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Großfamilie Wiehl aus Roßlau  Großfamilie Wiehl aus Roßlau : Geschenke vom Patenonkel Joachim Gauck

Von Silvia Bürkmann 11.03.2016, 12:57
Besuch Waltraut Wolff (SPD, l.) und Geschenke für die Großfamilie von Mandy und Marko Wiehl aus Roßlau mit einem der jüngsten Ehrenpatenkinder des Bundespräsidenten, Charlotte Florentine (ein Jahr).
Besuch Waltraut Wolff (SPD, l.) und Geschenke für die Großfamilie von Mandy und Marko Wiehl aus Roßlau mit einem der jüngsten Ehrenpatenkinder des Bundespräsidenten, Charlotte Florentine (ein Jahr). Lutz Sebastian

Roßlau - Der Fototermin in der Großfamilie läuft fast schon generalstabsmäßig. Und es ist auffällig ruhig im Wohnzimmer einer Großfamilie mit sieben Kindern zwischen ein und 15 Jahren. Einzig die Kleinste erschrickt beim Anblick der vielen fremden Menschen und beginnt zu weinen. Aber Charlotte-Florentine hat den Bonus der Hauptperson und einen Platz im Arm von Mama Mandy sicher. Die Tränchen trocknen schnell - und das Bild ist im Kasten.

Zur Familie von Mandy und Marko Wiehl aus Roßlau gehören Josephine-Christin (15 Jahre), Lara-Sophie (13) und Emely-Tabea (7) als die großen Schwestern des blonden Winzlings, dazu die Brüder Julian Maurice (12), Damien (9) und Lennox Finnlay Florian (3).

Tag mit 24 Stunden fast zu kurz

Das Gewusel und Gekrabbel von rechts, links, vorn und hinten ist Waltraut Wolff nicht fremd. Die Frau aus Wolmirstedt, seit 1998 SPD-Bundestagsabgeordnete vom Wahlkreis Börde-Jerichower Land, ist selbst Mutter von vier Kindern und schließt beim stellvertretenden Besuch für den Bundespräsidenten die sieben Wiehl-Sprösslinge umgehend in ihr Herz. Umso mehr, als sie sieht, dass neben der Kleinsten auch Emely-Tabea an einer Hautkrankheit leidet. „Wie meine Katharina“, seufzt Wolff, als sie die Siebenjährige sacht drückt.

Auf Antrag übernimmt der Bundespräsident die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind einer Familie. Diese Patenschaft wird pro Familie nur einmal übernommen. Die Ehrenpatenschaft hat vor allem symbolischen Charakter und ist nicht mit einer Taufpatenschaft zu vergleichen. Sinn und Zweck ist, das Ansehen und Sozialprestige kinderreicher Familien in der Bundesrepublik zu steigern und die besondere Bedeutung von Familien und Kindern fürs Gemeinwesen zu verdeutlichen.

Im Jahr 2015 waren es 550 Ehrenpatenschaften. Bundespräsident Joachim Gauck hat seit dem Amtsantritt am 18. März 2012 bisher 2 209 Ehrenpatenschaften übernommen (Stand: 31.12.2015). In Dessau-Roßlau hatte Joachim Gauck zuletzt im Dezember 2015 die Patenschaft für die Zwillinge Paula und Pia Fricke übernommen.

Doch während Wolffs heute 38-jährige Tochter an einem Ekzem litt, das sich „auswuchs“, tragen die beiden Wiehl-Mädchen einen Gendefekt in sich. Nicht ansteckend ist die Ichthyose („Fischschuppenkrankheit“), aber auch nicht heilbar. Nur die Symptome können behandelt werden und setzen eine intensive Pflege voraus: Zwei bis dreimal pro Tag ist die Haut am ganzen Körper zu baden, von den Verhornungen freizurubbeln und einzucremen. „Mit 24 Stunden ist der Tag fast zu kurz“, schildern die Eltern einen Alltag, der jeden Morgen zwischen drei und vier beginnt. Dann ist das erste Bad für Emely zu richten, ehe um fünf die beiden großen Jungen geweckt werden, die um 6 Uhr ihren Schulweg in die Pestalozzi-Schule und in die Körperbehindertenschule „An der Muldaue“ antreten. Josie und Lara stehen zuletzt auf, sie besuchen die Sekundarschule „An der Biethe“ an beiden Roßlauer Standorten: Die Große noch in der Mitschurinstraße, die Jüngere schon im Schulhaus in der Goethestraße. Sport machen beide gern, wie auch den Bauchtanz.

Einen richtigen Pokal hat sich schon Damien erkämpft, der Stadtsieger der Altersklasse U10a ist gleichfalls ein versierter Kegler, wie auch seine große Schwestern.

Hoffen auf barrierefreie Wohnung

Das Leben in einer Großfamilie braucht zuerst den geregelten Ablauf, wissen die Eltern. Mandy (36) und Marko (44) stammen beide aus Zerbst, wohnten in Roßlau im Richard-Paulick-Ring und zogen vor vier Jahren in den sanierten Altbau in der Poetschstraße. Ein Durchbruch im ersten Stock machte zwei Wohnungen zu einer, aber keineswegs zur Ideallösung. Die müsste barrierefrei sein, hoffen die Wiehls auf Unterstützung.

Waltraud Wolff will sich umhören. Und die Familie zu einem Termin im Jobcenter begleiten. „Rückzahlungen werden geltend gemacht von alter Zeit. Wir verlieren die Übersicht“, sind Mandy und Marko über Hilfe dankbar. (mz)