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Goldgräberstimmung Goldgräberstimmung: Ein Archäologe aus Dessau hat einen Schatz gefunden

Von Heidi Thiemann 01.01.2017, 13:00
Der Münzschatz von Altlandsberg (Brandenburg) wurde kurz vor Weihnachten präsentiert.
Der Münzschatz von Altlandsberg (Brandenburg) wurde kurz vor Weihnachten präsentiert. dpa/Archiv

Dessau/Altlandsberg - „Schätze finden immer die anderen. Nicht die Archäologen“, lacht Matthias Pytlik. Schatzsucher zum Beispiel, die mit Metalldetektoren unterwegs sind.

Dass der Zufall aber diesmal genau das Gegenteil wollte, das hat der Dessauer am 7. November in Altlandsberg erfahren. Und muss immer noch staunen über den Fund, der als bisher größter Münzschatz Brandenburgs gilt: Insgesamt 7.450 Münzen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert.

„So richtig bewusst geworden, welche Bedeutung der Münzschatz hat, welch großes Interesse daran besteht, ist es mir erst bei der Präsentation kurz vor Weihnachten“, sagt er. Als er als Grabungsleiter gemeinsam mit der Kulturstaatsministerin, dem Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums und seinem Chef Torsten Dressler der Öffentlichkeit den Fund vorstellen durfte.

„Gut, dass danach Weihnachten und eine Pause war“, lacht er. Und da hat es den 41-Jährigen zurück in die Heimat nach Dessau zu seinen Eltern gezogen, wo ein Spaziergang mit seinen beiden Kindern (3 und 5 Jahre) auch zum Burgwall nach Kühnau führte.

Denn immer hat Matthias Pytlik ein wachsames Auge auf die Landschaft - erkennt Veränderungen, Erhebungen, weiß sie zu deuten, die Geschichte dahinter zu lesen.

Von klein auf an der Archäologie interessiert

Das Interesse daran wurde schon in der Kindheit durch den Vater geweckt. „Die frühesten Bücher, an die ich mich erinnere, waren die Dessauer Häuserbücher“, schmunzelt er. Später machte Matthias Pytlik bei den Pfadfindern mit und war am Dessauer Naturkundemuseum ab 1984 aktiv in der Archäologen-Arbeitsgemeinschaft von Hans-Peter Hinze.

Im Museum auch hatte er bei Hinze verschiedene Praktika gemacht. „Für mich war das eine gute Studienvorbereitung“, erzählt Pytlik, der nach dem Abitur am Liboriusgymnasium ab 1995 Archäologie in der Frühgeschichte an der Berliner Humboldt-Universität studiert hatte, im Zweitfach mittelalterliche Geschichte.

Zwar hat es neun Jahre gedauert, ehe er den Studienabschluss in der Tasche hatte, „aber ich war ständig bei verschiedenen Grabungen dabei“, erzählt er - ob am Kap Arkona auf Rügen oder an der Donau in Bulgarien.

Seit 2001 als studentischer Mitarbeiter beim Archäologiebüro ABD-Dressler in Glienicke. Drei Jahre später wurde er dort fest angestellt und ist seitdem von der Lausitz bis zur Priegnitz und von der Uckermark bis zum Fläming in verschiedenen Projekten unterwegs.

Und plötzlich einen Schatz gefunden: „Wir sind sofort hingestürmt“

Seit März 2014 gehört Altlandsberg dazu. Dort hat der Grabungsleiter schon die Rekonstruktion und Sanierung der Schlosskirche mit begleitet, danach die Rekonstruktion des Brau- und Brennhauses. Und nun stand in der nächsten Etappe die Flächengestaltung rund um das Brau- und Brennhaus an, als am 7. November der Baggerfahrer die Fläche in rund ein Meter Tiefe dafür plan ziehen wollte - und plötzlich auf den Rand eines Kruges traf.

„Wir sind sofort hingestürmt“, erzählt Pytlik begeistert. Alle zuständigen Stellen wurden informiert, der Schatz noch am selben Abend geborgen: Eine Spardose aus Keramik, in deren Bauch sich 7.450 wertvolle Geldstücke befanden, darunter 13 Prager und Meißner Silber-Groschen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, zehn Gulden und ein rheinischer Reichsgulden. Dazu kamen tausende Hohlpfennige.

Versenkt worden war die Spardose vor rund 600 Jahren „im Sumpf vor der Stadtmauer“, erzählt Pytlik. Eine starke Torfschicht hatte den Schatz geschützt und auch dafür gesorgt, dass die Münzen praktisch auch gut konserviert waren.

Noch einmal in seiner Laufbahn auf solch einen Fund zu treffen, Matthias Pytlik glaubt es kaum. Das meiste, was er bei Grabungen finde, seien Scherben. Aber auch diese seien wertvoll, könne man damit doch ungefähr das Jahrhundert bestimmen, in dem sie gebrannt wurden.

Vor ein paar Jahren wiederum stieß er in einer mittelalterlichen Burg auf eine Blechkiste. Das vermeintliche Autoradio stellte sich als Spionagefunkgerät vom BND heraus. Also auch ein wertvolles Relikt, ebenso wie die 400 Jahre alten Wasserleitungen, die in Altlandsberg gefunden wurden. Doch nichts reichte bislang an den Münzschatz heran. (mz)

Gemeinsam mit Timo Nesse hat Matthias Pytlik (l.)  den Münzschatz am 7. November in Altlandsberg freigelegt.
Gemeinsam mit Timo Nesse hat Matthias Pytlik (l.)  den Münzschatz am 7. November in Altlandsberg freigelegt.
Torsten Dressler
Der Schatz wurde gesäubert und dokumentiert.
Der Schatz wurde gesäubert und dokumentiert.
Matthias Pytlik
Auf dem Gelände des Schlossgutes in Altlandsberg finden Tiefbauarbeiten unter archäologischer Baubegleitung und Dokumentation statt. Dabei wurde der Münzschatz gefunden.
Auf dem Gelände des Schlossgutes in Altlandsberg finden Tiefbauarbeiten unter archäologischer Baubegleitung und Dokumentation statt. Dabei wurde der Münzschatz gefunden.
Matthias Pytlik