1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Kampf um Gymnasium weiter nötig

Kampf um Gymnasium weiter nötig

18.04.2005, 19:30

Roßlau/MZ. - MZ-Redakteur Claus Blumstengel sprach über diese Pläne mit dem Sprecher des Fördervereins "Goethe-Gymnasium, Bernd Möhring:

Ist die Lage des Goethe-Gymnasiums wirklich so ernst?

Möhring: Der Förderverein, der sich für die Erhaltung und sinnvolle Entwicklung des Roßlauer Goethe-Gymnasiums einsetzt, kennt sehr wohl die aufgrund der demographischen Entwicklung schrumpfenden Schülerzahlen. Das Gymnasium in Coswig musste ja schon geschlossen werden. Aber die Coswiger Gymnasiasten wechselten nicht, wie erhofft, an das Roßlauer Gymnasium, sondern wanderten Richtung Wittenberg ab. Diese Gymnasiasten fehlen nun in Roßlau.

Ist ein Gymnasium für die Elbestadt denn so wichtig?

Möhring: Wir sehen die Weiterführung des Goethe-Gymnasiums Roßlau für ein gutes Bildungsangebot unserer Stadt als notwendig an. Bildung lebt nicht nur von der Nachfrage durch eine wissbegierige Jugend, sondern auch vom angemessenen Angebot der Bildungsträger in Stadt und Land. Das sehen nicht nur wir so! Im Vorfeld des Bürgerentscheides zur Fusion der Städte Dessau und Roßlau wurde intensiv über die Frage "Erhalt oder Schließung des Goethe-Gymnasiums" gestritten, zum Teil mit sachlichen, zum Teil mit emotional gefärbten Darstellungen von dessen Zukunft. Das zeigte, dass das Gymnasium in der Roßlauer Bürgerschaft einen hohen Stellenwert besitzt.

Wie steht der Förderverein zu den im Fusionsvertrag dargestellten Lösungen für das Goethe-Gymnasium?

Möhring: Unter Punkt 14, Absatz 2, heißt es im Fusionsvertrag: "In Abhängigkeit von der Genehmigungsfähigkeit ist ein vielfältiges, leistungsfähiges, wohnortnahes Schulangebot in der Stadt Dessau-Roßlau vorzuhalten." Laut Anlage 5 werden für eine Außenstelle des Philanthropinums im Ortsteil Roßlau zwei Varianten vorgeschlagen, eine für die Klassen fünf bis neun, die andere bis zur Klasse zehn. Wir als Förderverein des Goethe-Gymnasiums unterstützen diese Vorstellungen, wobei wir die zweite Variante mit dem Abschluss der Klasse zehn favorisieren. So können die Schüler wählen, ob sie mit dem Zeugnis der 10. Klasse ihre Ausbildung im Gymnasium bis zum Abitur fortsetzen oder eine Berufsausbildung aufnehmen.

Wenn das Goethe-Gymnasium im Fusionsvertrag als Außenstelle des Philanthropinums vorgesehen ist, könnten sie sich doch eigentlich zufrieden zurücklehnen?

Möhring: Das sehen wir nicht so; denn dieser Vorschlag im Fusionsvertrag scheint uns nicht ausreichend gefestigt. Laut Verordnung zur Mittelfristigen Schulentwicklungsplanung des Landes Sachsen-Anhalt kann eine Außenstelle eines Gymnasiums nur dann befristet zugelassen werden, wenn am eigentlichen Schulstandort Klassenräume fehlen. Es scheint deshalb so, als stellt die im Fusionsvertrag vorgestellte Planung zur Weiterführung des Goethe-Gymnasiums nur eine Fristenlösung dar. Die im Fusionsvertrag geforderte Genehmigungsfähigkeit, das heißt, die Übereinstimmung der Schulentwicklungsplanung mit den Landesgesetzen, könnte das Tor zur endgültigen Schließung des Roßlauer Gymnasiums sein. Wer kann schon heute voraussehen, ob in zwei, drei oder mehr Jahren am Philanthropinum nicht doch ausreichende räumliche Voraussetzungen entstehen, die eine "befristete" Außenstelle in Roßlau überflüssig machen? Wegen veränderter Zugangsregeln für Gymnasien ist hier im kommenden Schuljahr ohnehin mit einer erheblichen Abnahme der Schülerzahlen zu rechnen. Zudem beenden Mitte 2007 die 12. und 13. Klassen gleichzeitig das Gymnasium.

Was müsste ihrer Meinung nach für den Erhalt des Goethe-Gymnasiums getan werden?

Möhring: Mit Sicherheit werden einzelne Punkte im Fusionsvertrag an die Grenzen der Genehmigungsfähigkeit durch die Landesbehörden stoßen. Aber gerade das macht den Sinn des Fusionsvertrages aus. Die allzu voreilige Erfüllung des Gesetzesrahmens würde die Durchsetzung des im Vertrag formulierten politischen Willens von vorn herein aussichtslos erscheinen lassen. Wer hier nicht kämpft, hat schon verloren. Diese Erfahrung hat uns die 2003 stattgefundene Auseinandersetzung um das Goethe-Gymnasium mit dem Landkreis Anhalt-Zerbst gelehrt, die schließlich zum klaren Bekenntnis für die Bildungseinrichtung führte.