Handball Handball: Streit um Blut am Trikot
ASCHERSLEBEN/MZ. - Die blutende Wunde am Ellenbogen war schnell gestillt. Marco Hüls winkte energisch, wollte zurück auf das Spielfeld. Doch die Schiedsrichter ließen ihn nicht. Weil noch Blut auf dem Trikot war. Georgi Swiridenko schaute verständnislos zu den Unparteiischen, gestikulierte wild, sah die gelbe Karte. Allein: Es nutzte nichts. Hektisch zog Hüls sein Trikot aus, griff das von Daniel Holtz, während die Teamkollegen mit einem Tape versuchten, aus der Rückennummer 4 eine 22 zu machen. Es gelang mehr schlecht als recht. Hüls kam zurück.
Regel nicht im Blickfeld
"Diese Regel kannte ich so nicht", gab Trainer Swiridenko zwei Tage danach zu. Dass blutende Spieler draußen behandelt müssen. Klar. Das ist seit einigen Jahren so. Doch dass Spieler mit blutverschmierten Trikots nicht wieder eingesetzt werden dürfen, "das war und ist mir neu". In Aschersleben wäre das fast spielentscheidend geworden. Hüls war der wichtigste Dessau-Roßlauer Mann in der Schlussphase - und könnte nun der Grund für einen Protest werden.
Der HC Aschersleben hat direkt nach der 23:25-Niederlage einen Einspruch angekündigt. Weil Marco Hüls wieder auf das Parkett durfte - und Ascherslebens Frank Seifert nicht. Bei der Verletzung von Hüls war Blut an Seiferts Trikot gelandet. Minutenlang versuchte Ascherslebens Physiotherapeutin Karina Brand die Blutstellen mit einem Tapeverband abzukleben. Den Schiedsrichtern reichte das nicht. Seifert musste draußen bleiben und fehlte in der turbulenten Schlussphase.
Genau deshalb fühlt sich Ascherslebens Geschäftsführer Randolf Neumann grundsätzlich ungerecht behandelt. "Wenn unser Spieler Frank Seifert nicht mehr aufs Feld darf, dann sollte das auch für Marco Hüls gelten." Zumal Hüls noch Blut an der Hose gehabt habe.
Neumann kritisiert außerdem, dass Hüls erst mit der Nr. 19 und dann mit der Nr. 4 aufs Feld laufen wollte. "Wofür haben wir denn einen Spielberichtsbogen?" Die unübersichtliche Situation habe "das ganze Spiel durcheinander gebracht". Ob ein Einspruch Erfolg hat, ist trotzdem unklar: Im Zweifel ist es eine Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter. Über einen Einspruch muss der HC Aschersleben bis zum Dienstag entscheiden. Es ist auch eine finanzielle Frage. Der Schritt kostet eine Gebühr von 500 Euro.
Dessau-Roßlau sieht einem Einspruch gelassen entgegen. "Aschersleben hätte Frank Seifert ja auch einfach ein anderes Trikot überstreifen können. Wir waren da einfach schneller ", sagt Georgi Swiridenko. Was ihn mehr beschäftigt, sind die Regeln in diesem Fall. "Ab wann ist ein Trikot so blutverschmiert, dass ein Spieler nicht mehr auf das Parkett zurück darf? Reichen drei Tropfen, muss es mehr sein?", fragt der Dessau-Roßlauer Trainer. "Das ist allein der subjektiven Meinung der Schiedsrichter überlassen." Im Fall Aschersleben sorgte genau dieser Spielraum jetzt für Ärger.
"Die Schiedsrichter sind prinzipiell aufgefordert, den Schutz der Spieler herstellen", sagt Jürgen Rieber, Schiedsrichter-Lehrwart beim Deutschen Handballbund. Spieler mit blutverschmierter Kleidung dürften nicht mehr weiter spielen. Grundsätzlich gebe es zwei Möglichkeiten: ein anderes Trikot zu nehmen und die Nummer mit einem Tape anzupassen oder die Rückennummer im Spielprotokoll zu ändern. Ziel müsse sein, jeden spielfähigen Spieler auch weiter mitspielen zu lassen.
"Der Spieler kann ja nichts dafür, wenn sein Trikot beschmiert oder vielleicht auch zerrissen wird. Das kann ja auch passieren." Den konkreten Fall in Aschersleben konnte und wollte Rieber nicht bewerten. "Dazu habe ich zu wenig Infos. So etwas ist mir auch noch nicht untergekommen."
Unbepflocktes Trikot dabei
Dessau-Roßlaus Trainer Georgi Swiridenko jedenfalls hat seine Schlüsse nach dem Wochenende gezogen. "Da wir keine zwei Heim- oder Auswärtssätze an Trikots besitzen, haben wir ab sofort immer ein unbeflocktes Trikot dabei", hat Swiridenko festgelegt. Um im Falle eines Falles das Trikot sofort wechseln und die Nummer draufschreiben oder drauftapen zu können. "Das kann ja immer wieder passieren." Sonnabend in Aschersleben hätte es zwei wichtigen Punkte kosten können. Man frage beim HCA nach...