Hochschule Anhalt: Hochschule Anhalt: Namen statt Zahlen auf dem Campus

Dessau/MZ. - Immer wieder muss er überlegen, das gibt Rudolf Lückmann freimütig zu. "Wenn mir jemand sagt, wir treffen uns in Gebäude 03 oder 09, dann weiß ich wirklich nicht immer gleich, welches Haus denn nun gemeint ist", sagt der Standortsprecher Dessau der Hochschule Anhalt. "Nicht, dass ich mich auf meinem eigenem Campus nicht auskennen würde", lacht Lückmann, "aber irgendwie funktioniert das mit den Zahlen nicht optimal."

Schon vor einiger Zeit begannen deswegen Überlegungen, die einzelnen Hochschul-Gebäude mit Namen zu versehen. "Es war ein langer und intensiver Diskussions-Prozess", erzählt Lückmann, "doch ich denke, wir haben eine gute Entscheidung getroffen." Bereits vor einigen Monaten erhielt die "15" den Namen "Diecker-Haus", am Dienstagabend nun hatte die Hochschule erneut zu einer Namensgebung geladen. "Wir wollen die Häuser mit Namen von Menschen versehen, die in dieser Region gearbeitet und gelebt haben, vielleicht sogar hier in diesen Gebäuden einmal tätig waren. Wir wollen dazu beitragen, diese Menschen nicht zu vergessen", erklärte Lückmann zur Eröffnung der kleinen Feierstunde im Gebäude "03". Ab sofort trägt dieses den Namen "Richter-Haus".

Es sei "eine gute, ja sogar eine hervorragende Entscheidung", dieses Haus nach Dr. Friedrich Richter zu benennen, meinte Dr. Wolfgang Boden, der sichtlich ergriffen den Anwesenden die Person und das Wirken Richters in seiner Laudatio näher brachte. Richter persönlich war es, durch dessen Einsatz 1924 bis 1925 das Gebäude als damaliges "Bakteriologisches Institut der Anhaltischen Gemeinschaft" am Seminarplatz 3 erbaut wurde. Im April 1925 eingeweiht, wurden hier bedeutende Errungenschaften auf dem Gebiet der Impfstoff-Forschung vollbracht. Mit und auch durch Friedrich Richter. Im Krieg zerstört, wurde das Haus notdürftig hergerichtet und bis 1991 vom Impfstoffwerk weiter genutzt, bevor es ab 1994 komplett rekonstruiert werden musste. Seit 1999 ist nun die Hochschule Anhalt Mieter.

"Dieses Haus hat eine unglaubliche Identität, in deren Tradition wir hier forschen und lehren wollen", meinte Rudolf Lückmann, nachdem er im Eingangsbereich die Plakette mit einem historischen Bronzeguss des Reliefs von Richter enthüllte. Walter Boden konnte dem nur zustimmen. "Es lohnt sich, vieles zu bewahren", meinte der ehemalige Mitarbeiter des Namensgebers, "weil anzunehmen ist, dass im 21. Jahrhundert vieles verloren und vergessen wird." Die Hochschule Anhalt hat das Wirken Dr. Friedrich Richters davor bewahrt.