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Vorbereitung auf den Berufsstart In Dessau werden für und mit Jugendlichen Stolpersteine aus dem Weg geräumt

Auszubildende der GfM geben beim Praxistag für Unternehmer Einblicke in ihre Ausbildung zum Fachpraktiker in den Bereichen Lager und Verkauf.

Von Sylke kaufhold 10.10.2021, 12:00
Sidney Schaller demonstriert sein Können im Gabelstapler-Fahren, Ausbilder Erik Mitsching begutachtet das mit kritischem Blick.
Sidney Schaller demonstriert sein Können im Gabelstapler-Fahren, Ausbilder Erik Mitsching begutachtet das mit kritischem Blick. Foto: Thomas Ruttke

Dessau/MZ - Das Gebäude der GfM in der Junkersstraße 115 kennt Christian Samberg seit langem. Was aber hinter den Türen des Bildungsträgers genau passiert, wusste der Geschäftsführer der Firma Gerüstbau Dessau bis gestern nicht so genau.

Der Bildungsträger und die Agentur für Arbeit hatten zum Praxistag für Unternehmer eingeladen, um Firmen zu zeigen, was und wie die Jugendlichen lernen. Es sind junge Leute, deren Schulleben aus den verschiedensten Gründen holprig verlief. „Wir räumen hier gemeinsam die Stolpersteine aus dem Weg“, bringt Ausbilderin Birgit Böttcher das Besondere ihrer Schule auf den Punkt. Dafür gehören neben Ausbildern und Fachlehrern auch Sozialpädagogen und Psychologen zum Team der Begleiter und Förderer.

Jugendliche präsentieren stolz das, was sie gelernt haben

Für Christian Samberg hatte der Besuch einen großen Aha-Effekt. „Ich bin begeistert, dass es hier so viele praktische Möglichkeiten gibt, denn die Praxis kommt überall viel zu kurz“, sagt er. Samberg lobt auch, dass die Jugendlichen, bei denen es bisher nicht so gut lief, hier Hilfe kriegen. „Jeder hat seine Stärken und eine Chance verdient“, so sein Credo. Deshalb könne er sich auch gut vorstellen, hier nach Nachwuchspersonal für seine Firma zu suchen. Mit großem Interesse schaute er deshalb bei den künftigen Fachpraktikern im Bereich Lager/Logistik vorbei. Hier, wie auch in den Bereichen Verkauf und Hauswirtschaft, zeigten die Jugendlichen, was sie gelernt haben. Dazu haben sie ein Lager, ein Lebensmittelgeschäft, eine Bar eingerichtet und präsentierten sich im Gespräch den Unternehmern. Auf Alina waren bis zum Mittag schon zwei Firmen aufmerksam geworden. „Ich habe schon zwei Visitenkarten bekommen, wo ich mich bewerben kann“, berichtet sie stolz. Die junge Frau macht eine Ausbildung zur Fachpraktikerin im Verkauf im zweiten Lehrjahr und gerade ein Praktikum in der Brezelbäckerei Ditsch. „Dort gefällt es mir gut, aber ich habe mich noch nicht festgelegt“, sagt sie.

Im „Lagerraum“ erklärt Tom Kersten dem Besucher das Lagersystem. Das macht er gut. Und mit Freude. „Ja, es macht Spaß, mal zu zeigen, was ich gelernt habe“, bestätigt der 18-jährige Fachpraktikant im Bereich Lager/Logistik den Eindruck. Der Besucher ist übrigens Clemens Schlee, Ausbildungsverantwortlicher im Logistikzentrum von Ernstings Family in Klieken. „Ich bin beeindruckt. Wie den Jugendlichen hier geholfen wird, ins Leben zu finden“, sagt der und versichert, keinerlei Berührungsängste zu haben. „Wir bieten Praktika an, um die jungen Leute kennenzulernen. Gerne auch von hier.“ Tom Kersten hört das gern. Im Januar steht ein Praktikum für ihn ins Haus. „Wenn das dort klappt, wäre das schön.“

Tom ist im ersten Lehrjahr und will auch seinen Hauptschulabschluss nachholen. „Ich hatte große Lernprobleme, war zu langsam und zu unsicher“, berichtet er von seinem Schulleben. Hier fühle er sich sehr wohl, erzählt der junge Mann, der jeden Tag aus Osternienburg kommt. „Ich merke, dass ich vorwärts komme.“

Schule bekommt viel positives Feedback von den Unternehmern

Bis zum Nachmittag präsentierten sich die Jugendlichen den Unternehmern. 20 Firmen hatten ihr Kommen angemeldet. „Das ist eine beachtliche Anzahl“, freut sich GfM-Geschäftsführerin Annett Hoffmüller. Das Feedback sei durchweg positiv gewesen. „Viele wussten gar nicht, was wir hier machen und dass unsere Jugendlichen einen gleichwertigen Abschluss erlangen.“ Sie ist überzeugt, dass sie sich mit dem gestrigen Tag für die Fachkräftesuche empfohlen haben. „Wir wollten den Unternehmen zeigen, dass auch Jugendliche mit einem Handicap leistungsfähig sind und verlässliche Mitarbeiter sein können“, ergänzt Barbara Borsch von der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg. „Ich denke, das ist eindrucksvoll gelungen.“

Der Auszubildende Tom Klemens (re.) erklärt Clemens Schlee von der Firma Ernstings Family das Lagersystem.
Der Auszubildende Tom Klemens (re.) erklärt Clemens Schlee von der Firma Ernstings Family das Lagersystem.
Foto: Th. Ruttke