Hydrierwerk Rodleben Hydrierwerk Rodleben: Hoher Besuch bei Einweihung des Kraftwerkes

dessau-rosslau - Das Wetter ist wie bestellt und passt wie maßgeschneidert: Kann ein neues Kraftwerk besser eingeweiht werden, als bei zweistelligen Frostgraden?
Die Festgesellschaft aus Stadt, Land und Wirtschaft ist erlesen, der üblich-obligatorische Knopfdruck aber entfällt: Das neue Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerk (KWK) im Deutschen Hydrierwerk Rodleben (DHW) hat seine Bewährungsprobe nämlich bereits seit Oktober 2015 im Dauerbetrieb tadellos bestanden. Am Freitag nun wird die Millionen-Investition des DHW - geplant, errichtet und in den nächsten zwölf Jahren auch gewartet von der Magdeburger Getec heat&power AG - gefeiert mit rund 150 Gästen.
Das Bild eines Kraftwerks war über ein Jahrhundert lang geprägt von Schornsteinen. Von schlanken Kaminen, die am Himmel kratzen und den niedrigeren, aber viel wuchtigeren Kühltürmen. Die einen bliesen in großen Wolken Kohlenstaub, die anderen Wasserdampf in die Luft.
Schornsteine sind längst erkaltet
Die alten, über 100 Meter aufragenden Schlote des alten, mit Kohle befeuerten und Anfang der 1990er Jahre außer Betrieb genommenen DHW-Kraftwerkes sind längst erkaltet. Aber immer noch markante Landmarken; die höchsten der Stadt Dessau-Roßlau nördlich der Elbe. Die Esse des neuen KWK indes duckt sich mit rund 20 Metern fast in den Schatten der Destillierkolonnen der Deutschen Hydrierwerk Rodleben GmbH. Von außen wirkt das neue Kraftwerk mit einer Traufhöhe von gut zehn Metern wie eine schlichte Halle.
2013 noch lag hier eine Brache, belegt von grünen Sträuchern. Da nahmen das DHW und Getec erstmals Kontakt auf. Das Rodlebener Traditionsunternehmen zur Produktion von Fettalkoholen, Fettaminen und Sorbitolen, das 2016 auf 100 Betriebsjahre zurückblicken kann, und der Energiedienstleiter Getec, der vor gut 20 Jahren in Magdeburg entstand. Weltweit unterwegs und erfolgreich sind beide, wie Ministerpräsident Reiner Haseloff sagt: Das DHW, 1991 übernommen von der indonesischen Salim-Gruppe, mit 160 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 60 Millionen Euro (2014) und die Getec heat & power AG der in Magdeburg beheimateten Getec-Gruppe mit einem Jahresumsatz von etwa einer Milliarde unterzeichneten 2014 den Vertrag über das KWK in Rodleben. Im Januar 2015 genehmigt, wurde das neue Kraftwerk von April bis Oktober in gut sechs Monaten errichtet.
Tragende Säule für Herausforderungen der Energiewende
Die neue Anlage mit einer Gasturbine und zwei Kesseln liefert gleichzeitig Dampf und Strom in der Menge, die gebraucht wird. Sauber und ressourcenschonend werden die Kohlendioxid-Emission um 30 Prozent, der Ausstoß von Schwefeldioxid gar um 99 Prozent gesenkt, plädiert Getec-Vorstandssprecher Volker Schulz vehement für einen kleineren „ökologischen Fußabdruck“, den jeder Mensch auf der Erde hinterlassen möge. Regierungschef Haseloff sieht nach den erneuerbaren Energien den hocheffizienten Einsatz von Ressourcen über Wärme-Kraft-Kopplung eine tragende Säule, um die Herausforderungen der Energiewende zu bestehen. Auch autarke Standortlösungen seien da ein Thema. So können über diese „Insellösung“ wie jetzt in Rodleben, auch Schwankungen und Ausfälle im Stromnetz ausgeglichen werden und stabilisieren das Stromnetz.
„Mit der neuen Anlage haben wir uns in unserem 100. Jahr in Dessau-Roßlau für die Zukunft gerüstet. Im Vergleich zur alten Anlage sparen wir fast 7000 Megawattstunden Energie pro Jahr, senken unsere Energiekosten signifikant und schonen die Umwelt“, sagt Dr. Santje Tombokan. Der Geschäftsführer der DHW Deutsche Hydrierwerke GmbH Rodleben lächelt und stellt sich auf zum Foto in der Maschinenhalle. Neben den Partnern. Und neben Palmen. (mz)