Katastrophenschutz Katastrophenschutz: Verantwortung ohne Waffe
Zerbst/MZ. - Matthias Gensicke kommt ins Schwitzen. Die 38 Sprossen der zwölf Meter langen Feuerwehrleiter in voller Montur zu erklimmen, hat es in sich. Meterlange Schläuche wollen ausgerollt, fachgerecht verkuppelt und am Ende - in der Übung oder im Notfall - richtig eingesetzt werden.
Viel wird von ihm und seinen Kameraden der Löschzüge des Brand-und Katastrophenschutzes im Landkreis Anhalt-Zerbst abverlangt. Matthias kommt aus Cobbelsdorf und ist Truppmann bei den Übungen. Der 22-Jährige gehört zu den 100 Männern, die gegenwärtig ihren Dienst im Katastrophenschutz an Stelle des Wehrdienstes leisten.
24 von ihnen - sie kommen aus Cobbelsdorf, Roßlau, Coswig und Jeber-Bergfrieden - nahmen am Samstag an einer theoretischen und praktischen Ausbildung teil, die im Feuerwehrtechnischem Zentrum (FTZ) Zerbst (Ahornweg) und auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Zerbst stattfand. Die jungen Kameraden haben fast alle schon früh den Weg zur Wehr gefunden. In ihren Wohnorten sind sie heute ein fester Bestandteil der jeweiligen Wehr.
Matthias Gensicke hat sich schon als Kind für die Uniformen, die Autos und die Aufgaben der Feuerwehr interessiert. "Mit zehn Jahren lernte ich die ersten praktischen Handgriffe", erzählt er. Zunächst Mitglied der Jugendfeuerwehr, stärkt er nun die Reihen der Erwachsenen. Als nach der Zimmermannslehre das Thema Wehrdienst aufkam, stand sein Entschluss lange fest. Er versieht statt dem Dienst an der Waffe einen sechsjährigen Dienst beim Brand- und Katastrophenschutz - sozusagen nebenbei.
"Ich kann weiter die ganze Zeit Geld verdienen, zu Hause wohnen und während meines Zivildienstes meinem Hobby nachgehen", findet er seine Möglichkeiten reizvoll und fügt hinzu: "Die Übungen sind interessant, man lernt neue Leute und moderne Technik kennen."
Von den sechs Jahren hat der junge Mann etwa die Hälfte absolviert und kann heute seine damalige Entscheidung bekräftigen: "Ich kann jedem, der Mitglied einer Wehr ist und sich für den Zivildienst entschieden hat, empfehlen, dieses Angebot wahrzunehmen."
"Wir wollen Interessenten den Weg zu uns ebnen und mit ihnen ins Gespräch kommen", sagt Michael Adler, Sachgebietsleiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz. Klafft doch demnächst eine Lücke in der Besetzung auf. Darum schlagen die verantwortlichen Alarm: "Wir brauchen mehr denn je neue Mitstreiter. Über 50 junge Leute verlassen in nächster Zeit unsere Reihen", erläutert er.
Grund sei neben der Beendigung ihrer regulären Zeit beim Brand- und Katastrophenschutz die nun geltende Verkürzung des Dienstes von ehemals sieben auf sechs Jahre. Auch der "Geburtenknick" mache sich bemerkbar. "Und wer nicht auf dem Gebiet der Feuerwehr aktiv werden will, der kann sich für das Deutsche Rote Kreuz und die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft entscheiden. Wir brauchen jeden Mann", so Adler.
Nächstes Jahr soll vielleicht noch das Technische Hilfswerk dazukommen - weitere Leute sind notwendig. Auf die Frage, wer hier seinen Zivildienst absolvieren kann, antwortet Adler: "Jeder, der die Absicht hat, keine Waffe in die Hand zu nehmen kann sich unverbindlich melden. Wir helfen mit Tipps und Ratschlägen."
Anlaufadresse: Amt für Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt Zerbst.