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Gesundheit in Sachsen-Anhalt Gesundheit in Sachsen-Anhalt: Dessau-Roßlau holt Platz 2 beim Krankenstand

Von Silvia Bürkmann 30.10.2019, 09:50
Sibylla Merian (l.) und Alexandra Honigmann (r.) vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen Sachsen-Anhalt diskutieren an der Seite von Thomas Büttner über die Aussagen im Gesundheitsreport der DAK-Gesundheit.
Sibylla Merian (l.) und Alexandra Honigmann (r.) vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen Sachsen-Anhalt diskutieren an der Seite von Thomas Büttner über die Aussagen im Gesundheitsreport der DAK-Gesundheit. Silvia Bürkmann

Dessau-Roßlau - In dieser Statistik hat Dessau-Roßlau ungewollt einen Platz auf dem Treppchen inne: Der Krankenstand ist 2018 erheblich gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Ausfalltage von Arbeitnehmern wegen Erkrankungen um 1,2 Prozent zu. Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 59 krankgeschrieben.

Mit 5,9 Prozent hat die gemeinsam beleuchtete Region Dessau-Roßlau/Anhalt-Bitterfeld den zweithöchsten Krankenstand in Sachsen-Anhalt und liegt damit nunmehr über dem Landesdurchschnitt (5,5 Prozent). Das geht aus der aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit hervor, die der Leiter des Servicezentrums, Thomas Büttner, vorstellte.

Die Krankenkasse DAK hat nach eigenen Angaben 120.000 Versicherte in Sachsen-Anhalt, davon rund 20.000 in Dessau-Roßlau sowie im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden verursachen die meisten Ausfälle

Die für Dessau-Roßlau wichtigsten Veränderungen bei Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Die Fehltage bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden sind um 18 Prozent gestiegen und verursachten wie im Vorjahr die meisten Ausfalltage in der Region. In der Region Anhalt kamen mit dieser Diagnose auf 100 Versicherte 450 Fehltage, knapp 21 Prozent vom gesamten Krankenstand.

Auf Rang zwei der häufigsten Ausfallursachen landen Atemwegserkrankungen wie beispielsweise eine schwere Bronchitis. Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent. Hier wirkte statistisch die langanhaltende Grippewelle 2017/18 noch nach.

Explizit im Gesundheitsreport 2018 untersucht hat die DAK Gesundheit den Schwerpunkt Sucht und wie viele Erwerbstätige mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Zigaretten und Computerspiele zu kämpfen haben. Während erstgenannte Suchtmittel seit langem registriert werden, wurde erstmals auch die Computerspielsucht untersucht. Der „Neuling“ bringt signifikante Daten ein: Rund 72.000 Erwerbstätige in Sachsen-Anhalt zeigen ein riskantes Nutzungsverhalten bei Internet- und Videospielen.

Knapp 79 Prozent der Beschäftigten konsumieren zumindest gelegentlich Alkohol

Für den DAK-Report wertete das Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen (IGES) insgesamt die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Sachsen-Anhalt aus. Mit repräsentativer Befragung von 5.000 Beschäftigten sowie Expertenbefragung über Verbreitung und Umgang mit Suchtmitteln gelangte die Untersuchung zu dem Fazit: „Zehntausende Beschäftigte in Sachsen-Anhalt haben ein Suchtproblem.“

Aufgeschlüsselt auf verschiedene Suchtmittel zeigte sich folgendes Bild: Knapp 79 Prozent der Beschäftigten konsumieren zumindest gelegentlich Alkohol, 21 Prozent leben abstinent. 53.000 Beschäftigte indes zeigen einen riskanten Alkoholkonsum - das sind knapp sechs Prozent. Der Großteil direkter Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist in Sachsen-Anhalt auf Alkohol zurückzuführen (82 Prozent). „Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol“, schätzt Büttner ein.

Der Einstieg in diese Sucht beginne oft in sehr jungen Jahren

Als riskanter Alkoholkonsum gelten Muster, denen bereits das Risiko von Folgeschäden innewohnt. Das sind für Männer pro Tag zwei Bier á 0,3 Liter und für Frauen ein Glas. Schädlicher Alkoholkonsum oder Abhängigkeit wird vor allem bei jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren registriert.

Die Luft in Restaurants und Büros hat sich mit dem Rauchverbot geklärt. Dennoch ist das Rauchen laut DAK-Report die verbreitetste Sucht im Land. Jeder vierte Arbeitnehmer ist zigarettenabhängig, das sind 219.000 Beschäftigte.

Der Einstieg in diese Sucht beginne oft in sehr jungen Jahren. Sowohl Sibylla Merian, Referatsleiterin Arbeitsunfähigkeit beim Medizinischen Dienst (MDK) der Krankenversicherung Sachsen-Anhalt, als auch Alexandra Honigmann, Ärztliche Gutachterin des MDK, sehen das Rauchen als gefährliche Einstiegsdroge.

Laut DAK-Gesundheitsreport haben Arbeitnehmer mit Hinweisen auf eine sogenannte Substanzstörung infolge Drogenkonsums deutlich mehr Fehltage im Job. Der Krankenstand Betroffener ist mit 8,8 Prozent wesentlich höher als der ihrer Kollegen ohne auffällige Probleme. Sie fehlen aber nicht nur, weil sie wegen Suchtproblemen krankgeschrieben werden. Sie fallen auch öfter aus bei Infekten oder Erkrankungen von Kreislauf und Psyche. (mz)