Innenminister gibt Wappenkunde
Zerbst/MZ/ber. - Für eine Stunde war er der Lehrer. Doch ihm ging es nicht um Matheaufgaben oder die Rechtschreibung. Holger Hövelmann wollte den Kindern das Wappen des Landes Sachsen-Anhalt erklären.
Seit wann gibt es eigentlich Wappen, wollte der Innenminister zunächst von den Kindern wissen. Und natürlich wussten das die Kleinen ganz genau. "Seit dem Mittelalter", waren sie sich einig. Begeistert von der schnellen Antwort setzte Holger Hövelmann seine Erklärung fort. Die Ritter im Mittelalter fochten viele Kämpfe aus. "Einige von ihnen waren zwar ernst, aber die meisten dienten der Belustigung", so der Minister. Unter der schweren Rüstung waren die Menschen nicht mehr zu erkennen, sahen alle gleich aus. Deshalb hatten sie auf ihren Schildern die Wappen des Fürstentums, dem sie angehörten. Und bunt waren sie auch.
Doch warum? Hövelmann löste schnell auf: "Die bunten Farben sollten Freude unter den Menschen verbreiten." Die Staaten, die sich später gründeten, wollten sich von anderen unterscheiden, führten deshalb Wappen ein. Auf einen Blick sollte man erkennen, um welches Land es sich handelt. Auf die Frage, wie alt Sachsen-Anhalt eigentlich ist, konnten die Kinder nicht so schnell antworten. Doch auch hier half der Minister nach. "Anhalt und die preußische Provinz Sachsen waren damals eigenständige Länder. Nach 1945 wurden beide unter dem Namen Provinz Sachsen vereint", erklärte Hövelmann. Um dann nicht mit dem Freistaat Sachsen verwechselt zu werden, nannte sich das Land Provinz Sachsen und Anhalt. 1947 wurde daraus Sachsen-Anhalt.
"Rein rechnerisch müsste unser Land dann ja jetzt 60 Jahre alt sein. Ist es aber nicht. Warum", fragte Holger Hövelmann in die Runde. Die Schüler grübelten. Doch niemand wusste so recht die passende Antwort. "Ich sag es euch", lenkte der Innenminister dann ein. Schon 1952 wurde das Land wieder aufgelöst. Es entstanden daraus Bezirke.
Nach der Wende 1990 wurden die Bezirke aufgelöst, und das Land hieß wieder Sachsen-Anhalt. Das Thema Sachsen-Anhalt nehmen die Schüler auch gerade im Sachkundeunterricht durch, die "Wappenkunde" passte. "Unser Landeswappen ist geteilt, symbolisiert zum einen den Freistaat Anhalt und zum anderen die preußische Provinz Sachsen", erklärte der Minister. Die preußische Provinz Sachsen führte seit 1817 als Wappen einen schwarz-gold, neunmal geteilten Schild mit dem schräg rechts liegenden altsächsischen grünen Rautenkranz, der als einfacher Laubkranz gedeutet wird, wie er als Kopfschmuck von den Frauen im Mittelalter getragen wurde. Auch der Adler, im Wappen von Sachsen-Anhalt in der rechten Ecke, hat eine Bedeutung. Er steht für Macht, Gerechtigkeit und Edelmut und wurde aus dem Wappen der Provinz Sachsen übernommen. Der Bär, der auf einer Mauerkrone schreitet, ist Symbol für Klugheit und Stärke und stammt aus dem Wappen des Freistaates Anhalt.
Nachdem die Bedeutung der Wappen erklärt war, beantwortete der Innenminister noch schnell die vielen Fragen der neugierigen Schüler. Der Tagesablauf, die Aufgaben und das Gehalt des Ministers interessierte die Kleinen sehr. Doch aufgeregt zappelten die Schüler auf ihren Stühlen hin und her.
Holger Hövelmann hatte ihnen nämlich zuvor versprochen, dass sie sich nach der Stunde seine beiden Dienstwagen anschauen durften. Und das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Schnell waren Mercedes und BMW umstellt. Alle wollten mal anfassen und drin sitzen. Schlangen bildeten sich vor den Autos. Hövelmans Personenschützer hatten alle Hände voll zu tun, um den Überblick zu behalten.