Kaputter Elektrorollstuhl Kaputter Elektrorollstuhl: Ersatzgefährt mit Tücken - Urlaub steht in Frage

Dessau - Monika Liszkowski ist verzweifelt. Am Freitag möchte sie mit ihrem Sohn Florian in den Urlaub fahren. „Das geht aber nicht“, erklärt die 65-Jährige mit tränenerstickter Stimme.
Denn Florian, 35 Jahre alt, ist Spastiker, mehrfach behindert und auf seinen Elektrorollstuhl angewiesen. Der aber ist seit 14 Tagen kaputt. Und mit dem Ersatzgefährt, das ihm sein Sanitätshaus in Delitzsch zur Verfügung stellte, kommt er nicht zu recht. Deshalb nutzt er ihn nicht.
Verwinkelter Keller ist das Problem
Das Problem: Im Keller des Wohnhauses, wo der junge Mann selbstständig mit dem Rollstuhl in den Fahrstuhl ein- und ausfährt, ist es so verwinkelt, dass er Schwierigkeiten hat zu navigieren. „Sein Rollstuhl ist schmaler, damit ist das kein Problem, der kann auch auf der Stelle wenden“, sagt seine Mutter und möchte die Situation nicht länger hinnehmen. Denn sie hat Angst, dass der Ersatzrollstuhl oder auch der Fahrstuhl beschädigt werden, und sie dann für die Kosten aufkommen muss. Hilfesuchend hat sie sich deshalb an die Mitteldeutsche Zeitung gewandt.
Damit Sohn Florian jetzt überhaupt aus der Wohnung kommt, nutzt sie den Schieberollstuhl. Das aber übersteigt ihre Kräfte, schildert die 65-Jährige: „Wenn ich den ganzen Tag schieben muss, bin ich am Abend tot.“
Sohn ist von Geburt an mehrfachbehindert und Spastiker
Ihr Sohn ist von Geburt an mehrfachbehindert und Spastiker, hat Pflegegrad drei. Die Mutter kümmert sich so gut es geht, die beiden sind ein eingespieltes Team. Zwar kann der junge Mann nicht in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten, aber er möchte trotzdem helfen, erledigt gerne Einkäufe im Rathauscenter oder Dessau-Center. „Das macht Spaß“, erzählt er.
In ihrem neuen Zuhause in der Poststraße lebt die Familie noch nicht lange. Das Haus wurde von der DWG saniert, ist barrierearm. „Die Wohnung ist sehr schön“, loben Monika Liszkowski und ihr Sohn. Sie fühlen sich hier wohl. Zuvor lebten sie im Block Friedhofstraße, „der sollte aber abgerissen werden“, sagt die Mutter, warum sie umgezogen sind.
Im alten Zuhause hatte Florian früher ein Rollstuhlmodell, das dem jetzigen Ersatzrollstuhl gleicht. „Dort aber war alles ebenerdig, da kam er zurecht.“ Im neuen Zuhause sei es anders. Hier ist Florian auf den Fahrstuhl angewiesen, um in die Wohnung zu kommen. Was mit dem Rollstuhl, den er seit fünf Jahren hat, auch kein Problem sei, wie beide sagen. Nur jetzt ist der eben kaputt.
Vor 14 Tagen war die Feder des alten Rollstuhls gebrochen
Als Mutter und Sohn vor 14 Tagen in der Stadt unterwegs waren, gab es einen großen Knall, brach eine Feder des Gefährts. Und die zu beschaffen ist für das Sanitätshaus offenbar ein Problem. Es gäbe Lieferschwierigkeiten, hat die MZ erfahren. Vom Sanitätshaus wollte sich aber niemand auf Anfrage äußern. So ist denn die Frage offen, ob die Familie am Freitag in den Urlaub fahren kann und ob, wenn der Rollstuhl bis dahin nicht repariert werden kann, Florian Liszkowski ein baugleiches Modell zur Verfügung gestellt werden könne.
Genehmigung nicht nötig
Mit den Kosten für die Reparatur dürfte es aber kein Problem geben. „Wenn ein Hilfsmittel repariert werden muss, brauchen Versicherte dafür keinen Antrag stellen. Sie müssen einfach nur das zuständige Sanitätshaus informieren“, sagt AOK-Pressesprecher Sascha Kirmeß auf Nachfrage. „Dieses überprüft das Hilfsmittel und übernimmt alle weiteren Schritte, setzt sich also auch direkt mit der Krankenkasse in Verbindung.“
Häufig - wie auch in diesem Fall - seien Reparaturen über Pauschalen abgedeckt, so dass vorher keine Genehmigung nötig ist. „Für die Dauer der Reparatur erhalten die Versicherten ein Ersatzhilfsmittel“, so Kirmeß. Und das habe Florian Liszkowski auch erhalten. Die Genehmigung für die Reparatur lag auch schnell vor - bereits am Tag nach dem Defekt.
(mz)