Industriehafen Industriehafen: Muskelprobe für Hafenkran Fritz
ROSSLAU/MZ. - Die Polizei hat die Verkehrseinschränkungen und Umleitungen auf der B 184 langfristig angekündigt. In den Nächten zum Dienstag und zum heutigen Mittwoch wälzten sich Schwerlasttransporte mit je drei Fahrzeugen im Konvoi von Gommern über Zerbst zum Industriehafen nach Roßlau. Zwischen Jütrichau und Roßlau blieb die Bundesstraße in beiden Nächten ab 22 Uhr bis 5 Uhr morgens voll gesperrt.
Kurz nach Sonnenaufgang dann waren die drei Fahrzeuge auf das Gelände des Roßlauer Industriehafens gerollt. Die Hafenarbeiter nehmen die schwere Fracht in Empfang. Jede einzelne Ladung auf den Achsen bringt ein Stückgewicht von 64 Tonnen auf die Waage. Ist jeweils 14 Meter lang, 5,50 Meter breit und 6,10 Meter hoch. Auf der Straße nicht zu transportieren - ohne eine wie oben verfügte Vollsperrung. Hafen-Betriebsleiter Gunter Wolf legt Wert auf diese Feststellung. Per Schiff aber geht es. Um also pünktlich ans Ziel zu gelangen, bucht die Firma DSD Streicher Anlagenbau Gommern aus dem Leistungspaket des Industriehafens Roßlau im Hafenverbund der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO) den Schwerlasttransport per Schiff.
Und "Fritz" lockert die Muskeln. Bis zu 70 Tonnen kann der wuchtige Hafenkran im Roßlauer Industriehafen am Stück aufnehmen, stemmen und über die Kaikante verladen. "65 Tonnen? Das schafft er ohne Probleme", ist sich Kranführer Klaus Kitzing sicher und klettert hinauf in die Kanzel.
Die Fracht
Dienstag und Mittwoch werden je drei Module für Gasturbinen verladen in die Bäuche von zwei so genannten Schubleichtern, als antriebslose, schwimmende Ladungsbehälter, verfrachtet. Sind die je 57 Meter langen und 8,30 Meter breiten Leichter bepackt, werden sie zum Schubverband gekoppelt, zu einem "Tandem", wie es die Verladewirtschaft sagt. Dann übernimmt das Schubschiff das Regiment und bugsiert den Verband aus dem Hafen. Und dann geht es elbabwärts.
Das Ziel
Das Ziel ist zunächst der Hamburger Hafen. Von hier treten die Module aus den Gommeraner Werkstätten dann ihre weitere Reise an; die dann per Seeschiff in den Orient oder genauer in den Iran führen soll, wie Annett Hütter vom SBO-Vertrieb Schwerlast sagt und fest mit einem pünktlichen Start in Roßlau am Mittwochmittag rechnet. "Auch das Seeschiff in Hamburg hat seine festen Lade- und Auslaufzeiten." Die komplette Projektabwicklung hat mit der Transgerma Riedl & Kiehntopf GmbH ein Übersee- und Anlagenspediteur aus Bremen unter ihre Fittiche genommen. Die Schubleichter wiederum bugsiert die Baris Schifffahrtsgesellschaft mbH von Roßlau nach Hamburg.
Das Schiff
Den Schubverband bugsiert das Schubschiff namens "Edda" von der Mittelebe hinauf nach Hamburg. "Runter nach Hamburg", korrigiert Schiffsführer Franz Petrak grinsend. Verortet die hiesige Landratte die Hansestadt nämlich "hoch oben im Norden", reden die Binnenschiffer vom "unteren Elbelauf", fahren den Fluss hinunter oder eben stromab mit der Strömung. "Wird jetzt auch Zeit", meint der Binnenschiffer aus Berlin beim Blick auf die aktuellen Pegelstände. "Das Wasser fällt." Ist am Mittwoch die Ladung komplett, schiebt "Edda" schnellstmöglich ab. "Ich hole die Frachtpapiere und dann nix wie weg", will Schiffsführer Petrak einen flotten Gang einlegen.
Die Crew
Auch die Mannschaft im Roßlauer Hafen um Betriebsleiter Gunter Wolf kennt die straffe Terminkette. Im SBO-Hafenverbund packen die Mitarbeiter bei dringenden Projekten auch beim Nachbarn mit zu. So haben die Roßlauer Klaus Kitzing und Roland Görler in diesen Tagen mit Manfred Scholz einen Kollegen aus Riesa an ihrer Seite. Zum Hafenverbund Oberelbe zählen neben den zwei tschechischen Elbehäfen in Lusovice und Decin auch Dresden, Riesa und Torgau an deutschen Elbufern. Nicht zum ersten Mal also ist Manfred Scholz nach Roßlau (stromab!) gekommen, hatte zuvor auf seinem Transporter noch nötige Anschlagmaterialien für Kran "Fritz" geladen. Von Montagabend bis Mittwochabend ist der Riesaer also ein Roßlauer. Und als Hafenarbeiter so etwas wie "auf Montage". Gerade in der Sommer- und Urlaubszeit lassen sich auf diese Weise Personalengpässe innerbetrieblich überbrücken.
Alle Mann also an Deck. Und Kran Fritz entspannt bis zum nächsten Morgen die Stahltrossen.