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Danke zum Abschied Klaus Böttcher gibt nach 50 Jahren sein Ehrenamt als Karnevalist auf

Zuvor verleiht er treuen Weggefährten das Goldene Vlies.

Von Sylke Kaufhold Aktualisiert: 07.12.2021, 10:58
In der Wohnung gibt es ein „Karnevalszimmer“ mit vielen Erinnerungsstücken.
In der Wohnung gibt es ein „Karnevalszimmer“ mit vielen Erinnerungsstücken. (Foto: Kaufhold)

Dessau/MZ - Karneval war sein Leben. Er stand fast 50 Jahre auf der Bühne des WCC, war Sänger, Elferrat, Vizepräsident, Präsident. Jetzt hat Klaus Böttcher seine ehrenamtliche Arbeit - auch als Präsident des Festkomitees Dessauer Karneval - endgültig beendet. Zum Abschied wird er nicht nur „Servus“, sondern vor allem Danke sagen. Der „Karnevalist mit Herzblut“ wird am 7. Dezember 80 Jahre alt und lädt am Vorabend seines Geburtstages langjährige Begleiter, Mitstreiter und Freunde ein, um sie zu ehren.

Dafür bringt Böttcher den höchsten Orden mit, der an Karnevalisten verliehen werden kann. Elf Personen wird er mit dem „Goldenen Vlies“ ehren und ihnen auf diese besondere Weise danken. Er selbst ist zweifacher Träger dieses Ordens, bekam ihn 1996 vom WCC und 2013 vom Karnevalsverein „Rheinschanze“ aus Ludwigshafen verliehen - und bekam gleichzeitig das Recht übertragen, persönliche Verleihungen vorzunehmen.

Dass Klaus Böttcher ein Karnevalist wurde, war Zufall

„Man muss wissen, wann Schluss ist“, sagt der Altkarnevalist und meint, „bei mir ist das jetzt“. Bereits 2013 hatte er die Ämter des WCC-Präsidenten und des Chefsängers bei den Waldeser Spatzen niedergelegt. Am 10. November diesen Jahres übergab Klaus Böttcher den Staffelstab des Festkomitees an René Kranhold. Ob es im Februar einen Karnevalsumzug geben wird, kann bislang noch keiner sagen. Sollte es so sein, würde Klaus Böttcher noch einmal bei der Vorbereitung helfen. Ob es allerdings sinnvoll sei, auf Biegen und Brechen den Umzug durchzuführen und dann vielleicht keine Abschlussveranstaltung machen zu dürfen, bezweifelt er. „Man könnte ja vielleicht im Sommer eine bunte Veranstaltung der Vereine auf dem Markt machen“.

So kennt man ihn: Klaus Böttcher in WCC-Galauniform am Mikrofon.
So kennt man ihn: Klaus Böttcher in WCC-Galauniform am Mikrofon.
(Foto: Sebastian)

Dass Klaus Böttcher ein Karnevalist wurde, war Zufall - wie so vieles im Leben. Als junger Mann hatte er Anfang der 1970er Jahre seine erste Wohnung in Waldersee bekommen und das dortige Klubhaus besucht. „So bin ich in die Fänge des damaligen Klubhausleiters Jürgen von der Heydt gelangt“, erzählt er lachend. Um im WCC aufgenommen zu werden, musste der damals 32-Jährige vor dem Elferrat antreten und Rede und Antwort stehen.

Klaus Böttcher gestaltete den Umbruch in den 1990er Jahren mit und setzte sich für die Tradition dieses Brauchtums ein

Das hat der junge Böttcher wohl überzeugend getan, denn er wurde „Elferrat ZBV“ (zur besonderen Verwendung). Später sei er in den illustren Kreis der Vizepräsidenten aufgenommen worden. 1985 hatte die DDR-Regierung ein Gesetz zur Stärkung der Karnevalsvereine verabschiedet. Der WCC bekam einen Patenbetrieb, den VEB Elmo. Böttcher wurde Vorsitzender der gegründeten Kreisarbeitsgemeinschaft Karneval. Bis 1989 alles anders wurde. Das heißt, am 11.11. haben die Dessauer Karnevalisten von Oberbürgermeisterin Sylvia Retzke erst einmal noch den Rathausschlüssel eingefordert und damit die Karnevalssession offiziell eröffnet. „Das haben wir in all dem Chaos durchgezogen“, schmunzelt Böttcher.

In den 1990-er und Folgejahren veränderte sich der Karneval. Klaus Böttcher gestaltete den Umbruch mit, setzte sich für die Tradition dieses Brauchtums ein. Nicht nur als aktiver Karnevalist in seinem Verein, auch im Landesverband, dessen Geschäftsführer und Schatzmeister er zwischenzeitlich war. Jetzt sagt Klaus Böttcher leise Servus. Wohl wissend, dass der Karneval erneut vor einem Umbruch steht. Nicht nur wegen der Coronakrise.