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Händler in Sorge Händler in Sorge: Dessauer Wasserstadt soll zur Sackgasse werden

Von Annette Gens 11.05.2016, 06:00
Die Laufkundschaft bleibt aus,befürchtet Mark Schlote.
Die Laufkundschaft bleibt aus,befürchtet Mark Schlote. Lutz Sebastian

Dessau - Sie sehen es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ab 28. Mai soll die Dessauer Wasserstadt zur Sackgasse werden. Denn der Deich zwischen dem Deichtor Wasserstadt und der Bundesstraße 184 wird erhöht und die Deichscharte erneuert. Für die Bauarbeiten wird die Straße voll gesperrt, kündigte der Bauherr, der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz, kürzlich im Ortschaftsrat Waldersee an. Walderseer können Dessau nicht mehr auf dem kürzesten Weg erreichen. Für manchen Gewerbetreibenden in der Wasserstadt ist die Vollsperrung ein Alptraum.

Die Laufkundschaft bleibt aus

Mark Schlote, Juniorchef von Klinker-Schlote, kann ein Lied davon singen. Das Unternehmen handelt mit Baustoffen. Schwere Ladung wird regelmäßig in dem Einzelhandelsunternehmen abgeladen. Aber nicht nur für die Lkw wird es mit der Sperrung der Straße eng, erklärt Schlote. „Das schlimmste ist, dass die Laufkundschaft ausbleibt, weshalb wir gezwungen sind, günstigere Preise und kostenlosen Lieferservice anzubieten.“ Was ihn ärgert, ist der Fakt, dass die Stadtverwaltung den Kontakt mit den Gewerbetreibenden schleifen lässt und nicht klar ist, welche Verkehrsführung für die Wasserstadt während der Bauarbeiten gelten wird. „Wenn die Stadt mal mit uns spricht, dann wäre das ein erster Schritt.“ „Das könnte anders laufen als bisher“, erinnert Junior-Schlote an 2015, als am Diepold eine Brücke erneuert wurde und Vollsperrung die Folge war.

Kunden sind verunsichert

In einer Reihe mit Schlote befindet sich der Raumausstatter Letex. Die Genossenschaft, die seit Jahrzehnten Polsterarbeiten anbietet und darüber hinaus für neue Markisen, Jalousien oder Fußbödenbeläge in den Gebäuden ihrer Kunden sorgt, beschäftigt sieben Mitarbeiter. Anju Wichmann arbeitet bei Letex als Buchhalterin. Sie begrüßt es einerseits, dass die Wasserstadt vor dem Hochwasser der Mulde gesichert wird. Sie weiß aber auch, dass die Baumaßnahme Kunden kostet. Die rufen bei jeder Sperrung an und vergewissern sich, ob wir überhaupt erreichbar sind, erinnert sich Wichmann an den Bau der Behelfsbrücke an der Mulde. Der Verkehr staute sich stadtauswärts. „Und wer steht schon freiwillig im Stau“, erinnert Wichmann. „Wir mussten damals Kurzarbeit anmelden.“

Besserer Schutz vor Hochwasser

Seit 26 Jahren befindet sich die Kfz-Werkstatt von Friedrich Kunick in der Wasserstadt. In dem Büro des Unternehmens erinnern Bilder an das Hochwasser 2002. Die Werkstätten waren damals nicht mehr nutzbar. Alles war überschwemmt. 2013 beim Sommerhochwasser soll das Grundstück noch schlimmer in Mitleidenschaft gezogen worden sein, weshalb Friedrich Kunick die Deichbauarbeiten nur begrüßen kann. „Ich sehe die Baustelle nicht als Problem, nur die Kunden werden verunsichert sein.“ Kunick, Chef von zwölf Mitarbeitern, wünscht sich, dass „der Landesbetrieb den Deich massiv baut, und zwar so schnell wie es geht“.

Kein Entgegenkommen der Stadtverwaltung

Anders sieht das Nachbar Andreas Wieprich, dem die gleichnamige Druckerei gehört. Beliefert wird sein Unternehmen per Lkw. Wieprich erinnert sich an die vielen Sperrmaßnahmen in der Wasserstadt, kann sich andererseits nicht an ein Entgegenkommen der Stadtverwaltung erinnern. Es wäre ein guter Zug, wenn wir für die Zeit der Einschränkungen Gewerbesteuer erlassen bekommen“, sagte er und ärgert sich generell über den Gewerbesteuersatz. Der sei für eine Stadt wie Dessau nicht nachvollziehbar. (mz)