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Angespannte Situation in Alten Hoher Krankenstand beim Pflegepersonal setzt dem Dessauer Klinikum zu

Das Städtische Klinikum ächzt unter vielen Fehltagen. Warum auch weniger und jüngere Corona-Patienten nicht zur Entlastung beitragen.

10.04.2021, 12:30

Dessau - Obwohl die Zahl der Corona-Patienten zur Zeit relativ gering ist, bleibt die Lage am Städtischen Klinikum kritisch. „Die Situation ist angespannt, wenn auch nicht vollends besorgniserregend“, berichtete Oberbürgermeister Peter Kuras am Mittwoch dem Hauptausschuss.

Kopfzerbrechen bereitet der Klinikumsleitung aktuell der sehr hohe Krankenstand, insbesondere beim Pflegepersonal. Der OB stellte im Ausschuss Zahlen vor. So versäumten Pfleger und Pflegerinnen wegen Krankheit allein im März zusammen fast 3.000 Arbeitstage. Bei eingeplanten 22.700 Arbeitstagen liegt die Fehlzeit im Pflegebereich also bei rund 13,2 Prozent. Aufgrund angeordneter Quarantänen wurden davon 336 Arbeitstage verpasst. Doch auch beim Rest drängt sich ein Zusammenhang mit der gestiegenen Belastung während der Pandemie gerade für das Pflegepersonal auf. Zum Vergleich wurden im ärztlichen Dienst nur rund 4,4 Prozent der Arbeitstage versäumt.

Auch Fälle von „Post-Covid“ setzen der Belegschaft des Dessauer Klinikums zu

„Wir hatten im vergangenen Jahr durchweg mit vielen Ausfällen zu kämpfen, gerade auch durch Ansteckungen mit Corona“, erklärte Klinikumssprecher Gelfo Kröger am Freitag. „Und es hat auch oft länger gedauert, bis die Mitarbeiter zurück kommen konnten.“

Wie der Ärztliche Direktor des Klinikums, Joachim Zagrodnick, im Hauptausschuss beschrieb, gebe es unter den Mitarbeitern eben auch Fälle von „Post-Covid“. „Sie sind dann nach Wochen noch nicht wieder fit.“

Zagrodnick wies zudem darauf hin, dass es zwar aktuell weniger Corona-Patienten zu versorgen gebe, diese dafür jedoch länger behandelt werden müssten. „Wir haben durch die Impfung der ganz Alten jetzt deutlich jüngere Menschen bei uns. Vier von heute fünf Covid-Patienten auf der Intensivstation sind zwischen 62 und 69 Jahre alt.“ Die würden einen schweren Verlauf zwar meist überleben, würden aber länger liegen. „Wir binden also auch mit wenigen Fällen nach wie vor viele Kapazitäten“, so Zagrodnick.

Erste Patienten-Beschwerden wegen verschobener Behandlungen

Dennoch zeigte er sich erleichtert, dass die Spitzenzeiten mit 100 Covid-Patienten am Klinikum vorerst vorbei sind. Dadurch habe man in der zweiten Welle andere Leistungen massiv einschränken müssen. „Nun sind wir im Regelbetrieb zurück.“

Das sei auch wichtig gewesen, da es bereits erste Beschwerden von Patienten gegeben habe, die gefragt hätten, ob ihre Tumorerkrankung weniger wichtig sei. „Das ist eine Diskussion, zu der wir nicht erst kommen sollten.“ Nicht zuletzt deshalb appellierte Zagrodnick an die Bürger, sich weiter so zu verhalten, dass die Infektionsrate gering bleibe. „Die Lage ist zwar stabil, aber fragil und kann jederzeit wieder in die andere Richtung kippen“, betonte der Ärztliche Direktor. (mz/Daniel Salpius)