Nach vier Jahren Bauzeit Hafen Roßlau wieder in Betrieb - Fast 17 Millionen Euro in neu Kaimauer und Gleise investiert

Rosslau/MZ - Der obligatorische Banddurchschnitt und die geplante Lokfahrt auf neuem Gleis fielen am Mittwoch buchstäblich ins Wasser. Nichtsdestoweniger haben trotz des mehrstündig anhaltenden Wolkenbruchs Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras den Industriehafen Roßlau nach umfassender Modernisierung feierlich in Dienst gestellt.
Hafen war eines der größten Infrastrukturvorhaben für die Stadt Dessau-Roßlau
Pünktlich nach Bauzeitenplan endete damit eines der größten Infrastrukturvorhaben für die Stadt Dessau-Roßlau, die die Mehrheitsanteile am Industriehafen Roßlau (IHR) hält (51 Prozent) und als Bauherr agierte. Die Stadt hat für das Projekt über eine vierjährige Bauzeit insgesamt 16,9 Millionen Euro investiert. Das Land hat das Großvorhaben mit einem Zuschuss aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur mit 80 Prozent gefördert.
Dass die Unterstützung vom Land über einen langen Zeitraum zuverlässig und vertrauensvoll blieb, rechnet Kuras zu großen Teilen Ministerpräsident Haseloff persönlich zu, der die Maßnahme über alle Phasen engagiert begleitet habe, auch wenn das sehr komplexe Vorhaben kompliziert wurde. „Das wurde uns zum ersten Mal deutlich, als wir erkannten, dass Genehmigungsplaner und Ausführungsplaner über ein und dasselbe Projekt unterschiedliche Meinungen hatten“, erinnert sich Kuras, der seit 2014 mit seiner Amtsübernahme als Oberbürgermeister auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der IHR wurde. „Wir planten bisher ja meist für Straßen, Brücken und Gebäude - nicht für Gleisanlagen und Kaimauern.“
Hilfe gesucht und gefunden hat Dessau-Roßlau beim Hafenverbund der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO), zu dessen sechs Häfen der Industriehafen Roßlau gehört. SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff und Aufsichtsratsvorsitzender Jens Albrecht nutzten die Hafeninbetriebnahme in Roßlau, um auf die drängende Aufgabe „Güterverkehrslogistik“ hinzuweisen.
Albrecht - in Personalunion im Freistaat zugleich Abteilungsleiter Mobilität im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr - sieht den Staat durchaus in der Verantwortung als Logistiker, um die enormen Zuwächse beim Güterverkehr nicht allein zu bewältigen, sondern auf nachhaltige Wege zu lenken. „Die Straße kann nicht mehr alles aufnehmen. Gerade im Ost-West-Richtungsverkehr aus den Nachbarländern Tschechien und Polen ist unsere Autobahn A 4 das pure ‚rollende Lager‘. Mit unserem Hafen in Dresden gibt es jetzt in Nord-Süd-Richtung Entspannung. Da können wir per Bahn die Waggons bis zum Überseehafen nach Rostock schicken.“

Als trimodaler Hafen für die Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasser hat sich der Industriehafen Roßlau eingestellt auf Steigerung des Güterumschlags mit den klimafreundlichen Verkehrsträgern Bahn und Schiff. Und da der Mensch auf den Wasserstand der Elbe wenig Einfluss nehmen kann, widmeten sich die Modernisierungsarbeiten am trimodalen Umschlagsort Hafen den Eisenbahnkapazitäten umso energischer. So wurde bereits im ersten Bauabschnitt 2015 die Brücke über die Hafenanschlussbahn im Zuge des Brambacher Weges erneuert, wie Projektleiterin Katrin Czekalla aus dem städtischen Amt für Wirtschaftsförderung sagte. Das Anschlussgleis im Bereich des Deutschen Hydrierwerkes Rodleben (DHW) über 2,1 Kilometer einschließlich der Bahnübergänge folgten. Im Hafenbereich selbst waren dann noch einmal 1,2 Kilometer Gleis von der Anschlussgrenze DHW bis zu Beginn der Kaianlage zu erneuern.
IHR hat am Donnerstag, 1. Juli, wieder die Geschäfte im Hafen Roßlau übernommen
Trotz Bauarbeiten und offizieller Ruhestellung der Hafengeschäfte war der Rangierbetrieb nie gänzlich weg, sagte IHR-Geschäftsführer Gunto Mörer. „Die Güterverkehrsstelle Hafen Roßlau war für die DB Cargo nicht infrage gestellt.“ Anders als für den sanierten Hafen Torgau, der bis heute für den globalen Logistikdienstleister abgeklemmt bleibt.
Mit der Hafenfreigabe übernimmt ab 1. Juli wieder die Industriehafen Roßlau GmbH die Geschäfte. Und Geschäftsführer Mörer den symbolischen Schlüssel für sein neues „Haus“ mit modernen Anlagen. Eine schienengebundene Kranbahn aber gibt es nicht. Dafür aber einen Hafenmobilkran, der zwei parallele Gleise an der neuen Kailinie überspannt.