Kleinhundeschau Kleinhundeschau: Mit Selbstsicherheit in den Ring
Dessau/MZ. - Laura Biagiotti von Tiamo liegt friedlich in ihrem Körbchen und lässt sich von dem ganzen Trubel um sie herum überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Die zwei Jahre junge Papillon-Hundedame ist mit ihrem Frauchen aus Meuselwitz bei Zeitz angereist, um bei der zweiten Spezialzuchtschau für Kleinhunde in Dessau-Kochstedt anzutreten. Austragungsort ist die Gaststätte "Grüner Baum". Von 10 bis 14 Uhr stellen sich 94 Kleinhunde in zwei Ringen den Ringrichtern. Dabei gilt es den internationalen Rassestandards möglichst nahe zu kommen und sich überzeugend zu präsentieren.
Dass Laura diesen Standards durchaus entspricht, kann die stolze Besitzerin Liane Kästner bezeugen. "Bloß faul ist sie hier, guckt nicht raus und will ihre Ruhe, während sie daheim durchaus selbstbewusst ihr Revier behauptet."
Doch selbstbewusstes Auftreten ist das A und O auf so einer Ausstellung. Das weiß auch Hans Schurig, Leiter der Veranstaltung: "Der Hund darf nicht mit hängender Rute oder missmutig laufen, er soll sich freudig und aufgeschlossen im Ring geben." Ebenso unerwünscht ist Beißverhalten, schließlich muss sich das Tier von den Ringrichtern anfassen und auf Körperbau und Zahnbestand untersuchen lassen.
Die anwesenden Vierbeiner verhalten sich erstaunlich ruhig. Hans Schurig hat dafür eine Erklärung parat: "Die gezeigten Rassen sind von Natur aus gehorsam und personenbezogen. Aggressives Verhalten untereinander ist unüblich."
Vertreten sind zehn verschiedene Kleinhunderassen vom englischen Cavalier über den französischen Mops bis hin zum asiatischen Shih-Tzu. Angereist sind Züchter aus dem ganzen Bundesgebiet, hauptsächlich jedoch aus den neuen Bundesländern.
Das Ehepaar Lieblich aus Wittenberg ist mit sieben Exemplaren des französischen Papillons gekommen. "Darunter ist auch eine Europasiegerin", wird stolz bekundet und im gleichen Atemzug zugegeben, dass Hundeliebhaberei ein kostspieliges Hobby sei. "Angefangen haben wir mit Schäferhunden", berichtet Bärbel Lieblich. "Später sind wir durch Ausstellungen auf den kleinen geselligen Papillon gestoßen." Der in Skandinavien sehr beliebte Hund sei nicht nur klug und lernfähig, sondern auch robust und kälteunempfindlich. Zudem sei dieser Kleinhund sehr pflegeleicht. "Zweimal im Jahr baden reicht", weiß Hundezüchterin Lieblich, während das tägliche Bürsten unerlässlich sei. Seit 12 Jahren züchtet sie schon und schenkt den kleinen Tieren viel Zeit: "Den Papillon muss man um sich haben. Er ist sehr anhänglich und kein Tier, das acht Stunden am Tag allein sein kann." Insgesamt acht Hunde hält das Ehepaar in seinem Haus. "Das kann auch mal lebhaft werden", wissen beide zu berichten. "Besonders, wenn sie spielen, wird auch mal gebellt."
Für Kinder ist dieser Hund allerdings zu zart. Da seien Shih-Tzus und Havaneser besser geeignet, meint Leiter Hans Schurig. Für Senioren seien alle Kleinhunde geeignet, da sie sich der Gangart des älteren Menschen anpassen, personenbezogen und unproblematisch in der Haltung sind. Auch aggressives Verhalten wird selten gezeigt. "Außer vielleicht beim Chihuahua", sagt Schurig. "Die können sehr giftig werden."
Trotzdem sei der Hund zu Unrecht so angefeindet. Von Umweltschützern ist er gar als Miniaturzucht verschrien. "Aber der Chihuahua war und ist nun mal von je her die kleinste Hunderasse der Welt", weiß Hans Schurig. Der aus Südamerika stammde Gebirgs- und Andenhund soll nie mehr als ein bis sechs Kilo gewogen haben. Je höher das Tier gehalten wurde, desto kleiner und leichter soll das Exemplar ausgefallen sein. "Für die Inkas diente der Chihuahua im Winter als wichtiger Proteinspender", erzählt Hans Schurig. Auch heute gehöre der Hund bei Indianern noch auf den Speiseplan.
Schurig ist Spezialist auf diesem Gebiet und wünscht sich von Seiten der Stadt mehr Anerkennung für Hundeliebhaber. Er ist sicher: "Würden die Dessauer Stadträte hier mal reinschauen, wären die Steuern für die Haltung der kleinen Vierbeiner nicht mehr so hoch."