nachts über die Ufer getreten war. Schlimm getroffen hat es die benachbarte Arztpraxis von Dr. Elvira Huß. Die Mitarbeiter sitzen fassungslos in der Praxis, die Medizinerin wehrt kopfschüttelnd jeden Kontakt ab. Land unter. Kraft aus.
Ortsbürgermeister Siegfried Büttner und Ortschaftsrat Otto Körnig besehen die Schäden vor Ort. „Es hat uns bis zur Erich-Weinert-Straße wieder voll erwischt. Wann endlich kommen Rückhaltebecken und Retentionsraum zwischen neuem Deich und Hangfichten?“ (mz)