Hilfsaktion in Dessau Hilfsaktion in Dessau: Lackierer motzen Bus für schwerbehinderten Toni auf

Dessau/Laucha - „Das ist einfach nur genial“, sagt Manuela Hartung und kann ihre Freude kaum in Worte fassen. Denn es geht um Toni, ihren 14-jährigen Sohn.
Dass der Junge, der mehrfach behindert ist, vor kurzem so viel fremde Hilfe bekommen hat, auch aus Dessau und Klieken, das macht die Familie aus Laucha im Burgenlandkreis sehr glücklich. Und das hat mit einem besonderen Auto zu tun.
Als Frühchen zur Welt gekommen: Behinderter Toni ist ein Kämpfer
„Tonis Leben fing mit Komplikationen an, aber er kämpfte und kämpft“, erzählt Manuela Hartung über ihren Sohn. Er kam als Frühchen in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt, ist geistig wie auch körperlich behindert und sitzt im Rollstuhl.
„Doch Toni gibt mir auch sehr viel Kraft“, sagt Hartung über den Jungen, der sehr freundlich ist und viel lacht. Dabei hat die Familie viele Hürden zu überwinden, an manchen Tagen sei es ganz verzwickt. Eine größere, behindertengerechte Wohnung zu finden oder die beste therapeutische Unterstützung für den Jungen, der schon acht Operationen hinter sich hat, ist sehr schwer, erzählt die Mutter.
Tonis Transport war kompliziert - bis Hilfe kam
Ein Problem war bislang auch, den Jungen zu transportieren. Obwohl Tonis Mutter Stiftungen angeschrieben hatte, reichten die bisher gesammelten 15.000 Euro für ein neues Auto nicht aus. „Ich bin täglich auf die Hilfe von Tonis älterem Bruder Silvio angewiesen“, sagt Manuela Hartung, denn Toni wachse noch, werde immer größer und schwerer. „Das ist nicht leicht zu Händeln.“
Besonders schwer war es, Toni ins Auto zu setzen und seinen Rolli in den Kofferraum zu packen. Dieses Problem aber gehört nun der Vergangenheit an. „Toni muss nicht mehr aus dem Rollstuhl raus, wenn wir Auto fahren wollen. Jetzt machen wir die Tür auf, holen die Rampe raus und schieben Toni mit dem Rolli hinein. Jetzt sitzt er direkt neben mir“, jubelt Manuela Hartung. „Das ist unbeschreiblich.“
Geholfen hatte dabei eine Facebook-Seite, die Manuela Hartung im Februar angelegt hatte: „Unser Toni soll mobil werden“. Fremde sollten auf Tonis Schicksal und den großen Wunsch nach einem Auto aufmerksam werden. Das hat gegeklappt.
Brummifahrer beweisen Herz für Toni.
Manuela Hartung wurde angeschrieben und kam daraufhin in Kontakt mit dem Verein „Bewegen mit Herz“. „Das ist eine Initiative von Kraftfahrern, die benachteiligte Kinder in Heimen, aber auch kranke und behinderte Kinder unterstützt“, erzählt die 50-Jährige.
Knapp 400 Mitglieder hat der Verein bundesweit, ist wie eine große Familie, wo jeder jedem hilft. Seit März auch gehört Manuela Hartung dem Verein an und sagt: „Der ist wirklich einmalig.“
Denn die Männer der Landstraße hatten nicht nur ein weiches Herz gezeigt und halfen, die Restsumme (3.000 Euro) für den Fiat-Kleinbus aufzubringen, sie hörten sich in der Szene auch um, damit Tonis Auto unverwechselbar wurde.
Und hier kommen Roland Just aus Klieken und Ronald Blackstein aus Dessau ins Spiel. Just, der seit 20 Jahren in der Airbrush-Szene einen Namen und zum Beispiel die Trucks von Gunter Gabriel, Michael Holm und Jürgen Drews gestaltet hat, war also von „Bewegen mit Herz“ angesprochen worden: Ob er nicht für wenig Geld die Motorhaube von Tonis Auto machen könnte.
Bekannter Airbrusher lackiert Tonis Auto zu Schmuckstück - völlig umsonst
Der 57-Jährige überlegte nicht lange, ließ sich Fotos schicken, schüttelte dann aber den Kopf. „Die Motorhaube ist viel zu schmal. Das geht nicht.“ Just hatte einen anderen Plan: „Ich mache das ganze Auto!“ Für wie viel Geld? „Umsonst!“ Ohne seinen Lackierer aus Dessau, Ronald Blackstein, hätte er das aber nicht machen können, sagt er. Denn das Auto musste in der Lackiererei vorbereitet werden, bevor Just die Motive aufbringen konnte.
Danach wurde der Kleinbus lackiert. Allein zweieinhalb Tage hatte Just fürs die Airbrush-Arbeit gebraucht, eine Woche musste die Familie auf das Auto verzichten. Das hat gelohnt: „Es ist für Toni ein richtiges Schmuckstück“, sagt Manuela Hartung dankbar.
Auch dank einer Werkstatt in Bad Bibra, die Lichter und eine Rückfahrkamera gesponsert hat. „Es ist einfach genial, wie die Leute auf Parkplätzen, Tankstellen und sonst wo staunen und fragen. Selbst auf der Autobahn, wenn man langsamer an Baustellen fahren oder im Stau stehen muss, gucken sie. Das ist fantastisch.“ Toni ist endlich mobil. (mz)
