In zwölf Monaten einmal zu Fuß um die ganze Welt
VON SEBASTIAN MAI DESSAU/MZ. - Als Gründungstag der Sektion "Wandern und Bergsteigen" steht dieses Datum heute in der Chronik des Vereins Wanderfreunde Dessau.
Das Jubiläum begingen die 155 Mitglieder am 19. September auf dem Lok-Sportplatz Dietrichshain. Die zahlreichen Gratulanten erlebten einen Feiertag mit Sternwanderung und Kulturprogramm. Klaus Beyersdorf, seit zwei Jahren Vereinsvorsitzender, ließ in der Fotogalerie "Aus dem Vereinsleben" ein halbes Jahrhundert Wandersport in der Muldestadt Revue passieren. Nach der Mittagspause begann die offizielle Festveranstaltung. Glückwünsche überbrachten neben Dessau-Roßlaus Sportchef Ralph Hirsch auch Torsten Ceglarek, Vorsitzender des städtischen Sportbundes, und der Präsident des Landessportbundes Sachsen-Anhalt, Andreas Silbesack. Als gegen 16 Uhr das Vereinslied erschallte, klang der Tag bei Kaffee und Vereinskuchen aus.
Von den einst 17 Gründungsmitgliedern ist heute noch eines übrig geblieben: Ehrenmitglied Heinz Weise war 22 Jahre Leiter der Sportgemeinschaft. Im Laufe der Jahre schlossen sich der Vereinigung jedoch immer mehr Wanderfreunde an. 1960, ein Jahr nach der Gründung, zählte sie bereits 60 Mitglieder. Bis zu 20 Wanderungen wurden in der Anfangszeit jährlich durchgeführt. Diese Zahl wurde bis in die 80er Jahre mehr als verdoppelt. 250 Sportler, darunter 60 Bergsteiger, schnürten in dieser Zeit bis zu 50 Mal im Jahr die Wanderschuhe.
Im Mai 1994 organisierte sich die BSG ZAB als selbständiger Verein "Wanderfreunde Dessau". Die Mitgliederzahlen hatten sich während der gesellschaftlichen Umbrüche nach dem Ende der DDR halbiert. Dem Verein schlossen sich nun jedoch auch Wanderer aus den Sektionen Waggon- und Stahlbau an. Die Mitgliederzahlen stiegen wieder und "die Wandertätigkeit explodierte geradezu", beschreibt Klaus Beyersdorf die Entwicklung in den Folgejahren.
Jährlich 140 bis 160 Touren zwischen zehn bis über 20 Kilometer können die Mitglieder heute wahrnehmen. 17 ehrenamtliche Wanderleiter organisieren Wanderungen in der Dessauer Umgebung aber auch zu Fernzielen. Zu den Höhepunkten zählt die zur Tradition gewordene Wanderfahrt in die Alpen. 8 000 Kilometer betrug die Stafettenleistung der Wanderfreunde in den Anfangsjahren. 2007 maß die zurückgelegte Strecke mehr als das Fünffache dessen, insgesamt 42 000 Kilometer. "In diesem Jahr haben wir erstmals die Schallgrenze des Äquatorumfangs durchbrochen", sagt Beyersdorfer stolz.
Den Weg bis ins 70 Kilometer entfernte Aschersleben legten die Dessauer Wanderfreunde am Sonnabend jedoch mit der Bahn zurück. Die Stadt im Salzlandkreis war am vergangenen Wochenende Gastgeber des Landeswandertages. Im Ascherslebener Bestehornhaus eingetroffen, standen den 31 Teilnehmern aus Dessau-Roßlau vier unterschiedliche Wanderstrecken zur Auswahl. Bei einem Fotowettbewerb belegten die Muldestädter die Plätze eins und drei. Insgesamt trafen sich in diesem Jahr rund 400 Wanderbegeisterte aus ganz Sachsen-Anhalt.
"Auf dem Erreichten wollen wir uns aber, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht ausruhen", meint Wanderfreund Wolf-Dieter Vogel. Wandern macht fit und hält jung, sind sich die Mitglieder einig. Die Mehrheit von ihnen hat heute jedoch das Rentenalter erreicht. "Nun gilt es, vor allem Jugendliche für unseren Sport zu gewinnen", sagt Vogel.