Großer Auftrag für Pharmaunternehmen Großer Auftrag für Pharmaunternehmen: Forschung gegen tödliches Virus in Dessau-Roßlau

Rodleben - Von Rodleben aus soll gegen die tödliche Atemwegserkrankung MERS gekämpft werden: Der Pharmahersteller IDT Biologika leitet für die nächsten fünf Jahre ein Projekt zur Entwicklung eines Impfstoffs. 36 Millionen Euro Förderung stehen zur Verfügung. Ziel ist ein Präparat für die massenhafte Herstellung, mit dem künftige Epidemien verhindert werden sollen. Der Kooperationsvertrag wird am Montag im Bundesministerium für Bildung und Forschung unterzeichnet.
IDT steuert großen Forschungsverbund
„Die Entwicklung dieses Impfstoffes wird eine faszinierende und spannende Aufgabe für die nächsten Jahre“, sagt IDT-Pressesprecher Christian Herschel, denn bislang gibt es noch keinen Impfstoff gegen MERS. Das Unternehmen steuert dabei einen Verbund, zu dem Universitäten des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung und Institutionen in den Niederlanden gehören.
Ein erster Prototyp gegen die Erkrankung existiere bereits und werde in einer klinischen Studie erprobt. „Damit ist es möglich, einen solchen Impfstoff nach Bedarf auch in industriellem Maßstab herzustellen.“ Das gegründete Konsortium solle die Entwicklung jetzt weiter vorantreiben.
IDT stellt seit fast 100 Jahren Impfstoffe und Medikamente für Tier und Mensch her
IDT produziert seit fast 100 Jahren Impfstoffe und Medikamente für Tier und Mensch. Weltweit hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Dessau-Roßlau rund 2 000 Mitarbeiter und erreichte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 220 Millionen Euro. IDT hatte sich für das Projekt bei der Initiative Cepi (Coalition for Epidemic Prepardness Innovations) beworben. Die Organisation ist eine internationale Partnerschaft aus Staaten, Stiftungen und Pharmaindustrie und gründete sich 2017 als Folge der Ebola-Epidemie. Cepi fördert die Entwicklung von Impfstoffen, die für Pharmafirmen wirtschaftlich uninteressant oder schwierig zu erforschen sind.
Der Fokus liegt jetzt auf Erregern mit dem höchsten Ansteckungspotenzial. In einer ersten Stufe sollen für die drei Krankheiten MERS – die Abkürzung steht für „Middle East Respiratory Syndrome“ -, Lassa-Fieber und Nipah-Fieber Impfstoffe so weit wie möglich entwickeln. In der Hoffnung, dass sie einsatzbereit sind, wenn ein Ausbruch beginnt.
2012 gab es weltweit etwa 2.300 nachgewiesene MERS-Fälle
Rund 2 300 nachgewiesene MERS-Fälle weltweit hatte die Weltgesundheitsorganisation 2012 gemeldet - und stuft die Krankheit mit hoher Epidemie-Gefahr ein. Vor etwa drei Jahren beispielsweise hatte sich ein Südkoreaner im Nahen Osten infiziert, im Heimatland wurden 186 Menschen angesteckt. 36 Menschen starben, die Wirtschaft in Südkorea erlitt schwere Verluste.
Mit insgesamt 90 Millionen Euro in den ersten fünf Jahren beteiligt sich Deutschland an Cepi. „Krankheitsausbrüche wie Ebola oder Lassa-Fieber werden immer wieder die Gesundheit vieler Menschen bedrohen, solange es keine wirksamen Impfstoffe gibt. Deshalb beteiligen wir uns an Cepi“, sagt Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU).
„Mich freut besonders, dass auch deutsches Know-how einen wichtigen Beitrag für eine bessere Gesundheitssicherheit weltweit leistet.“ Bei den Ausschreibungen der Cepi konnten sich weltweit Kooperationen bewerben. Der Verbund um die IDT ist der einzige Verbund aus Deutschland, der ausgewählt worden war. Projekte wurden bisher an drei Verbünde unter anderem aus Österreich und den USA vergeben.
Entwicklung des Impfstoffes ist ein komplexes Vorhaben
„Wir hoffen, dass das Konsortium um die IDT Wissen und Expertise bündeln kann, um diesen Impfstoff in die klinische Anwendung zu überführen und uns so einen Schritt näher an das Ziel zu bringen: die Gefahr einer MERS-Epidemie zu bannen“, sagt Cepi-Chef Richard Hatchett. Bis zu acht Verbünde sollen insgesamt Präparate entwickeln, zum Teil gegen denselben Erreger. Das soll die Wahrscheinlichkeit auf einen Erfolg erhöhen.
„Die Entwicklung ist ein komplexes und risikobehaftetes Vorhaben, das nur geringe Erfolgsquoten hat. Um überhaupt die Chance eines einzigen erfolgreichen Impfstoffs zu haben, muss man mehrere vielversprechende Kandidaten in die Entwicklung bringen.“
Bis Ende des Jahres sollen über 20 Produkte in der Auswahl sein. Und auch das langfristige Ziel der Organisation ist ehrgeizig: „Wir wollen eine Welt schaffen, in der die Menschheit nicht mehr von Epidemien bedroht wird“, so Hatchett.
(mz)