Heilpraktiker René Wendt aus Dessau Heilpraktiker René Wendt aus Dessau: Auf der Suche nach Ursachen

Dessau - Immer wieder hört René Wendt die gleichen Fragen, Klischees, Vorurteile. Werde ich noch die Kontrolle über mich selbst haben? Dinge gegen meinen Willen tun? Mich an nichts mehr erinnern können? Fragen, die das Angebot einer medizinischen Hypnose mit sich bringt. Wendts Antwort auf alle von ihnen ist ein klares „Nein!“.
Seit elf Jahren arbeitet der Dessauer als Heilpraktiker in seiner Praxis am Alten Schlachthof in Nord. Patienten jeden Alters mit seelischen Problemen aller Art behandelt René Wendt. Die Psychotherapie ist das Fachgebiet, das es ihm angetan hat. Mitte vierzig, im Ansatz gräulich werdende Haare wirkt der Mann mit der beruhigenden Stimme erfahren, vom Leben geprägt. „Ja, der Weg war nicht immer einfach und schon gar nicht eindeutig“, sagt Wendt, der nach der Schule eine Lehre zum Klempner absolvierte. Zwischendurch war er auch als Gärtner tätig. Nun ist er „Seelenklempner“. Auf die Frage, wie das ginge, muss er schmunzeln und berichtet von einer Weltreise. Über 40 Länder bereiste er in den zweieinhalb Jahren, lernte die verschiedensten Kulturen und unterschiedlichsten Menschen kennen. Das verändert. „Immer wieder wurde mir unterwegs gesagt, dass ich eine Gabe zum Zuhören hätte“, berichtet der Heilpraktiker. „Da macht man sich natürlich auch Gedanken über die eigene Zukunft.“ Die Entscheidung, diese Erfahrungen zu nutzen, lag für ihn auf der Hand, weshalb er sich beruflich neu orientierte. Im Jahr 2000 absolvierte Wendt eine Ausbildung zum Fachtherapeuten, später dann zum spezialisierten Heilpraktiker.
Auch im MVZ des Städtischen Klinikums erfolgt die Anwendung der Hypnose im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, sagt der dort ansässige Facharzt Tilo Kranepohl. „Die Hypnose ist ein anerkanntes und gutes Therapieverfahren“, so der Psychiater, der selbst eine entsprechende Zusatzausbildung absolviert hat.
Eine generelle Pauschalisierung, sieht er jedoch eher kritisch. „Eine Differenzierung, ob die Hypnose dem Patienten wirklich hilft, ist in jedem Einzelfall nötig.“ Abhängig sei dies für ihn von der jeweiligen Diagnose und dem psychischen Zustand des Betroffenen. „Nicht immer ist das Verfahren das Mittel erster Wahl.“ Gerade bei jungen Traumapatienten brauche es Zeit, bevor eine Hypnose ihnen wirklich gut tut. „In solchen Fällen ist Vorsicht geboten“, sagt der Facharzt und verweist auf die eigene Schutzfunktion der Psyche.
Doch die reine Gesprächstherapie war ihm nicht genug. „In manchen Fällen kann man noch solange reden, ohne, dass dem Patienten dabei wirklich geholfen wird“, weiß er aus seiner eigenen Praxis zu berichten. Dann greife er, natürlich nur mit Einverständnis des Betroffenen auf „sein Spezial- und Feinmechanikerwerkzeug“ zurück - die Hypnose, welche ihn angezogen hat. Nachdem er während einer eigenen Hypnoseerfahrung grundlegende Sorgen seines Lebens vergessen konnte, war eine Zusatzausbildung zum Hypnotherapeuten keine Frage mehr.
Erst seit diesem Jahr behandelt er auch Kinder und Jugendliche auf diese Weise. Mittlerweile kommen auch die Jüngeren immer häufiger zu ihm. Und die Methoden, um Zugang zu ihnen zu gewinnen, sind andere als bei Erwachsenen.
Die Gründe für das Kommen sowohl der einen, als auch der anderen, zeigen sich gleich vielfältig. Von Depressionen und Ängsten über Stress- und Konfliktbewältigung bis hin zu Sucht oder Trauma, die Anwendung der Hypnose ist bei sehr vielen Problemen möglich, auch bei solchen, die auf den ersten Blick gar nicht psychisch bedingt, erscheinen. „Zusammenspiel von Körper und Geist“, so lautet eine seiner Leitlinien. „Wir identifizieren uns oft vollständig mit dem Schmerz, das verändert unsere Bewertung und unser Empfinden.“ Mithilfe der Hypnose könne man diese Bewertung verändern und somit die persönliche Akzeptanz des Betroffenen erreichen.
Die Suche nach der Quelle für eine Problematik steht dabei im Vordergrund. Ein hochentspannter Zustand, sprich eine Art Trance mit der nach innen gerichteten Fokussierung auf einen selbst ist dafür notwendig, erklärt René Wendt. Eigentlich nur mit Worten erreiche er diesen Zustand bei seinen Patienten, von denen 80 Prozent allein der Hypnose wegen zu ihm kommen. „Meine Aufgabe ist es, auf diese Weise die Tür zum Unterbewusstsein zu öffnen.“ Sämtliche Erinnerungen, die schon lange vergessen geglaubt wurden, finden sich dort noch immer, erklärt der Heilpraktiker.
Früher oder später lasse sich im Hypnosezustand der ursächliche Auslöser, beispielsweise für eine Verhaltensstörung, finden. „Ziel ist jedoch nicht, das schlechte Ereignis zu löschen, sondern es umzuprogrammieren, ihm im Unterbewusstsein ein positives Ereignis gegenüberzustellen“, so Wendt. Dessen persönliche Begeisterung für das seiner Meinung nach oft durch Showhypnosen „beschmutzte medizinische Heilverfahren“, liegt vor allem in seiner Effizienz und Schnelligkeit. „Jeder Einzelne bringt Kreativität und Lösungskompetenz mit, sie müssen nur ins Bewusstsein gerufen werden.“ Generell funktioniere das bei jedem Patienten, gegenseitiges Vertrauen sei aber dennoch das A und O. Einige wenige Fälle gestalten sich aber auch für den erfahrenen Therapeuten Wendt als schwierig. Mit solchen Schicksalen umzugehen, ist nicht immer einfach. Er selbst sucht dafür regelmäßig einen Ansprechpartner auf. „Jeder gute Therapeut hat selbst einen Therapeuten“, lacht der Dessauer.
Die Nachfrage nach Kurzzeittherapien wie die der Hypnose nehme stetig zu. „Vieles könnten wir heute ganz einfach ohne Chemie behandeln“, ist René Wendt überzeugt. (mz)