Interessierte nehmen Projekt jetzt selbst in die Hand
DESSAU/MZ. - Die Teilnehmer waren begeistert. Die Spuren der Verwüstung freilich sind groß. Herausgeschlagene Türen, eingetretene Wände, zersplitterte Scheiben, ausgerissene Lampen. Schade, dass das Haus nicht sofort nach dem Auszug einer Landesbehörde gesichert wurde. Dann wäre es in einem guten Zustand. Die letzten Modernisierungsmaßnahmen erfolgten Anfang der 90er Jahre. Auch die Elektrik dürfte in gutem Zustand sein. In einigen Räumen ist die Tapete noch strahlend weiß.
"Das ist eine solide Bausubstanz hier", legte Andreas Gehlies, Architekt und Vorsitzender des Kiez-Vereins, darauf sein besonderes Augenmerk. "Es gibt keine Nässe im Gebäude." Renate Mühle vom Frauenzentrum ist vor allem von den Räumen begeistert. "Die sind ideal für die Nutzung durch verschiedene Vereine und Einrichtungen."
Und der Umbau dürfte sich relativ einfach gestalten, da viele Wände in Trockenbauweise eingezogen seien. Natürlich bedarf es noch einer gründlichen Prüfung, räumen die Akteure ein. Doch prinzipiell sehe es besser aus als vermutet. "Ich bin angenehm überrascht", bekennt Stadträtin Isolde Grabner. "Es kommt ja auch immer darauf an, welche Ansprüche man stellt", spielt Andreas Gehlies auf die Kostensummen an, die in der Stadt kursieren und zwischen zwei und sechs Millionen Euro liegen.
"Wir wollen es anpacken", sagt Renate Mühle und weiß damit die anderen Interessierten hinter sich. Bisher habe jeder in seiner Ecke gekämpft, so Isolde Grabner, "aber jetzt ist es an der Zeit, sich zusammenzuschließen". Und genau dies wird in den nächsten Wochen passieren. Die an der Belebung der Heideschule interessierten Vereine und Einrichtungen werden nicht mehr auf die Stadt warten.
Die Entwicklung der Heideschule zum sozio-kulturellen Zentrum soll von der Stadt auf Machbarkeit geprüft werden. So lautet der Stadtratsbeschluss vom 12. Mai. Bis August, so sagte Sozialdezernent Gerd Raschpichler im Jugendhilfeausschuss am 1. Juni, soll es eine Zwischeninformation und ersten Entwurf geben. "Darauf wollen wir uns nicht verlassen", sind sich die Anwesenden einig.
Corinna Kaiser von der WBD Industriepark Dessau GmbH als Verwalterin des Gebäudes bestärkte die Initiativgruppe. "Das Haus ist ideal für ein solches Zentrum und das würde das Wohngebiet unheimlich beleben", ist sie überzeugt. Sie schlägt vor, Ende Juli noch einmal alle potentiell Interessierten zusammenzunehmen und das Konzept zu erläutern. "Dann liegt uns auch das Aufmaß des Gebäudes vor, das Studenten der Hochschule erarbeiten." Und Hans Tobler als Geschäftsführer der Gesellschaft könnte über Möglichkeiten der Übertragung informieren.
Herausfinden wollen die Stadträte zunächst, wo die bereits genehmigten Fördergelder aus dem Programm "Soziale Stadt" für die Sanierung des SFZ in der Rennstraße geblieben sind. Die Sanierung erfolgt nicht, da die Freizeiteinrichtung in die Schaftrift umgesiedelt wurde. Zur Klärung der Frage wird es zur Stadtratssitzung am 23. Juni eine aktuelle Stunde geben.