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Gegen viele Vorbehalte Gegen viele Vorbehalte: Kurde macht Ausbildung bei "Gutmacher"

Von Oliver Schröter 04.02.2016, 09:51
Aydin Karasongül und Clemens Knitsch: Der junge Kurde hat im Unternehmen zuvor ein Praktikum absolviert.
Aydin Karasongül und Clemens Knitsch: Der junge Kurde hat im Unternehmen zuvor ein Praktikum absolviert. Schröter Lizenz

Dessau - Pünktlich um 6.30 Uhr betritt Aydin Karasongül den unscheinbaren Flachbau eines kleinen Industriekomplexes an der Elisabethstraße in Dessau. Er steigt in seine Arbeitshose, streift das schwarze Polohemd mit dem grünen Schriftzug über und gesellt sich zum Team der Gutmacher. Der für einen Installationsbetrieb im Bereich Heizung, Sanitär, Lüftung, Klima- und Solartechnik ungewöhnliche Name gibt der Überzeugung des Firmengründers und Geschäftsführers Clemens Knitsch Ausdruck, einen Betrieb für eher traditionelles Bauhandwerk modern zu führen. Aydin Karasongül ist Auszubildender bei dem Unternehmen.

Das Zeug zum Gutmacher

„Aydin ist Kurde, kam vor drei Jahren aus der Türkei nach Dessau - und in der Schule lief es für ihn nicht so gut“, so Knitsch. „Viele Unternehmen in unserer Branche suchen ja händeringend nach fähigen Azubis, haben dann aber Vorbehalte gegenüber jungen Migranten.“ Für Knitsch und sein Team ist das vollkommen unverständlich. „Natürlich schauen auch wir auf das Zeugnis der Bewerber, aber Herkunft oder Geschlecht spielen keine Rolle“, so der Geschäftsführer. „Die Leute müssen sich im Alltag bewähren, offen, interessiert und umsichtig an die Arbeit gehen. Sie müssen zum Team passen und Verantwortung übernehmen.“ Karasongül habe während eines Praktikums bewiesen, dass er das Zeug zum Gutmacher hat.

Seit dem vergangenen Herbst ist der 19-Jährige fest im Boot, absolviert eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Anlagenmechaniker. Nach einer langen Phase der Orientierungslosigkeit und einigen Rückschlägen ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft. „Als ich das Praktikum begonnen habe, war das hier für mich ein vollkommen neues Thema“, erinnert sich Karasongül. „Ich wollte etwas Handwerkliches lernen, aber meistens bekam ich auf meine Bewerbungen nur Absagen.“

Theoretische Ausbildung in der Berufsschule

Bei den Gutmachern unterstützt er die Monteure in allen Bereichen des Leistungsspektrums, sein Hauptgebiet ist aber die Haustechnik. Ob große gewerbliche Neubauten oder kleine private Modernisierungs- oder Reparaturaufträge in Dessau, in der Region und überregional: der „Neue“ muss mit ran. Die Arbeit macht ihm Spaß, im Team fühlt sich Karasongül aufgehoben. So sieht er auch der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule zuversichtlich entgegen. „Ich weiß schon, dass ich mich da anstrengen muss.“

Clemens Knitsch ist ebenfalls optimistisch. Läuft alles rund, stehe einer späteren Übernahme nichts im Wege. Und die Verpflichtung Karasongüls markiere erst den Startpunkt der Nachwuchsarbeit. Die Gutmacher GmbH sucht auch zukünftig junge Leute, die unabhängig von den individuellen Voraussetzungen einen ersten Schritt in die berufliche Zukunft machen möchten. (mz)

Informationen zum Unternehmen unter www.gutmacher.info.