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Hilfe beim Start ins Leben Hilfe beim Start ins Leben: In Dessau werden wieder Hebammen ausgebildet

Von Silvia Bürkmann 21.02.2017, 05:00
Hebamme Katrin Schulze, Oberarzt Frank Faßl und die leitende Hebamme Susanne Bantel vom Städtischen Klinikum Dessau freuen sich auf Auszubildende im Hebammenberuf.
Hebamme Katrin Schulze, Oberarzt Frank Faßl und die leitende Hebamme Susanne Bantel vom Städtischen Klinikum Dessau freuen sich auf Auszubildende im Hebammenberuf. SKD

Dessau - Der 1. September ist ein ganz klassisches Datum: Für junge Leute beginnt oft ein neuer Lebensabschnitt mit Lehre und Ausbildung. Neu wird es 2017 auch im Städtischen Klinikum Dessau. Mit Beginn des Ausbildungsjahres 2017 erweitert das Krankenhaus sein Ausbildungsspektrum. In Alten werden künftig auch Hebammen ausgebildet.

„Es ist ein lang gehegter Wunsch, der sich nun dank einer Kooperation verwirklicht. Wir werden Hebammen bzw. Entbindungspfleger ausbilden“, berichtet Dipl.-Pflegewirt Daniel Behrendt. Der Pflegedienstleiter des Dessauer Klinikums freut sich, damit Interessierten das Erlernen eines anspruchsvollen und gefragten Berufes zu ermöglichen. Perspektivisch kann somit auch der Nachwuchs im eigenen Hebammenteam gesichert werden.

Kooperation mit Uniklinik 

Für das neue Berufsbild hat das Dessauer Klinikum eine Kooperation mit der Medizinischen Fakultät/Universiätsklinikum der Otto-von-Guericke-Uni vereinbart. Der Vertrag sieht vor,alle zwei Jahre einen Ausbildungsplatz anzubieten, erklärt Behrendt.

Der theoretische Unterricht der dreijährigen Ausbildung wird im Ausbildungszentrum des Universitätsklinikums Magdeburg stattfinden. Der Praxisteil läuft dann im Klinikum Dessau. Die Ausbildung ist in wechselnde Blöcke gestaffelt: Einer Woche Theorie in Magdeburg sollen in Dessau vier Wochen Praxis folgen, so Klinikum-Sprecherin Grit Hachmeister. Hier stehe das Team um die leitende Hebamme Susanne Bantel den Berufsanwärtern im Kreißsaal und Mutter-Kind-Bereich zur Seite.

Kreißsaal fest in Frauenhand - noch?

Als Praxisanleiterin wird Hebamme Katrin Schultze die künftigen Auszubildenden betreuen. Die Ausbildung schließt nach drei Jahren mit dem Beruf als Hebamme ab. Deren männliches Pendant trägt den Namen Entbindungspfleger. „Davon soll es deutschlandweit wohl vier geben“, aber an einen solchen kann sich in Dessau keiner erinnern. Hier ist und bleibt der Kreißsaal fest in Frauenhand.

Im Städtischen Klinikum sind insgesamt 13 Hebammen angestellt. Jetzt wird nach der Wende erstmals eine Ausbildung im Hebammenberuf angeboten. Dieser eigenständige Beruf unterscheidet sich grundsätzlich von dem der Krankenschwester oder des Krankenpflegers.

Begleiter beim Start ins Leben

Der Hebammenberuf ist eine der ältesten Professionen der Welt. Hebammen bzw. Entbindungspfleger betreuen, beraten und begleiten werdende Mütter. Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit sind die typischen Phasen, in denen Hebammen aktiv werden.

Natürlich gehört inzwischen moderne Medizintechnik zur Geburtshilfe und verändert das Berufsbild. Hebammen benötigen technisches Verständnis, müssen interdisziplinär denken und auch fähig sein, Forschungsergebnisse in ihre Tätigkeiten einfließen zu lassen. An derzeit vier Hochschulen in Deutschland werden bereits Bachelor- und Master-Studiengänge angeboten.

Ansturm auf Hebammen-Ausbildung

Die klassische Berufsausbildung erfolgt momentan an 58 Hebammenschulen, informiert der Deutsche Hebammenverband. Der Beruf ist beliebt; oft übertrifft die Nachfrage das Angebot an Ausbildungsplätzen. Der Theorieteil umfasst mindestens 1.600 Stunden in unterschiedlichsten Fächern von Anatomie, Hygiene bis Soziologie. Hinzu kommen 3.000 Praxisstunden in der jeweiligen Ausbildungsklinik.

Bei 849 Geburten im Jahr (Stand 2016) gibt es im Dessauer Klinikum für Hebammen jede Menge Arbeit. „Die Verantwortung in unserem Beruf ist hoch, aber er bringt große Erfüllung. Denn wir sind bei den schönsten Ereignissen im Leben von Familien dabei“, bestätigt Susanne Bantel auch nach vielen Berufsjahren. Das sieht Oberarzt Frank Faßl genauso. Seit 1982 arbeitet er im Dessauer Klinikum und begleitete inzwischen mehrere Generationen durch die Geburt. (mz)

Wer sich für eine Ausbildung zur Hebamme bzw. zum Entbindungspfleger interessiert, kann sich bis zum 31. März 2017 im Städtischen Klinikum Dessau bewerben. Ausbildungsvoraussetzungen sind eine abgeschlossene Realschulausbildung oder das Abitur. Gute Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern, Deutsch und Sozialkunde sollten vorhanden sein und bereits absolvierte Praktika im Pflegebereich sind empfehlenswert. (skd)