Probleme in Corona-Zeiten Hilferuf aus der „Flora“ - Dessauer Kleingartensparte sucht Pächter für ihre Gartenkneipe

Dessau/MZ - Bernd Geyer seufzt schwer. „Es scheint ein Fluch auf der Flora zu liegen.“ Der Vorsitzende des Kleingartenvereins „Flora“ hat binnen dreier Jahre zwei Pächter für die Vereinsgaststätte durch Todesfälle verloren und sucht nun händeringend einen neuen Wirt für die Küche im Vereinsheim.
Was zuerst nach „kleiner Gartenkneipe“ klingen mag, ist aber für die Flora viel mehr. „Unsere Gaststätte ist wurde sehr gut geführt und nicht nur von den Vereinsmitgliedern und Parzellenpächtern gern genutzt“, blickt Geyer stolz zurück auf viele Buchungen für Familien- oder Firmenfeiern oder Versammlungen. Das Essen war von gutbürgerlich-deutscher Küche zum toleranten Preis.
„Flora“ gilt als gute Adresse im Wohngebiet
Das Gäste-Terminbuch für Privatveranstaltungen war immer voll. Seit September aber ist Schluss, bleibt es „zappenduster“ im großen und kleinen Saal. Hier konnten entweder 50 bis 60 oder 25 Personen bewirtet werden. In der warmen Saison fanden überdies noch im Biergarten Gäste an Gartentischen unter freiem Himmel.
Im Stadtteil Dessau gibt es 81 Kleingartenanlagen. Von den Kleingartenvereinen (KGV) sind 77 im Dessauer Stadtverband der Gartenfreunde organisiert. Und nach dem „1. Dessauer Schrebergartenverein Westend“, der 1904 ins Leben gerufen wurde, ist der 1917 gegründete KGV Flora der älteste in Dessau.

Von der 1922 an der Weststraße errichteten ersten Flora-Gartenkneipe ist nach 100 Jahren außer der Bauhülle nichts geblieben. Die Nachfrage der Laubenpieper nach einer selbst bestellten Scholle jedoch stieg gerade in der Nachkriegszeit rapide an. 1952/53 also wurde der Altbau um einen flacheren Anbau auf aktuellem Grundmaß erweitert.
Die Suche und Werbung um einem neuen Pächter „zum frühestmöglichen Termin“ allerdings ist bislang ins Leere gelaufen. Die erhoffte Reaktion blieb aus. An einen Kandidaten war Geyer noch über Mundpropaganda unter Laubenpiepern gekommen. Kurz bevor die intensiveren Gespräche beginnen sollten, sagte der erhoffte neue Pächter doch ab. „Ersatz zu finden ist extrem schwierig“, weiß Bernd Geyer.
Nicht nur wegen der anstehenden dunklen Jahreszeit, wo die Natur zur Ruhe kommt und die Gartenparzellen winterfest gemacht werden. „Von Gartenfreunden allein kann ein Kneiper nicht existieren, der braucht Kundschaft aus dem Wohngebiet ringsum.“ Braucht Geburtstagsfeiern, Firmenjubiläen oder Skatabende. Das wissen Pächter von Garten- oder Sportlerheimen der Stadt. Bleibt ein Vereinsheim erst einmal über längere Zeit zu, wird die Wiedereröffnung extrem schwer.
Von 217 Parzellen in der „Flora“ sind derzeit 180 belegt
In der Anlage Flora sind von den 217 Parzellen 180 belegt. Der Leerstand sei noch vertretbar, schätzt Geyer ein, seit 2018 Vorsitzender vom hiesigen KGV. Der hat derzeit 280 Mitglieder, Altersdurchschnitt im Bereich 59 plus.
„Damit sind wir noch gut dabei“, sagt der 78-jährige Geyer mit Blick auf die Finanzen. Es braucht nämlich stabile Mitgliedsbeiträge, um Umlagen, Versicherung und Reparaturen bezahlen zu können.