Kärtchenflut am Autofenster Kärtchenflut am Autofenster: Verteiler genießen Narrenfreiheit in Dessau-Roßlau

Dessau - Immer wieder stecken die „Ich kaufe dein Auto“-Kärtchen von Fahrzeughändlern an der Scheibe. Das nervt viele Autobesitzer.
„Ich empfinde das als Belästigung. Wenn ich mein Auto verkaufen möchte, dann unternehme ich selbst etwas“, meint Roger Horn aus Sandersdorf. Doch in den meisten Städten genießen die Kärtchen-Verteiler Narrenfreiheit. So auch in Dessau-Roßlau.
Wo am häufigsten diese Form der Händlerwerbung vorkommt, konnte die Stadt auf Nachfrage nicht genau sagen. „Diese Werbeaktionen gibt es temporär in verschiedenen Bereichen der Doppelstadt“, so Pressesprecher Carsten Sauer.
Verteiler benötigt eigentlich eine Erlaubnis der Stadt
Gesetzlich verboten sei das Verteilen von den laminierten Autokärtchen zwar nicht, „aber es muss dafür eine Sondernutzung im Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung beantragt werden“, so Sauer. Der Antragsteller, also in dem Fall ein Autohändler, muss zusätzlich eine Gebühr von 11,50 Euro pro Tag und pro Kärtchenverteiler zahlen.
Beantragt wurde so eine Sondererlaubnis für Autokärtchen aber noch nie, teilte die Stadt auf Nachfrage mit. „Wenn Mitarbeiter vom Ordnungsamt sehen sollten, wie eine Person Kärtchen an Autos steckt, müsste diese die bewilligte Sondererlaubnis vorlegen. Ansonsten wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.“
Nachverfolgung der Händler meist sehr schwierig
Doch die vielen Kärtchenverteiler scheint nicht zu stören, eine Ordnungswidrigkeit zu begehen. Warum auch? Erwischt hat das Ordnungsamt bisher noch nie jemanden. „Auch Beschwerden über die Autowerbung gab es bei der Stadt noch nicht“, sagte Sauer. „Das Problem mit den Kärtchenverteilern wird von uns auch eher als irrelevant eingeschätzt.“
Die Nachverfolgung dieser Kärtchenhändler sei aber sowieso sehr schwierig, teilte der ADAC mit. So seien oftmals falsche Adressen angegeben, damit die Händler nicht nachverfolgbar sind. Laut ADAC verbergen sich hinter diesen Kärtchen meist Händler, die die Fahrzeuge exportieren wollen.
ADAC rät zur Vorsicht
Sie locken mit Versprechungen wie „Kaufe alle Modelle - auch Totalschaden“ oder „Zahle Höchstpreise“. Ob es sich dabei um unseriöse Käufer handelt, konnte der ADAC nicht pauschal sagen. Doch rät dieser zur Vorsicht. „Diese Händler versuchen oftmals die Preise zu drücken. Deswegen sollten sich die Fahrzeugbesitzer vorher über den Wert ihres Autos informieren.“
Vor dem Verkauf sollte das Fahrzeug außerdem grundsätzlich selber abgemeldet werden. „Anderenfalls laufen die ehemaligen Besitzer Gefahr, dass sie weiterhin für die Versicherungsprämie haften, wenn der Käufer den Wagen nicht ummeldet und plötzlich nicht mehr auffindbar ist.“ Außerdem rät der ADAC, den Verkauf immer schriftlich festzuhalten.
Alternativ können Autobesitzer ihr Fahrzeug auch in jedem Autohaus oder privat verkaufen. Möglichkeiten gibt es viele. (mz/sts)