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Folge der Corona-Pandemie Kleingärten waren 2020 in Dessau-Roßlau so gefragt wie lange nicht

Der Stadtverband konnte im vorigen Jahr mehr Parzellen als sonst verpachten. Der coronabedingte Trend setzt sich auch 2021 fort.

Von Sylke Kaufhold 28.04.2021, 07:56
Kleingärten sind in Corna-Zeiten gefragt. Auch in Dessau verzeichnet der Stadtverband der Gartenfreunde eine steigende Nachfrage.
Kleingärten sind in Corna-Zeiten gefragt. Auch in Dessau verzeichnet der Stadtverband der Gartenfreunde eine steigende Nachfrage. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau - Für Wolfgang Kröniger ist das Gartenjahr bestens gestartet. Denn der Vorsitzende des Kleingartenvereins „Frühlingslust“ in Dessau-Nord hat bereits einige Parzellen neu verpachten können. „Auch im vorigen Jahr konnten wir drei Gärten an junge Leute vergeben, da hat uns Corona in die Karten gespielt“, freut sich der Vorsitzende. „Frühlingslust“ gehört mit seinen 22 Parzellen zu den kleinen Kleingartenanlagen im Stadtgebiet.

Eine gestiegene Nachfrage nach Kleingärten im ersten Coronajahr kann Joachim Ullrich für das gesamte Stadtgebiet bilanzieren. „Wir haben 2020 410 Gärten neu vergeben, das ist eine stolze Zahl.“ 795 der insgesamt 5.800 Parzellen in Dessau waren zum Jahresanfang 2020 nicht bewirtschaftet. Deren Zahl hat sich bis zum Jahresbeginn 2021 auf 771 minimiert.

Langzeitleerstände konnten endlich abgebaut werden

„Das heißt, wir konnten auch einige Langzeitleerstände abbauen“, freut sich der Vorsitzende des Stadtverbandes der Gartenfreunde. Bei den meisten Neuverpachtungen habe es ja einen fließenden Übergang vom Alt- zum Neupächter gegeben. „Wenn alte Leute altersbedingt abgeben, dann sind die Gärten zumeist gut in Schuss. Das ist natürlich attraktiver für die jungen Leute“, so Ullrich.

Auch er ist überzeugt, dass die Coronabeschränkungen die Nachfrage beflügelt haben. „Im Garten gibt es keine Einschränkungen, man kann sich frei bewegen, hält den Abstand zum Nachbarn ein und ist an frischer Luft.“ Da sich die Coronalage nicht geändert hat und die Einschränkungen mit dem Infektionsschutzgesetz des Bundes sogar wieder verschärft wurden, rechnet Ullrich auch weiterhin mit einem Aufwind für die Freizeitbeschäftigung Gärtnern.

Die Entwicklung in seiner eigenen Gartenanlage „Freundschaft“, dessen Vorsitzender er auch ist, bestätigt das. „Bei uns sind schon vier Gärten weggegangen in diesem Jahr.“ Jetzt sei die beste Zeit, sich einen Garten zu nehmen, macht der erfahrene Kleingärtner deutlich. Die Vegetation sei am Anfang. „Es ist alles noch gestaltbar.“

„Bei den jungen Leuten werden wir schnell feststellen, ob sie nur einen Platz zum Grillen gesucht haben“

Inwieweit die Gartenlust bei den Corona-Pächtern nur ein Strohfeuer ist, können Ullrich und Kröniger noch nicht sagen. „Probleme hatte ich im vorigen Jahr mit den Neuen nicht“, so Wolfgang Kröniger. Sie seien alle mehr oder weniger fleißig am Werkeln gewesen. „Ob es eine längere Bindung wird, entscheidet sich erst nach zwei, drei Jahren“, weiß Joachim Ullrich aus Erfahrung.

Jetzt freut er sich erst einmal, dass viele junge Leute neu gepachtet haben. Aber auch Ältere, die aus dem Berufsleben ausscheiden, seien dabei. „Bei den jungen Leuten werden wir schnell feststellen, ob sie nur einen Platz zum Grillen gesucht haben oder ob sie wirklich Interesse am Garten haben“, sagt Ullrich.

„Wer Zahlungsprobleme hat, kann mit uns reden“, betont der Vorsitzende des Stadtverbandes

Letztere würden dann auch keine Probleme mit der Zahlung ihrer Jahrespacht und den Strom- und Wasserkosten haben. „Es ist ein bezahlbares Hobby, aber um die 300 Euro im Jahr muss man einplanen“, verdeutlicht Joachim Ullrich.

Im vorigen Jahr habe man einige Kündigungen aussprechen müssen, da die Pacht nicht bezahlt worden sei. „Wer Zahlungsprobleme hat, kann mit uns reden“, betont der Vorsitzende des Stadtverbandes. „Wir ermöglichen zum Beispiel Teilzahlungsvereinbarungen.“

Aufwärtstrend im Kleingartenwesen wird vom Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt bestätigt

Der Aufwärtstrend im Kleingartenwesen wird vom Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt bestätigt. Rund 1.000 Gartenfreunde sind im Coronajahr 2020 landesweit in den Vereinen dazugekommen. 87.000 sind aktuell unter dem Dach des Verbandes organisiert. Wie Olaf Weber, Geschäftsstellenleiter des Verbandes mitteilt, seien zwischen Arendsee und Zeitz vor allem in städtischen Gebieten Kleingärten heiß begehrt. Teilweise bestünden Wartelisten, so dass Pächter auch lange Wege zu einem Garten in Kauf nehmen.

Dessauer, die Interesse an einem Garten haben, können sich beim Stadtverband, Tel. 0340/214769, über freie Gärten informieren. (mz)