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Klein, aber selbstbewusst Klein, aber selbstbewusst: Dessauer Firma kann kleinste Rußpartikel in Abgasen messen

Von Thomas Steinberg 15.09.2020, 09:08
Blick auf das Firmengelände
Blick auf das Firmengelände Thomas Ruttke

Dessau - Das schuhkartongroße Gerät ist seiner Zeit voraus. Die Regelung, die den Einsatz des Nanolyt N ermöglichen würde, sei noch in Arbeit. „Leider“, sagt Uwe Manzei.

Manzei ist Entwicklungsingenieur bei der kleinen Dessauer Firma Saxon Junkalor. Am Firmensitz auf dem Gewerbegebiet am Flugplatz werden Abgasmessgeräte konstruiert und weitgehend in Handarbeit montiert. Beim Nanolyt N handelt es sich um einen Prototypen. „Aber“, sagt Manzei, „er kann schon was messen.“ Und zwar Rußpartikel in Abgasen von Dieselfahrzeugen.

2006 sah es so aus, als wäre den elektronischen Schnüfflern am Auspuff zumindest in Deutschland keine Zukunft beschieden. Neue Autos konnten sich selbst mit Hilfe der eigenen Elektronik einen Persilschein ausstellen.

Oliver Herzog hatte bei Junkalor als Praktikant angefangen und eine Ausbildung gemacht

Der tatsächliche Ausstoß wurde nicht mehr gemessen. Dann kam der Dieselskandal. Plötzlich war die klassische Messung am „Endrohr“ wieder gefragt. Und der TÜV rechnete vor, dass schätzungsweise eine Million Fahrzeuge mit zu hohen Abgaswerten nicht entdeckt worden seien.

Oliver Herzog hatte bei Junkalor als Praktikant angefangen und eine Ausbildung gemacht. Er ging dann zum Studium, sah sich im Ausland um, arbeitete bei Porsche und BMW und hielt stets Kontakt zu Junkalor. Seit 2017 ist er Geschäftsführer der Firma mit 19 Mitarbeitern.

Ein Zwerg, verglichen mit einem Konkurrenten wie Bosch. Trotzdem mangelt es Herzog nicht an Selbstbewusstsein: „Wir wissen, dass wir gute Geräte haben.“ Bei Messgeräten für Schornsteinfeger sei man Marktführer in Deutschland. Man liefert Messbänke zur Gasanalyse an andere Hersteller oder Universitäten, die dann ihre eigene Elektronik herum bauen. In die USA, nach Südkorea, nach China.

„Eigentlich bräuchte man so was für Benziner“

Der Nanolyt N ist eine Neuentwicklung und eine Wette auf die Zukunft. Moderne Diesel stoßen keine sichtbaren Rußwolken mehr aus, was nicht heißt, dass sie keinen Ruß mehr produzieren. Die Partikel seien nur sehr klein und könnten deshalb direkt in die Lunge wandern, erklärt Ingenieur Manzei.

Der Nanolyt N vermag diese zu zählen und kann so Autos identifizieren, deren Rußausstoß die Grenzwerte überschreitet. „Eigentlich bräuchte man so was für Benziner“, überlegt Herzog. Die von Ottomotoren ausgestoßenen Rußpartikel seien nochmals kleiner und fänden den Weg unmittelbar in die Blutbahn.

Dass unter dem Namen Junkalor überhaupt noch Messgeräte produziert werden, grenzt an ein Wunder. Das ursprünglich von Hugo Junkers gegründete Unternehmen beschäftigte zu DDR-Zeiten 1.400 Menschen. Die erste Privatisierung könnte als beispielhaft für das Versagen der Treuhand gelten.

Und was, wenn nur noch E-Autos durch Deutschland rollen?

Zwei branchenfremde Unternehmensberater erwarben Junkalor, wirtschafteten den Betrieb herunter und verkauften zwei Jahre darauf das Firmengelände mit 1,6 Millionen Mark Gewinn an eine Treuhandnachfolgerin. Als Retter in der Not erwies sich eine Plauener Firma. Mittlerweile ist Saxon Junkalor rechtlich eigenständig.

Wann das Nanolyt-Kästchen auf den Markt kommen kann, ist ungewiss. Wegen der fehlenden Richtlinien zur Partikelmessung kann das Gerät noch kein Zulassungsverfahren durchlaufen. Dass es dies bestehen wird, ist Manzei nicht bange.

Und was, wenn nur noch E-Autos durch Deutschland rollen? Herzog macht das keine Sorgen: Es werde erstens noch lange dauern. Und zu messen gebe es danach immer noch genug. (mz)

Detlef Beck von Saxon Junkalor zeigt den Nanolyt N - die Neuentwicklung zählt winzige Rußpartikel in Diesel-Abgasen.
Detlef Beck von Saxon Junkalor zeigt den Nanolyt N - die Neuentwicklung zählt winzige Rußpartikel in Diesel-Abgasen.
Lutz Sebatian